Einar Englund
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Sven Einar Englund (* 17. Juni 1916 in Ljugam, Gotland; † 27. Juni 1999 in Ljugam) war ein in Schweden geborener finnischer Komponist und Pianist.
[Bearbeiten] Leben
Englund gehörte, wie auch sein berühmter Komponistenkollege und Landsmann Jean Sibelius, der schwedischsprachigen Minderheit Finnlands an. Er studierte bis 1941 Komposition bei Bengt Carlson an der Sibelius-Akademie in Helsinki. Weitere Lehrer waren Martti Paavola (Klavier) und der Dirigent Leo Funtek, der ihn in die Orchestration einführte, und dem Englund nach eigener Aussage sein hohes handwerkliches Können maßgeblich verdankte. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Englund an der Front. Die Eindrücke dieser Zeit spiegeln sich teilweise in seinen Werken wider; so trägt die 1. Sinfonie von 1946 den Beinamen Kriegs-Sinfonie. Ihre Uraufführung fand in Finnland starke Beachtung. 1947 gewann Englund mit seinem Orchesterwerk Epinikia, das für die "Finnish Games" (ein Sport- und Kulturfest) geschrieben wurde, einen 1. Preis. Auf Empfehlung von Sibelius, dem er u.a. sein Klavierquintett vorgelegt hatte, setzte Englund seine Studien 1948-49 in Tanglewood bei Aaron Copland fort. 1956 verstarb seine Frau, und Englund blieb mit 3 kleinen Kindern allein zurück.
1957 bis 1981 wirkte Englund als Lehrer für Komposition und Musiktheorie an der Sibelius-Akademie. 1976 erhielt er eine Honorarprofessur. Englund war darüber hinaus ausgewiesener Pianist (eine Zeitlang hatte er sich als Unterhaltungsmusiker und Jazzpianist durchgeschlagen), der auch seine eigenen Klavierkonzerte spielte.
Die letzten Lebensjahre des Komponisten verliefen ziemlich ruhig. Viele seiner Spätwerke sind Auftragsmusiken, die der Komponist für diverse Anlässe komponierte. Einar Englund starb 10 Tage nach seinem 83. Geburtstag in Ljugam. Er gilt als einer der bedeutendsten skandinavischen Komponisten des 20. Jahrhunderts.
[Bearbeiten] Werk
Englunds Schaffen umfasst 7 Sinfonien, die fast alle Beinamen tragen: Nr. 1 Sotasinfonia (Kriegs-Sinfonie, 1946), Nr. 2 Mustarastassinfonia (Die Amsel, 1948), Nr. 3 Barbarossa (1969-71), Nr. 4 für Streicher und Schlagzeug Nostalginen (Nostalgische, 1976) ist dem Andenken Schostakowitschs gewidmet, Nr. 5 Fennica (Finnische, 1977), Nr. 6 für Chor und Orchester Aforismeja (Aphorismen, 1984) nach Heraklit, Nr. 7 (1988).
Englund komponierte außerdem 2 Klavierkonzerte, von denen das 1. Konzert (1955) als meistgespieltes finnisches Klavierkonzert gilt (vielleicht neben dem 2. Klavierkonzert von Selim Palmgren), ferner jeweils ein Konzert für Violoncello (1954), Violine (1981), Flöte (1985), und Klarinette (1991), ein Konzert für 12 Violoncelli (1980-81), eine Bühnenmusik zu Max Frischs Die chinesische Mauer (1949), Filmmusik (z.B. zu Das weiße Rentier) sowie Kammermusik, u.a. ein Klavierquintett (1941), ein Streichquartett (1985) und ein Bläserquintett (1989).
Englunds Werke können dem musikalischen Neoklassizismus zugerechnet werden. Trotz teils stark dissonanter Harmoniebildungen wird der Rahmen der Tonalität nicht verlassen. Affinitäten u.a. zu Schostakowitsch, Strawinski, Prokofjew, Paul Hindemith oder dem späten Bartók sind erkennbar. Englund war vorrangig Orchesterkomponist und als solcher, neben Jean Sibelius und Leevi Madetoja, der größte finnische Sinfoniker. Die Vokalmusik hat er wenig gepflegt, und der Kammermusik sich erst in seiner späten Schaffensperiode verstärkt gewidmet.
Als sich ab den späten 1950er-Jahren die finnischen Komponisten zunehmend der Zwölftonmusik und seriellen Techniken zuwandten, verstummte Englund, zunächst als Innovator der finnischen Musik angesehen und nun als rückständig geltend, weitgehend als Komponist (mitverantwortlich war auch der Tod seiner Frau 1956). Erst mit seiner 3. Sinfonie, die er selbst als sein Hauptwerk betrachtete, trat er ab 1971 wieder verstärkt an die Öffentlichkeit.
[Bearbeiten] Weblinks
- Werkeinführung von Christoph Schlüren
- Informationen zu Leben und Werk, Finnish Music Information Centre, engl.
- Kurzbiographie, engl.
Personendaten | |
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NAME | Englund, Einar |
KURZBESCHREIBUNG | finnischer Komponist |
GEBURTSDATUM | 17. Juni 1916 |
GEBURTSORT | Ljugam, Gotland |
STERBEDATUM | 27. Juni 1999 |
STERBEORT | Ljugam, Gotland |