Eichelmast
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Die Eichelmast, in deutschsprachigem Gebiet verbreitet auch Eckerich genannt, war in Mitteleuropa bis ins 19. Jahrhundert eine weit verbreitete landwirtschaftliche Praxis. Hausschweine wurden in die Eichen- und Buchenwälder getrieben, damit sie sich dort an den Eicheln und Eckern satt fraßen. Damit wurde ein kerniges Fleisch erzeugt, das besonders gut für die Haltbarmachung durch Räuchern geeignet war.
[Bearbeiten] Geschichte
Bereits im Frankreich der Karolinger wurde der Wert eines Waldes danach beurteilt, wie stark er zur Weidewirtschaft genutzt werden konnte. Die Bewertung des Waldes nach seiner Weidekapazität setzte sich bis ins frühe 19. Jahrhundert fort. Forstwirtschaftliche Lehrbücher berechneten den Wert eines Eichenwaldes nicht nach dem mutmaßlichen Holzertrag, sondern nach dem kapitalisierten Eichelerlös.
In Ländern wie beispielsweise der Schweiz, in denen der Wald in Gemeindebesitz war, war genau festgelegt, wer wieviele Schweine in den Wald treiben durfte. Dies hing häufig auch davon ab, wie es um den Fruchtansatz der Eiche bestellt war. In Jahren der Vollmast konnten alle Schweine im Wald geweidet werden; in Jahren mit nur magerem Fruchtansatz waren es nur ausgewählte Tiere.
[Bearbeiten] Auswirkungen
Die Eichelmast trug auch dazu bei, dass das Hausschwein lange Zeit dem Wildschwein glich, da die Sauen sehr häufig durch Wildschweineber gedeckt wurden. Auf Darstellungen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ist es als ein hochbeiniges Tier dargestellt, das einen gewölbten Rücken hat und dessen Fettansatz offensichtlich sehr gering ist. Die modernen Hausschweinrassen haben sich erst allmählich im Verlauf des 19. Jahrhunderts begonnen auszubilden. Die meisten Hausschweinrassen haben ihren Ursprung im 20. Jahrhundert. Bekannt ist heute noch das meist halbwilde Iberische Schwein, das, mit Eicheln gemästet, den berühmten Jamón Ibérico de Bellota liefert (auch als Pata Negra bekannt).
Eine Mast ausschließlich in Buchenbeständen bewirkte ein weiches Schweinefett mit etwas tranigem Geschmack, Eichenwälder hingegen produzierte ein eher derbes Fett. Die sogenannte Schmalzweide, eine Weide in einem etwa gleichteiligen Bestand mit Buchen und Eichen ergab nach Meinung der Bauern den besten Schinken.
Die Beweidung durch Schweine hatte maßgeblichen Einfluss auf das Aussehen des Waldes. Es waren mehr oder weniger lockere Haine mit mächtigen Kronen, wie sie für freistehende Eichen typisch sind. Eine natürliche Waldverjüngung konnte durch den Schweinetrieb nicht aufkommen. Eichen, die in einem natürlich gewachsenen Wald durch die Rotbuche verdrängt wurden, wurden durch diese Bewirtschaftungspraxis (die sogenannte Hutewälder entstehen lässt) besonders gefördert.
[Bearbeiten] Literatur
- Karl Hasel, Ekkehard Schwartz: Forstgeschichte. Ein Grundriss für Studium und Praxis. 2., aktualisierte Auflage. Kessel, Remagen 2002, ISBN 3-935638-26-4
- Christian Küchli: Auf den Eichen wachsen die besten Schinken - Zehn intime Baumporträts, AT Verlag Aarau 2000, ISBN 3-85502-714-5
- Eckerichgebräuche in deutschen Wäldern (pdf-Datei)