EFQM
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Die EFQM (European Foundation for Quality Management) ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für die Verbreitung und Anwendung von Qualitätsmanagement-Systemen nach dem EFQM-Modell einsetzt.
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[Bearbeiten] Unternehmen
Die EFQM wurde 1988 von 14 europäischen Unternehmen gegründet. Gründungsmitglieder waren Bosch, British Telecom, Bull Computer, Ciba-Geigy, Dassault, Electrolux, Fiat, KLM, Nestlé, Olivetti, Philips, Renault, Sulzer und Volkswagen.
Die EFQM hat etwa 800 Mitgliedsunternehmen (Stand: Januar 2003). Schätzungsweise arbeiten weltweit mehr als 10.000 Unternehmen mehr oder weniger eng nach den Prinzipien der EFQM. Vinod Singhal hat mit einer Studie, die sich über einen Zeitraum von 10 Jahren erstreckt, nachgewiesen, dass sich Unternehmen wirtschaftlich besser entwickeln (Börsenkurse, Umsätze, Gewinne, Mitarbeiterzahlen, etc.), wenn sie nach Unternehmensmodellen wie EFQM, Malcolm Baldrige oder Edward Deming arbeiten.
[Bearbeiten] Grundlagen des EFQM-Modells
Das EFQM-Modell für Business Excellence ist ein Unternehmensmodell, das eine ganzheitliche Sicht auf Organisationen ermöglichen soll. Es wurde als Antwort Europas auf den in den USA hoch geschätzten Malcolm Baldrige National Quality Award und den japanischen Deming Preis von der EFQM entwickelt.
Das einfache Modell umfasst die drei Säulen:
- Menschen
- Prozesse
- Ergebnisse
Das erweiterte System unterscheidet 9 Kriterien, die wiederum in 5 Befähiger-Kriterien (enablers) und 4 Ergebnis-Kriterien (results) eingeteilt sind:
Befähiger-Kriterien:
- Führung,
- Politik und Strategie,
- Mitarbeiterorientierung,
- Partnerschaften & Ressourcen
- Prozesse
Ergebnis-Kriterien:
- Mitarbeiterbezogene Ergebnisse
- Kundenbezogene Ergebnisse
- Gesellschaftsbezogene Ergebnisse
- Wichtige Ergebnisse der Organisation
Durch die permanente Betrachtung aller Prozesse sollen Informationen über künftige Trends abgelesen bzw. erarbeitet werden. Das EFQM-Modell ist ein Werkzeug, das Hilfestellung für den Aufbau und die kontinuierliche Weiterentwicklung eines umfassenden Managementsystems gibt. Es soll helfen, eigene Stärken, Schwächen und Verbesserungspotenziale zu erkennen und die Unternehmensstrategie darauf auszurichten.
[Bearbeiten] Grundprinzipien und -annahmen im EFQM-Modell
[Bearbeiten] Kundenorientierung
In Zeiten gesättigter Märkte, intensiven Wettbewerbs und hoher Informationstransparenz steht der Kunde im Mittelpunkt des Interesses. Denn er entscheidet über den Markterfolg eines Produktes oder einer Dienstleistung. Die erbrachte Leistung der Unternehmung muss den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden entsprechen um nachhaltig erfolgreich am Markt agieren zu können. Nur über den Absatz von Dienstleistungen oder Produkten an Kunden kann die Unternehmung Umsätze generieren, ihre Ziele erreichen und weiterhin am Marktgeschehen teilnehmen.
Dadurch ergeben sich folgende Vorteile:
- Motivierte Mitarbeiter
- Zufriedene Kunden
- Kundentreue und Kundenbindung
- Stärkung der Marktposition
- Langfristiger Erfolg der Organisation
[Bearbeiten] Partnerschaft mit Lieferanten
Mit den Lieferanten sollte vertrauensvoll zusammengearbeitet werden. Die Leistungen der Zulieferer gehen als Input in den Produktionsprozess mit ein und wirken sich somit auf die Qualität des Endproduktes aus. Partnerschaften mit Zulieferunternehmungen können Unsicherheiten beseitigen, Preisvorteile erzielen und die Qualität der Vorleistungen erhöhen. Als Beispiel seien just in time- und just in sequence- Prozesse erwähnt, bei welchen in enger Zusammenarbeit die Lieferungen der Vorleistungen direkt und zeitgenau erfolgt und somit keine Lagerkosten beim Unternehmen nötig werden.
[Bearbeiten] Mitarbeiterentwicklung und -beteiligung
Mitarbeiter sind den Erfordernissen der Unternehmung entsprechend zu schulen um Kenntnisse aufzubauen. Auf der anderen Seite sind aus Gründen der Motivation, Innovationsfähigkeit und Flexibilität Entscheidungen auf Mitarbeiterebene zu delegieren und die Mitarbeiter in Form von Partizipation an Entscheidungen übergeordneter Ebenen der Unternehmung mitwirken zu lassen. Sehr populär sind in diesem Bereich folgende Maßnahmen:
- job enrichment
- job enlargement
- job sharing
- Einführung teilautonomer Arbeitsgruppen
[Bearbeiten] Prozesse & Fakten
Prozesse werden verstanden und ständig verbessert. Sie haben einen Verantwortlichen der Sorge dafür trägt, dass sein Prozess reibungslos und effizient abgearbeitet wird. Jeder Mitarbeiter ist aufgefordert seinen Beitrag einzubringen, dass die Prozesse beherrscht werden. Das Management beruht auf Zahlen, Daten und Fakten. (ZDF)
[Bearbeiten] Ständige Verbesserung und Innovationen
Kontinuierliche Verbesserung ist das Prinzip. Originelle, kreative Denkansätze werden gefördert. Untersuchungen (Benchmarking) werden verwendet, um sich Anregungen bei den Besten zu holen. Lernen ist die Grundvoraussetzung, um besser werden zu können. KVP = Kontinuierlicher Verbesserungsprozess
[Bearbeiten] Führen und Zielkonsequenz
Führen zu exzellenten Leistungen ist eine professionelle Tätigkeit. Führungskräfte prägen die Unternehmenskultur und tragen eine besondere Verantwortung für die Mitarbeiterzufriedenheit und für die Geschäftsergebnisse. Das Verhalten der Mitarbeiter stimmt mit den Werten der Organisation und der Politik und Strategie überein.
[Bearbeiten] Gesellschaftliche Verantwortung
Gesellschaftliche Anforderungen, Gesetze und Vorschriften werden erfüllt. Die Organisation und ihre Mitarbeiter verhalten sich ethisch einwandfrei. Weiterentwicklung des EFQM-Model in Richtung auf Nachhaltigkeit u.a. durch den Verein Future e.V., mit aktuellen (2005) Diskussionsforen u.a. in Nürnberg und Regensburg.
[Bearbeiten] Ergebnisorientierung
Langfristig können nur exzellente Ergebnisse erreicht werden, wenn die Interessen aller Beteiligten in einem ausgewogenen und fairen Verhältnis berücksichtigt werden.
[Bearbeiten] Selbstbewertung
Ein wichtiges Element des Modells ist die Selbstbewertung des Unternehmens. Dort sind in den folgenden neun Kategorien maximal 1000 Punkte erreichbar. 500 Punkte sind in den fünf Befähigerkriterien und 500 Punkte sind in den vier Ergebniskriterien erreichbar.
Befähiger | 1 | Führung | 100 | 500 Punkte |
2 | Politik & Strategie | 80 | ||
3 | Mitarbeiterorientierung | 90 | ||
4 | Ressourcen | 90 | ||
5 | Prozesse | 140 | ||
Ergebnisse | 6 | Kundenzufriedenheit | 200 | 500 Punkte |
7 | Mitarbeiterzufriedenheit | 90 | ||
8 | Gesellschaftsbezogene Ergebnisse | 60 | ||
9 | Wichtige Ergebnisse der Organisation | 150 | ||
Total | 1000 Punkte |
Der Prozess der Selbstbewertung bietet den Vorteil, dass eine kritische Analyse innerhalb der eigenen Organisation stattfindet und die Bewertung aufgrund von Fakten anstelle von subjektiven Wahrnehmungen als Grundlage für Verbesserungen dienen kann. Somit gewährleistet dieses Modell das stete Streben nach Business Excellence.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
Das EFQM Modell bildet auch die Grundlage zur Vergabe des Europäischen Qualitätspreises, des deutschen Ludwig-Erhard-Preises und des österreichischen Austrian Quality Award.
[Bearbeiten] Literatur
- Broschüre „Das EFQM-Modell für Excellence“ deutsche Fassung, 2003, EFQM Brussels Representative Office, Avenue des Plèiades 15; B-1200 Brussels, Belgium Tel: 0032-27753511, Fax: 0032-27791237, E-Mail: orders@efqm.org
- Schildknecht, R.:(1992) Total Quality Management: Konzeption und State of the Art, Frankfurt/New York
- Schwan, R. u. Kohlhaas, G.: (2002) Qualitätsmanagement in Beratungsstellen. Beltz Verlag Weinheim. 128 Seiten. ISBN 3-407-32027-2
- MQ - Management und Qualität / Das Magazin für integrierte Managementsysteme, Ausgabe Deutschland, Organ von TÜV CERT, TÜV Media GmbH, Köln, ISSN 1862-2623
- Hartmut F. Binner: Auf dem Weg zur Spitzenleistung - Management-Leitfaden für die EFQM-Modellumsetzung; Hanser Fachbuch 2006; ISBN 3-446-40481-3
- Klaus J. Zink: TQM als integratives Managementkonzept - Das EFQM Excellence Modell und seine Umsetzung; Hanser Fachbuch 2004; ISBN 3-446-22719-9
Gesundheitswesen:
- Konstanzer Schriften zur Krankenhauswirtschaft, Herausgegeben von Paul Swertz: (2002) TQM und organisationales Lernen im Krankenhaus. Hartung-Gorre Verlag Konstanz. 200 Seiten. ISBN 3-89649-768-5 (Untersuchung der Eignung des EFQM-Modells für Excellence zur Anwendung im (psychiatrischen) Krankenhaus)
- In dieser Reihe: Mayländer, Franziska: "Qualitätsmanagement in der stationären Altenhilfe". Hartung Gorre Verlag Konstanz 2000; 220 Seiten ISBN 3-89649-523-2
[Bearbeiten] Siehe auch
- DIN EN ISO 9000
- Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen (KTQ)
- QEP (Qualität und Entwicklung in Praxen)
- Europäisches Praxisassessment (EPA)