Doppelkapelle
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Die Doppelkapelle ist eine in der mittelalterlichen Baukunst bis zum 13. Jahrhundert verwendete spezielle Form des Sakralbaues. Hierbei werden zwei Kapellen mit zumeist - aber nicht immer (vgl. Goslar) - identischen Grundrissen in übereinanderliegenden Stockwerken errichtet. Diese wurden durch einen zentralen Luftraum miteinander verbunden. Die frühere Zuordnung der beiden Kapellengeschosse, die eine "Trennung zwischen den unteren und oberen Gesellschaftsschichten des Mittelalters" annahm, bei der die Unterkapelle dem "gemeinen Volk" und die Oberkapelle den "feudalen Herren" zugewiesen wurde ist heute nicht mehr haltbar. Stattdessen ist die Unterscheidung zwischen einer "öffentlichen" Unterkapelle, in der der Herrscher vor Amtshandlungen oder bei "Staatsbesuchen" mit seinen Gästen eine Messe feierte von einer "privaten" Oberkapelle, in der vor allem die Familie des Herrschers am Gottesdienst teilhaben konnte anzunehmen.
Meistens wurden die Doppelkapellen in staufischen Pfalzen bzw. Burgen, aber auch in Klöstern errichtet. Es sind 30 Doppelkapellen in Deutschland bekannt, von denen hier aufgeführt sind:
- Die Kapelle der Kaiserburg in der Nürnberger Burg
- die Goslarer Pfalzkapelle "St. Ulrich"
- auf Schloss Neuenburg über Freyburg
- auf der Burg Trifels im romanischen Bergfried
- über der Stadt Landsberg die Kapelle "St. Crucis" der ehemaligen Burg Landsberg
- auf der Burg Lohra
- im Dom zu Speyer
- in Nienburg an der Saale
- in der Predigerkirche in Eisenach
[Bearbeiten] Literatur
- Mathias Haenchen: Die mittelalterliche Baugeschichte der Goslarer Pfalzkapelle St.Ulrich. Diss. TU Braunschweig 1998, Braunschweig 1998
- Oscar Schürer: Romanische Doppelkapellen. Eine typengeschichtliche Untersuchung. in: Marburger Jahrbuch für Kunstwisschenschaft 5, 1929, S. 99 - 192