Deutscher Herrenklub
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Der Deutsche Herrenklub (DHK) war eine Interessenvereinigung von Großgrundbesitzern, Großindustriellen, Bankiers und hohen Ministerialbeamten. Der Klub wurde 1923 in Berlin gegründet und ging aus dem am 18. Oktober 1918 in den Räumlichkeiten der "Deutschen Gesellschaft 1914" gegründeten Verein "Solidarier" hervor. 1919 beschlossen die Solidarier sich fortan "Juniklub", um so ihre Ablehnung gegen die von ihnen als nationale Schmach gewertete Unterzeichnung des Vertrages von Versailles durch die deutsche Reichsregierung im Juni 1919 zum Ausdruck zu bringen.
Die Mitglieder des Klubs verstanden sich als "Repräsentanz einer konservativen politischen Oberschicht". Dieser Kreis gilt als die bedeutendste antidemokratische Ideenzentrale der frühen Weimarer Republik. Ihr erklärtes Ziel war es, das Vordringen des Marxismus in der deutschen Politik zu verhindern.
Gründungsmitglieder waren:
- Heinrich von Gleichen
- Eduard Stadtler
- Karl Helfferich (Bankier)
- Simon Marx (Bankier)
- Adam Stegerwald
- Franz Röhr
- Otto Strasser
- Bodo Graf von Alvensleben-Neugattersleben
Alvensleben definierte das Wort "Herren" aus dem Namenszug des Klubs 1923 wie folgt: "In unserem Lande ist der Begriff 'Herr' geknüpft an Name, Besitz oder Stellung. Tatsächlich hat er damit gar nichts zu tun. Der Begriff ist rein eine Frage der Persönlichkeit, und nur sie entscheidet darüber, ob der Arbeiter wie der Fürst ein Herr ist."
Auf Einladung Rudolf Pechels trat Adolf Hitler bereits 1922 im Klub auf, konnte jedoch keinen der Teilnehmer für die NSDAP gewinnen. Anknüpfend an die "Jungkonservativen" war die Organisation in "Ringen" geplant. Als Vereinssymbol wurde ein Ring gewählt und auch das von Gleichen-Rußwurm herausgegebene Blatt hieß Ring.
Im November 1924 wurde der Verein in "Deutscher Herrenklub" umbenannt. Der DHK berief sich auf die jungkonservativen Ziele, die Arthur Moeller van den Bruck in seinem Buch Das dritte Reich 1923 formuliert hatte. Mit der Bildung der Reichsregierung Franz von Papens, der ebenso wie der damalige Reichsinnenminister Wilhelm Freiherr von Gayl Mitglied des DHK war, gewann der 1932 etwa 5.000 Mitglieder zählende Verein erheblichen Einfluss auf die deutsche Politik. Publizistisches Organ war die Wochenzeitschrift Das Gewissen. Enge Kontakte bestanden zu Karl Haushofer. Kontakte bestanden auch zur Gäa.
Im Wahlkampf 1932 verhöhnt Adolf Hitler den Klub mit den Worten "Ihr redet gegen den Marxismus als Klassenerscheinung, und seid selbst die übelste Klassenerscheinung!". 1933 wurde der Klub in "Deutscher Klub" umbenannt. 1944 löste er sich schließlich auf.
Am 30. Mai 1946 verfügte die Britische Militärregierung in Deutschland in ihrer Verordnung Nr. 31, dass den Mitgliedern bestimmter, in der Verordnung namentlich aufgeführter Organisationen das passive Wahlrecht entzogen würde. Unter den in dieser Verordnung aufgelisteten Organisationen befand sich auch der Deutsche Herrenklub. Das ehemalige Berliner Klubhaus wurde von der Kommunistischen Partei Deutschlands beschlagnahmt und in das Heim für den Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands umgewandelt.
[Bearbeiten] Mitglieder des Herrenklubs
Weitere Mitglieder des Herrenklubs waren:
- Paul von Hindenburg (Ehrenmitglied)
- Franz von Papen
- Friedrich Flick
- Hugo Stinnes
- Fritz Thyssen
- Max Brauweiler (Geschäftsführer der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände)
- Alexander Ringleb (Bankier)
- Paul Lejeune-Jung (Schwerindustrieller)
- Heinrich Brüning
- Hermann Warmbold (I.G. Farben)
- Freiherr von Gayl
- Max Hildebert Boehm
- Hans Grimm
- Hans Blüher
[Bearbeiten] Literatur
- Manfred Schoeps, Der Deutsche Herrenklub. Ein Beitrag zur Geschichte des Jungkonservativismus in der Weimarer Republik, Diss. phil. Erlangen-Nürnberg 1974 (enthält Mitgliederlisten sowie Darstellungen der Vereinsarbeit von Heinrich von Gleichen-Rußwurm)
- Hans-Joachim Schwierskott, Arthur Moeller van den Bruck und der revolutionäre Nationalismus in der Weimarer Republik, Göttingen 1962, 72-74.