Determinationsthese
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-- dom 09:42, 12. Dez 2005 (CET)
Die Determinationsthese ist ein Modell zur Erklärung der Beeinflussung von Journalismus durch Öffentlichkeitsarbeit.
Im Zuge der Diskussion um Modelle und Thesen wie Gatekeeping, Nachrichtenwerttheorie, PR im Journalismus usw. der Kommunikationswissenschaft stellt sich die Frage, ob Journalisten tatsächlich frei von jeder Wertung und Determination von aussen Nachrichten auswählen. Die Diskussion um die Determinationshypothese.
Baerns (1985,17)*(1) versteht das Verhältnis PR-Journalismus als Nullsummenspiel:[…] „je mehr Einfluss Öffentlichkeitsarbeit ausübt, um so weniger Einfluss kommt Journalismus zu und umgekehrt“
Die Beziehungen zwischen Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit beim Entstehen und Zustandekommen von Medieninhalten bezeichnet Baerns als Einfluss.
Baerns beschreibt die PR als „... Selbstdarstellung partikulärer Interessen und speziellen Wissens durch Information“
In der Fülle von Informationen zeigen Untersuchungen von Nissen/Menningen 1975, dass Journalisten ihre publizistische Aufbereitung oft nicht autonom und unvoreingenommen unternehmen (vgl. News Bias), sondern von Primärkommunikatoren determiniert werden. Was die publizistische Leistung betrifft, stellten Nissen und Menningen sogar eine extrem geringe "Transformationsleistung" der Journalisten fest (gemeint ist die Veränderung des Pressematerials durch Umformulierung und Kommentierung). Die grosse Mehrheit des Pressematerials (75% bis 90%) fand unkommentiert und lediglich leicht bearbeitet seinen Niederschlag.
Fazit:
- Themen werden nicht durch die Journalisten selbst determiniert, sondern durch die Primärkommunikatoren
- Pressekonferenzen und Medienereignisse schaffen die News!
Die in Deutschland weitreichendste Untersuchung der Determinierunghypothese hat Barbara Baerns geleistet. In verschiedenen Studien, die den Einfluss von PR auf journalistische Beiträge untersuchten, stellte sie fest, dass PR "Themen und Timimg" des Journalismus determiniert. Die Übernahmequoten liegen im Bereich von 60-80%, die Eigenleistung der Journalisten ist gering.
Diese Ergebnisse haben zu einer weiteren Beschäftigung der Wissenschaft mit diesem Verhältnis geführt. Einige Studien unterstützten die These der Determinierung (z.B.Grossenbacher) andere differenzierten die Ergebnisse und ergänzten intervenierende Variablen wie Nachrichtenwert und Krisen- vs.Aktions-PR (Barth/Donsbach) und zum Schluss gibt es auch Widerlegung der These (Saffarnia). Mittlerweile gilt die Determinierungsthese in ihrer Einseitigkeit allerdings als widerlegt. Andere Modelle haben sich durchsetzen können. Zur Zeit dominieren systemtheoretische Überlegungen, allerdings auf sehr hohem Abstraktionsniveau. Aber auch das Intereffikationsmodell beansprucht weiterhin Gültigkeit.
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[Bearbeiten] Intereffikationsmodell
Ausgehend von der Annahme, dass PR und Journalisten aufeinander angewiesen sind, formuliert Günter Bentele 1997 die Intereffikationsthese: Journalismus und Public Relations sind zwei ausdifferenzierte Teilsysteme der öffentlichen Kommunikation die einander wechselseitig beeinflussen. Intereffektion ist ein Kunstwort, das aus den lateinischen Wörtern inter (zwischen) und efficare (etwas ermöglichen) zusammengesetzt ist, also in etwa "gegenseitige Ermöglichung" bedeutet. Die zentrale These: Sowohl im Journalismus wie auch in der Öffentlichkeitsarbeit sind die jeweiligen Kommunikationsleistungen nur möglich, "weil die andere Seite existiert und mehr oder weniger bereitwillig mitspielt".[1] PR-Leistung ermöglicht also Journalismus und erst Journalismus ermöglicht PR.
[Bearbeiten] Das Intereffikationsmodell
Bentele u.a. (1997,240) verstehen den wechselseitigen Beeinflussungsprozess von PR und Journalismus als Intereffikation, d.h. „[…] als komplexes Verhältnis eines gegenseitig vorhandenen Einflusses, einer gegenseitigen Orientierung und einer gegenseitigen Abhängigkeit zwischen zwei relativ autonomen Systemen“.
Günter Bentele u.a. (1997,228ff) entwickeln ein Modell, das von vier Akteuren der öffentlichen Kommunikation ausgeht. Zwischen den Kommunikatorgruppen PR, Journalisten und Fachkommunikatoren (politische, wirtschaftliche, kulturelle Kommunikatoren usw.) sowie dem Publikum bzw. den Rezipienten (1997,228) „[…] bestehen komplexe und differenzierte Beziehungen[…]
Das Modell der Intereffikationwill als Modell empirische Forschung organisieren und strukturieren. Es bildet Prozesse auf der systemischen (Journalismus -PR), der organisatorischen (PR-Agentur, Pressestelle - Redaktion) und individuellen Ebene (PR-Praktiker - Journalist) ab. Zwei zentrale Prozesse beschreiben das Verhältnis von PR und Journalimus auf den 3 Ebenen:
- Induktion: beschreibt gerichtete Einflussprozesse der einen Seite auf die andere (etwa: Pressemitteilung will Berichterstattung beeinflussen)
- Adaption: beschreibt Anpassungprozesse der einen Seite and die andere, als Voraussetzung Induktion durchzusetzen (etwa: PR achtet auf journalistische Auswahlkriterien)
GEV-
PR-System | -------------------induktionen PR/J-----> |Journalist. System |
PR-Abteilungen bzw. | ------------------Adaptionen PR/J-------> |Redaktionen bzw. |
PR-Akteure | <-------------------Adaptionen J/PR------- |Medienakteure |
_________| <-------------------Induktionen J/PR------ |_________________|
Mit diesem Modell wurde vor allem die Einseitigkeit der Determinierungsthese aufgegeben. Es bezieht mehrere Ebenen und Prozesse ein, die nicht nur von einer Seite verursacht werden, sondern im Zusammenspiel gesehen und analysiert wurden. Kritik hat dieses Modell wegen seiner angeblichen "Machtvergessenheit" und sprachlichen Erfindung. Andere Autoren (Ruß-Mohl) schlagen eher die Bezeichnung parasitäre Beziehung vor, wobei auch hier keine Richtung vorgegeben sein soll.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- [1] Bentele/Liebert/Seeling 1997: "Von der Determination zur Intereffikation". In: Bentele/Haller (Hrsg.) 1997
- Kunczik 2002: "Public Relations - Konzepte und Theorien", S. 355ff.
- (1) Kunczik Michaael(2002): Public Relations. Konzepte und Theorien
Journalismus und Public Relations