Dreidimensionale Fotografie
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Ein 3D-Foto ist eine fotografische Aufnahme, die eine stereoskopische Wiedergabe ermöglicht, bei der der Betrachter für jeden Punkt des Bildes auch eine Tiefeninformation wahrnimmt. Anders als eine Holografie kann ein 3D-Foto nur aus genau einem Blickwinkel betrachtet werden, der durch die Kameraposition bei der Aufnahme festgelegt wird.
Die technische Spezifikation für ein 3D-Bild ist in DIN 19040/Teil 8 genormt. Es heißt dort: "Das 3D-Bild ist der Sammelbegriff für ein Bild, das bei beidäugiger Betrachtung echte Tiefenwahrnehmung und damit räumliche Wirkung vermittelt".
Ein 3D-Foto besteht aus zwei stereoskopischen Halbbildern, die mit einer geeigneten Technologie oder Methode so betrachtet werden, das jedes nur von einem Auge wahrgenommen wird. Für die Aufnahme von 3D-Fotos werden daher meist spezielle Stereokameras verwendet.
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[Bearbeiten] Geschichte
Zur Jahrhundertwende (um 1900) sowie in den 1950ern erlebte die Stereo-Fotografie einen Boom, aufgrund des höheren technischen Aufwands hat sie sich jedoch nie dauerhaft durchgesetzt. Heute erlebt sie wieder eine leichte Renaissance, die der Einführung der Digitalkamera mit ihrem großartigen Lern- und Übepotenzial zu verdanken ist.
Sollte sich die Erkenntnis, dass man Stereobilder ohne Hilfsmittel betrachten kann, weiter verbreiten, könnte es einen regelrechten Boom in der Stereo-Fotografie geben.
[Bearbeiten] Widerspruch zwischen Entfernung und Linsenkrümmung
Der dreidimensionale Gesamteindruck beim normalen Sehen setzt sich aus zwei Informationen zusammen: Der unterschiedliche Blickwinkel beider Augen erzeugt zwei unterschiedliche Bilder und die Linsenkrümmung des Auges passt sich der Entfernung des gesehenen Objektes an, um eine scharfe Abbildung auf der Netzhaut zu erzeugen. Nur beide Eindrücke zusammen lassen einen echten 3D-Eindruck entstehen. Beim 3D-Foto wird aber den Augen nur die erste Information angeboten. Das Auge versucht nun, die Linsenkrümmung an die vermeintliche Entfernung anzupassen, scheitert aber erstmal bei dem Versuch, damit eine scharfe Abbildung auf der Netzhaut zu erreichen. Mit einer gewissen Verzögerung (im Millisekundenbereich) schafft es das Auge dann doch noch, das Bild scharf abzubilden. Es bleibt aber ein Widerspruch zwischen der vermeintlichen Entfernung des gesehenen Objekts und der tatsächlichen Linsenkrümmung. Das Resultat ist ein etwas unwirklicher Eindruck des Bildes. In Folge dessen klagen manche Menschen bei längerer Einwirkung auch über Schwindelgefühl oder sogar körperliches Unwohlsein.
[Bearbeiten] Technik
[Bearbeiten] Aufnahme
Bei der Aufnahme eines 3D-Fotos mit einer echten Stereokamera mit zwei Objektiven, kann ganz normal fotografiert werden. Bei der Motivgestaltung sollte auf eine gestaffelte Vorder-/Hintergrundanordnung von Gegenständen geachtet werden. Dieses fördert die räumliche Tiefenwirkung beim späteren Ansehen des Fotos. Landschaftaufnahmen mit normaler Stereobasis (Augenabstand) wirken auch bei einem 3D-Foto selten räumlich. Bei Landschaftaufnahmen muss deshalb mit anderen Mitteln eine erweiterte Stereobasis geschaffen werden. Hierbei werden zum Beispiel mit einer Kamera zwei Aufnahmen nacheinander gemacht und zwischen beiden Aufnahmen die Stereobasis auf ca. 50cm verbreitert. Nachteil dieses Verfahren ist es, dass sich zwischen beiden Aufnahmen etwas bewegen kann. Die Bewegung verhindert eine räumliche gleiche Zuordnung des Objektes im Stereobild. Deshalb empfiehlt es sich, Aufnahmen mit breiterer Stereobasis mit zwei festmontierten Kameras zu machen, die mit geeigneten Mitteln gleichzeitig ausgelöst werden, z. B. mittels Kabelauslöser. Eine für Stereo-Laien einfache Aufnahmetechnik bei Sucherkameras: erstes Objektfoto mit dem Körpergewicht auf dem linken Bein, zweites Objektfoto mit Körpergewicht auf dem rechten Bein.
[Bearbeiten] Wiedergabe/Ansehen
Zum Ansehen eines 3D-Fotos ist das Betrachten auf Papierbild mit zwei einzelnen Fotos, die Projektion als Diapositiv oder die Belichtung mehrerer Bilder, die zusammen ein 3D-Foto ergeben, auf Fotopapier mit einem besonderen Verfahren möglich. Im Computerzeitalter ist aber zusätzlich auch das Ansehen auf einem normalen Monitor möglich.
- Soll das Bild als Diapositiv auf einer Leinwand in "3D" angesehen werden, müssen bei der Projektion beide Bilder auf der Leinwand übereinander projiziert, aber jedem Auge getrennt zugeführt werden, sonst kann das Gehirn keinen räumlichen Eindruck "errechnen". Dazu kann entweder ein spezieller 3D-Projektor mit zwei Objektiven verwendet werden, oder zwei einzelne Projektoren, die genau ausgerichtet werden müssen.
Für die Bildtrennung verwendet man Polarisationsfilter. Polarisationsfilter lassen Licht nur in einer Wellenrichtung durch. Die beiden Projektor-Objektive mit dem linken und rechten Bild bekommen um 90° gedrehte Polarisationsfilter vorgehängt, der Betrachter trägt eine in der gleichen Weise ausgestattete Polarisationsbrille. Dadurch sieht jedes Auge nur sein Bild und das Gehirn ist in der Lage den räumlichen Eindruck zu errechnen. Es muss eine metallisierte Leinwand verwendet werden, damit das polarisierte Licht zurückgestrahlt wird.
- Soll das 3D-Bild, aus mehreren Einzelaufnahmen zusammengesetzt, auf normalen Fotopapier räumlich angesehen werden können, muss die Hilfe eine Speziallabors in Anspruch genommen werden. Die Einzelbilder werden in schmalen Streifen auf den Bildträger belichtet und über das Gesamtbild wird eine "Linsenrasterfolie" aufgetragen, die das Ansehen aus verschiedenen Blickwinkeln ermöglicht. Je mehr Bilder für diese Rasterfolie zur Verfügung stehen, desto weniger "springt" der Blickwinkel beim Bewegen des Bildes. Für dieses Verfahren wurde u.a. von der Firma "Nimslo" eine spezielle 3D-Kamera (Link auf Englisch) entwickelt, die sogar 4 Fotos gleichzeitig auf 35mm-Film aufnehmen kann. Seit den 1970er-Jahren gibt es Postkartenserien (und vereinzelt auch großformatige Bilder), die dieses Verfahren anwenden.
- Zum Ansehen auf einem Computermonitor müssen die beiden getrennten Bilder zuvor in ein 3D-Bild umgewandelt werden. Hierfür gibt es spezielle Software, zum Beispiel "3D Foto Studio". Das Bild kann in rot/grün (blau/grün) für eine schwarz-weiß Ansicht berechnet werden, oder als rot/grün-Farbbild, das heißt, in dem Farbbild sind die rot/grünen Konturen des rechten und linken Bildes zu sehen (da gibt es dann aber Probleme, wenn in dem Farb-Foto rote oder grüne Motive vorkommen). Besitzer einer "Shutterbrille" können sich Bilder auch dafür berechnen lassen. Das Ansehen mit Shutter-Brillen funktioniert aber nur auf einem Monitor mit Bildröhre, nicht auf TFT-Monitoren.
- Zum Ansehen zweier Diapositive, die zusammen ein 3D-Foto ergeben, von einer einzelnen Person, reichen auch zwei einfache Dia-"Guckis" aus, in denen das linke und rechte Bild ohne weiteren technischen Aufwand betrachtet werden können.
- Zum Ansehen von zwei Papierfotos, die zusammen ein 3D-Foto ergeben, gibt es ebenfalls spezielle Betrachtungsgeräte, so genannte "Stereoskope" (Bild). Zum Einsatz kommen solche Fotos heutzutage immer noch in der Luftbildauswertung. In alten Zeiten (ab 1860) waren solche 3D-Papierbilder die "Weltreise des kleinen Mannes" und es konnten ganze Serien von 3D-Fotos aus allen Gegenden der Welt erworben werde (Bild).
[Bearbeiten] Betrachtung ohne technische Hilfsmittel
Wer ohne spezielle 3D-Umwandlungssoftware auf einem Monitor räumliche Bilder betrachten will, sollte gut schielen oder seine Augen parallel ausrichten können. Mit einem normalen Grafikprogramm (z.B. PaintShop Pro) werden beide Bilder nebeneinander zu einem Foto zusammengesetzt. Wenn dann das neue Bild schielend angesehen wird, entsteht in der Mitte zwischen den beiden Fotos ein "virtuelles" drittes Bild, das den gewünschten räumlichen Eindruck beinhaltet. Wenn es nicht klappt, sind wahrscheinlich das linke und rechte Bild vertauscht - also noch einmal neu zusammensetzen. Das "Schielen" braucht jedoch etwas Übung...
[Bearbeiten] 3D-Foto-Galerie
[Bearbeiten] Siehe auch
- 3D-Film
- 3D-Brille
- View-Master
- Stereogramm
- Anaglyphe
- Photogrammetrie
- Stereoskopisches Sehen
- Raumbildprojektion
- KMQ
- Kanaltrennung
[Bearbeiten] Literatur
- Leo. H. Bräutigam: Stereofotografie mit der Kleinbildkamera. Eine praxisorientierte Einführung. Wittig Fachbuchverlag, 1996, 89 Seiten, ISBN 3-93-035931-6
- Gerhard Kuhn: Stereofotografie und Raumbildprojektion, ISBN 3-88955-119-X