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Edgar Reitz - Wikipedia

Edgar Reitz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Edgar Reitz (* 1. November 1932 in Morbach, Hunsrück) ist ein deutscher Filmregisseur und Professor für Film an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Sein Vater Robert Reitz war ein Uhrmacher, dessen Geschäft in Morbach Reitz' Bruder Guido später übernahm. Schon während seiner Schulzeit in Simmern beginnt Reitz, angeleitet durch seinen Deutschlehrer Karl Windhäuser, mit dem Schauspiel und der Inszenierung von Theaterstücken. Er studiert nach dem Abitur 1952 Germanistik, Publizistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft in München. Erste Erfahrungen mit dem Medium Film macht er dagegen nicht theoretisch, sondern als Kamera-, Schnitt- und Produktionsassistent ab 1953. Gemeinsam mit Alexander Kluge gründet er 1963 das mit der Hochschule für Gestaltung Ulm verbundene Institut für Filmgestaltung. Dort lehrt er Regie und Kameratheorie bis zur Schließung der HfG 1968. Reitz beteiligt sich mit der Gruppe um Kluge am Oberhausener Manifest von 1962 auf den dortigen Kurzfilmtagen. Die versammelten Jungfilmer fordern damit nicht weniger als ein neues Kino: „Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen.“ Das Motto „Papas Kino ist tot“ war der Titel jener Pressekonferenz. Fortan wird auch in Deutschland das Konzept des Autorenfilms populär, der in den Folgejahren wesentlich durch Edgar Reitz mitgeprägt wird.

Eine seiner ersten Auszeichnungen erhält Reitz 1967 für seinen Spielfilm Mahlzeiten auf dem Festival in Venedig, wo dieser als das beste Erstlingswerk prämiert wird. 1971 gründet er in München die Edgar Reitz Filmproduktion (ERF). Die universitäre Zusammenarbeit mit Kluge setzt Reitz nun auch mit gemeinsamen Autorenfilmen fort, darunter die fiktive Dokumentation von 1974: In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod. Der aufwendig produzierte Film Der Schneider von Ulm (1978), der den sozialen Absturz des Ulmer Flugpioniers Berblinger nacherzählt, wird auch zur finanziellen Bruchlandung für Reitz. In dieser Krise entsteht die Idee für ein Filmprojekt über seine Heimat, den Hunsrück. Was anfangs sich noch wie ein Selbstfindungsversuch ausnimmt, weitet sich schließlich mit Heimat zu einer sehr erfolgreichen Trilogie aus, die mit Kritikerlob, Zuschauerbegeisterung und Preisen überhäuft wird. Reitz gelingt mit diesem Langzeit- und Monumentalprojekt eine ganz neue Sichtweise, nämlich eine poetische wie realistische Annäherung an die deutsche Vergangenheit, wie sie sich in der Provinz abgespielt haben könnte.

In den 1970/80er Jahren publiziert Reitz zahlreiche Bücher und Artikel über Filmtheorie und -ästhetik, darüber hinaus auch Erzählungen, Essays, Lyrik und literarische Fassungen seiner Filme. 1995 begründet Edgar Reitz erneut ein Filminstitut mit, diesmal das "Europäische Institut des Kinofilms (EIKK)" in Karlsruhe und wird im selben Jahr auch zum Professor für Film an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe berufen. Später wird er der Vorsitzende des Beirates des EIKK, in dem Kollegen vertreten sind wie Theo Angelopoulos, Alain Tanner, Jean-Luc Godard, István Szabó. 2005 zieht sich sein langjähriger Freund und Teilhaber Robert Busch aus der Firma Edgar Reitz Filmproduktion (ERF) zurück. Seither betreibt Reitz mit seinem Sohn, Christian Reitz, die Firma Reitz & Reitz Medien GbR mit Sitz im München. Sein bisher letztes fertiggestelltes Projekt ist "Heimat-Fragmente - Die Frauen", eine Art Epilog zur Heimat-Trilogie mit nicht verwendetem Material aus dieser. Der Film wurde am 2. September 2006 bei den Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt. Edgar Reitz ist mit der Sängerin und Schauspielerin Salome Kammer verheiratet und lebt im Münchener Stadtteil Schwabing, am Rand des Englischen Gartens.

[Bearbeiten] Literatur (Auszug)

[Bearbeiten] Werke

  • Reitz, Edgar: Drehort Heimat. Arbeitsnotizen und Zukunftsentwürfe. Frankfurt a.M.: Verlag der Autoren 2004, 296 S., zahlr. Fotos, ISBN 3-88661-272-4
  • Reitz, Edgar: Die Heimat-Trilogie. Rolf Heyne Collection, 2004, ISBN 3-89910-240-1
  • Reitz, Edgar: Heimat 3. Chronik einer Zeitenwende. München 2004, ISBN 3-8135-0248-1
  • Reitz, Edgar und Steinbach, Peter: Heimat. Eine deutsche Chronik. Dreh- und Lesebuch mit allen 658 Szenen. 1988
  • Reitz, Edgar: Heimat. Eine Chronik in Bildern. 1985

[Bearbeiten] Sekundärliteratur

  • Dollner, Marion: Sehnsucht nach Selbstentbindung. Die unendliche Odyssee des mobilgemachten Helden Paul im Film "Heimat". Mit einem Interview mit Edgar Reitz. Mannheim: Röhrig Universitätsverlag 2005, 330 S., ISBN 3-86110-384-2
  • Barg, Werner: Erzählkino und Autorenfilm. Zur Theorie und Praxis filmischen Erzählens bei Alexander Kluge und Edgar Reitz. München: Fink 1996, 502 S., 19 Abb., ISBN 3-7705-3001-2
  • Rauh, Reinhold: Edgar Reitz. Film als Heimat. München: Heyne Filmbibliothek 1993

[Bearbeiten] Filmographie (Auswahl)

[Bearbeiten] Dokumentar- und Spielfilme

  • Kommunikation, Experimentalfilm 1959, 12 Min.
  • Yucatan, poetischer Dokumentarfilm 1960, 11 Min.
  • Baumwolle, Industrie-Dokumentarfilm 1960, 22 Min.
  • Geschwindigkeit, Kurzfilm 1962, 13 Min.
  • Binnenschiffahrt, Industriefilm 1964, 20 Min.
  • Unendliche Fahrt – aber begrenzt, Experimentalfilm 1965, 200 Min.
  • VariaVision, ein filmisches Perpetuum Mobile, 1964/65, 580 Min.
  • Die Kinder, Kurzfilm 1966, 12 Min.
  • Mahlzeiten, Spielfilm 1966/67, 97 Min.
  • Fußnoten, experimenteller Spielfilm 1967, 100 Min.
  • Filmstunde, Dokumentarfilm, 1968. 45 Min.
  • Cardillac, Spielfilm 1968/69, 102 Min.
  • Uxmal, Dokumentar-Spielfilm 1970, 80 Min.
  • Geschichten vom Kübelkind, Spielfilm in 23 Episoden, mit Ula Stöckl, 1969/70 ca. 220 Min.
  • Das Goldene Ding, Spielfilm, gemeinsam mit U. Stöckl und Alf Brustellin, 1971, 118 Min.
  • Kino Zwei, Fernsehfilm 1972, 45 Min.
  • Die Reise nach Wien, Spielfilm 1973, 105 Min.
  • In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod, Buch und Regie gemeinsam mit Alexander Kluge, Dokumentarfilm 1974, 90 Min.
  • Stunde Null, Spielfilm 1976/77, 118 Min.
  • Deutschland im Herbst (Episode Grenzstation) Spielfilm 1978, 95 Min.
  • Der Schneider von Ulm, Spielfilm 1978, 111 Min.
  • Susanne Tanzt, Dokumentarfilm 1979, 35 Min.
  • Die Nacht der Regisseure, Dokumentarfilm, 1994, 100 Min.

[Bearbeiten] DIE HEIMAT TRILOGIE

Spielfilm-Zyklus in 30 Teilen 1980 - 2004: Gesamtlänge 52 Stunden, 8 Minuten, Kino: 24B/S

  • Geschichten aus den Hunsrückdörfern, Dokumentarfilm, 1980, 120 Min. Prolog zur HEIMAT TRILOGIE.
  • Heimat , eine deutsche Chronik
  • 1. Fernweh (1919-1928) 119 Min.
  • 2. Die Mitte der Welt (1929-1933) 93 Min.
  • 3. Weihnacht wie noch nie (1935) 58 Min.
  • 4. Reichshöhenstraße (1938) 58 Min.
  • 5. Auf und davon und zurück (1938-1939) 58 Min.
  • 6. Heimatfront (1943) 58 Min.
  • 7. Die Liebe der Soldaten (1944) 59 Min.
  • 8. Der Amerikaner (1945-1947) 102 Min.
  • 9. Hermännchen (1955-1956) 138 Min.
  • 10. Die stolzen Jahre (1967-1969) 82 Min.
  • 11. Das Fest der Lebenden und der Toten (1982) 100 Min.
  • Die zweite Heimat, Chronik einer Jugend
  • 12. Die Zeit der ersten Lieder (1960) 120 Min.
  • 13. Zwei fremde Augen (1960-1961) 115 Min.
  • 14. Eifersucht und Stolz (1961) 116 Min.
  • 15. Ansgars Tod (1961-1962) 100 Min.
  • 16. Das Spiel mit der Freiheit (1962) 119 Min.
  • 17. Kennedys Kinder (1963) 108 Min.
  • 18. Weihnachtswölfe (1963) 110 Min.
  • 19. Die Hochzeit (1964) 120 Min.
  • 20. Die ewige Tochter (1965) 118 Min.
  • 21. Das Ende der Zukunft (1966) 132 Min.
  • 22. Zeit des Schweigens (1967-1968) 120 Min.
  • 23. Die Zeit der vielen Worte (1968-1969) 121 Min.
  • 24. Kunst oder Leben (1970) 133 Min.
  • Heimat 3, Chronik einer Zeitenwende
  • 25. Das glücklichste Volk der Welt (1989) 106 Min.
  • 26. Die Weltmeister (1990) 100 Min.
  • 27. Die Russen kommen (1992 – 1993) 125 Min.
  • 28. Allen geht’s gut (1995) 132 Min.
  • 29. Die Erben (1997) 103 Min.
  • 30. Abschied von Schabbach (1999-2000) 105 Min.
  • HEIMAT-FRAGMENTE, die Frauen (2006) 146 Min., Epilog zur HEIMAT TRILOGIE

[Bearbeiten] Auszeichnungen

[Bearbeiten] Ehrungen

[Bearbeiten] Filmpreise

  • 1960: 1. Preis (bester wissenschaftlicher Film) beim Filmfestival Rom für Krebsforschung I
  • 1960: 1. Preis der Europäischen Industriefilmtage in Rouen für Baumwolle
  • 1961: 2. Preis der Gruppe „Technik und Produktivität“ für Moltopren I - IV
  • 1963: 2x Filmband in Gold (Regie und Produktion) für Geschwindigkeit
  • 1966: Preis für den besten Erstlingsfilm bei den Filmfestspielen von Venedig für Mahlzeiten
  • 1966: Silberner Löwe bei den Filmfestspielen von Venedig 1966 für Abschied von gestern
  • 1974: Filmband in Gold (Musikdramaturgie) für In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod
  • 1978: Adolf-Grimme-Preis in Silber für Stunde Null
  • 1978: Filmband in Gold (Konzeption) für Deutschland im Herbst im Team
  • 1984-86 für Heimat - Eine deutsche Chronik:
Preis der Internationalen Filmkritik Biennale Venedig 1984, Preis der deutschen Filmkritik 1984, Die Goldene Kamera 1984, Bayerischer Filmpreis 1985, Adolf-Grimme-Preis in Gold 1985, Best foreign Language Film - London Filmfestival 1985, Adolf-Grimme Preise 1985/1986, British academy award for the best TV-Programme - London 1986
  • 1992-96 für Die zweite Heimat - Chronik einer Jugend:
Venedig Spezialpreis 1992, Adolf-Grimme-Preis 1994, Premio "David Luchino Visconti" Rom 1994, Telestar Köln 1993, Premio Europa TV San Marino 1994, Deutscher Fernsehspielpreis Baden-Baden 1994, Golden Gate Award San Francisco 1994, Premio Europa Cinema Cannes 1996

[Bearbeiten] Weblinks

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