Karolinger
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Der Name Karolinger, abgeleitet von dem fränkischen Hausmeier Karl Martell bezeichnet ein Herrschergeschlecht der Franken. Ahnherren der Karolinger sind Arnulf von Metz aus dem Geschlecht der Arnulfinger und Pippin der Ältere aus dem Geschlecht der Pippiniden. Die Karolinger herrschten bereits ab 639 mit Unterbrechungen im Frankenreich, jedoch nicht als Könige (die noch für mehr als ein Jahrhundert Merowinger waren), sondern als Hausmeier. Bis zur Mitte des achten Jahrhunderts konnten sie ihre Macht so weit ausbauen, dass kein merowingischer Schattenkönig mehr ernannt werden musste. Pippin der Jüngere wurde 751 mit päpstlicher Unterstützung von den fränkischen Adligen zum König der Franken akklamiert. Diese Erhebung des Karolingers Pippin zum König der Franken markiert den Übergang von der Vorstellung des Geblütsrechts eines Herrschers hin zum Gottesgnadentum als Begründung für die Herrschaftsausübung. Der bekannteste Vertreter der Dynastie, Karl der Große, begründete das neue weströmische Kaisertum, als er am 25. Dezember 800 in Rom von Papst Leo III. zum Kaiser gesalbt und gekrönt wurde.
Auf Karl den Großen folgte 814 Ludwig der Fromme als Kaiser, da Karls ältere Söhne Karl der Jüngere und Pippin der Bucklige bereits vor Karl verstarben. Noch zu Lebzeiten Ludwigs d. Fr. erhoben sich seine Söhne Lothar I., Ludwig II., Pippin und Karl II. „der Kahle“ in verschiedenen Koalitionen gegen ihren Vater und bekämpften sich gegenseitig, wobei der Rang des Kaisers, den Lothar seit 817 als Mitkaiser seines Vaters inne hatte, nie in Frage gestellt wurde. 843 einigten sich die drei übrig gebliebenen Brüder Lothar I., Ludwig II. und Karl II. im Vertrag von Verdun auf eine Teilung der Herrschaft (nicht des Reiches). Im Vertrag von Meerssen wird die Herrschaft 870 zwischen Karl II. und Ludwig II., nachdem Lothars Söhne ohne Erben verstorben waren, erneut geteilt. Karl III. „der Dicke“, König von Ostfranken, eint 885 kurzfristig beide Teile Frankens. Als Kaiser folgten ihm Arnulf von Kärnten und Ludwig III. „der Blinde“. Danach erloschen die Karolinger als Kaisergeschlecht.
Das Geschlecht der Karolinger beherrschte in unterschiedlichen Konstellationen bis 987 Mitteleuropa und prägte die frühmittelalterliche Welt entscheidend. Ausgehend vom fränkischen Erbschaftsrecht, welches keinen automatischen Primat des Erstgeborenen vorsah, wurde das Frankenreich (nicht das Kaisertum!) nach dem Tode Karls des Großen mehrfach geteilt. Der Vertrag von Verdun 843 kann als der Ausgangspunkt der Länderentstehung Frankreichs und Deutschlands angesehen werden. Mit den Teilungen ging ein Machtzuwachs des fränkischen Adels einher, der stets versuchte, Teilungspläne zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Waren es die Karolinger, die das Angesicht Europas so prägten, dass ihr Einfluss noch auf über 1200 Jahre hinaus sichtbar sein sollte, so liegt in ihrer Herrschaft auch der Ursprung der föderativen und dezentralen Verfasstheit und Herrschaftsausübung auf dem Gebiet des heutigen Deutschland begründet.
Als die ostfränkische Linie 911 mit Ludwig dem Kind ausstarb, folgten die Ottonen nach. Im Westfrankenreich waren noch bis 987 Karolinger an der Macht, dann wurden sie von den Kapetingern verdrängt.
Die Stilepoche der Baukunst dieser Zeit, die eine Form der Vorromanik darstellt, wird „karolingischer Baustil“ bezeichnet.
[Bearbeiten] Herrscher
[Bearbeiten] Karolingische Hausmeier
- Pippin der Ältere (624-640)
- Grimoald der Ältere (643-662)
- Pippin der Mittlere (687-714)
- Karl Martell (714-741)
- Karlmann (741-771)
- Pippin der Jüngere (741-751)
[Bearbeiten] Karolingische Könige
- Pippin der Jüngere (751-768)
- Karlmann I. (768-771)
- Karl der Große (768-800)
- Karl der Jüngere (800-811)
[Bearbeiten] Karolingische Kaiser
- Karl der Große (800-814)
- Ludwig der Fromme (813/814-840)
- Lothar I. (840-855)
- Ludwig II. von Italien (855-875)
- Karl II., der Kahle (875-877)
- Karl III., der Dicke (881-888)
- Arnulf von Kärnten (896)
- Ludwig III., der Blinde (901-905)
[Bearbeiten] Könige des Ostfrankenreichs
- Ludwig II., der Deutsche (843-876)
- Karlmann (876-880)
- Ludwig III., der Jüngere (876-880/882)
- Karl III., der Dicke (876-887)
- Arnulf von Kärnten (887-899)
- Ludwig IV., das Kind (899-911)
[Bearbeiten] Könige Italiens
- Karl der Große (774-814)
- Bernhard (813-818)
- Lothar I. (818-855)
- Ludwig II. (844-875)
- Karl II., der Kahle (875-877)
- Karlmann (877-879)
- Karl III., der Dicke (879-887)
[Bearbeiten] Könige von Lotharingien
- Lothar I. (843-855)
- Lothar II. (855-869)
- Zwentibold (895-900)
[Bearbeiten] Könige des Westfrankenreichs
- Karl II., der Kahle (843-877)
- Ludwig II., der Stammler (877-879)
- Karl III., der Dicke (885-887)
- Karl III.,der Einfältige (898-923)
- Ludwig IV., der Überseeische (936-954)
- Lothar I. (954-986)
- Ludwig V., der Faule (986-987)
[Bearbeiten] Könige von Aquitanien
- Ludwig der Fromme (781-814)
- Pippin I. (817-838)
- Pippin II. (838-848)
- Karl das Kind (848-866)
[Bearbeiten] Könige von Niederburgund
[Bearbeiten] Herzöge von Niederlothringen
[Bearbeiten] Sonstige Herrscher
- Tassilo III., Herzog von Bayern (748-788)
- Karl, König der Provence
- Karlmann, König von Bayern (876-880)
[Bearbeiten] Literatur
- Hans Hubert Anton, Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit, Bonn : Röhrscheid, 1968, 462 S.,(=Bonner historische Forschungen Bd. 32) Zugl.: Bonn, Univ., Diss., 1966
- Pierre Riché, Dictionnaire des Francs vol. 2. Les Carolingiens, éd. Bartillat, 1997 (ISBN 2841001253)
- Rosamond MacKitterick, The Frankish kings and culture in the Early Middle Ages, Aldershot : Variorum, 1995, ISBN 0-86078-458-4
- Rosamond MacKitterick, The Carolingians and the written word, Cambridge 1989, 290 S., ISBN 0-521-30539-X, 0-521-31565-4
- Walter Mohr, Die Karolingische Reichsidee, Münster 1962, 243 S.
- Arno Borst: Die karolingische Kalenderreform. Monumenta Germaniae Historica Band 46, Hahn, Hannover 1998, ISBN 3775254463
- Rudolf Schieffer: Die Karolinger, 4. Aufl., Stuttgart 2006, ISBN 3-17-019099-7
- Arno Borst: Der Streit um den karolingischen Kalender. Monumenta Germaniae Historica, Studien und Texte Band 36, Hahn, Hannover 2004, ISBN 3775257365
- Reinhold Andert: "Thüringen und Sachsen unter den Karolingern", In: "Der fränkische Reiter", Dingsda-Verlag Querfurt, Leipzig 2006, ISBN 3-928498-92-4
[Bearbeiten] Siehe auch
- Stammliste der Karolinger
- Liste der römisch-deutschen Herrscher
- Liste der Herrscher Frankreichs
- Liste karolingischer Bauwerke
[Bearbeiten] Weblinks
- Der Aufstieg der Karolinger - SUSAS Netzwerk für Wissensweitergabe
- Der Stammbaum der Karolinger, Pippiniden und Arnulfinger
- "frankenzeit.de" - Die Zeit Karls des Großen zwischen Rhein und Ruhr (Aus der Sicht eines fiktiven Zeitgenossen in kurzen Kapiteln spannend erzählt und mit Fotos aus der Living-History-Szene reichhaltig illustriert)