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ELN (Bolivien) - Wikipedia

ELN (Bolivien)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die ELN (Ejército de Liberación Nacional; deutsch Nationale Befreiungsarmee) war Ende der 1960er und in den 1970er Jahren die bedeutendste bolivianische Guerillabewegung. Sie war marxistisch orientiert.

In Kolumbien existiert eine Guerillagruppe mit dem gleichen Namen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die Kubaner in Bolivien

1966 erhielt die Nationale Befreiungsarmee Boliviens aktive Unterstützung durch Kuba. Das kubanische Engagement in Südamerika geht wahrscheinlich auf das Betreiben Che Guevaras zurück, der zuvor (1965) im Kongo vergeblich versucht hatte, die marxistische Revolution nach Afrika zu tragen, und sich nun von Afrika enttäuscht wieder Lateinamerika zuwandte. Zunächst war Peru als nächster Einsatzort angedacht, doch schließlich gingen die kubanischen comandantes Che Guevara und Juan Vitalio Acuña Núñez sowie andere bewaffnete kubanische Kämpfer nach Bolivien, um dort zusammen mit der ELN eine Guerilla aufzubauen.

Die Kubaner um Che Guevara versuchten die Erfahrungen, die sie in ihrem erfolgreichen kubanischen Guerillakampf (1957-1959) mit der Rebellenarmee des M-26-7 in den Bergen der Sierra Maestra gesammelt hatten, auf Bolivien zu übertragen. Als Basislager kauften die Kubaner ein abgelegenes Gehöft in Zentral-Bolivien zwischen Santa Cruz de la Sierra und Sucre, an den östlichen Abhängen der Anden. In der Nacht auf den 7. November 1966 kam die verkleidete Gruppe um Che Guevara über Cochabamba dort an. Als Kontaktperson fungierte u.a. die Deutsche Tamara Bunke, die zunächst in La Paz im Untergrund für die logistische Unterstützung der Guerilla sorgte, und dann nach ihrer Enttarnung am 21. März 1967 zur kämpfenden Truppe in die Wälder floh.

Bevor ihnen der Aufbau einer schlagkräftigen Gruppe gelungen war, wurden sie enttarnt und ab März 1967 in Scharmützel mit dem bolivianischen Militär verwickelt, das bei der Jagd auf die marxistischen Guerilleros vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA unterstzützt wurde. Dieser Umstand zwang die Rebellen, ihr Basislager zu verlassen und sich in die Wälder zurückzuziehen. Aber bereits im April 1967 wurde die Truppe getrennt: Guevara führte die Hauptgruppe an, die auf der Suche nach der abgetrennten Nachhut in den östlichen Anden-Abhängen herumirrte und hin und wieder Hinterhalte gegen die Armee legte. Die Nachhut wurde von Guevaras Stellvertreter Juan Vitalio Acuña Núñez angeführt. Ein Kontakt zwischen den beiden Gruppen konnte aber bis zum Schluss nicht mehr hergestellt werden.

Letztlich gelang es der ELN in dieser Phase des Kampfes nicht, die verarmten Bauern im bolivianischen Hochland für ihre Sache zu gewinnen. Zwar respektierte und unterstützte die vorwiegend indigene Landbevölkerung die Rebellen, blieb aber ansonsten auf Distanz zum bewaffneten Kampf. Auf dem Lande schlossen sich lediglich zwei einheimische Bauern der Truppe an. Andererseits scheiterte der Versuch, die Revolution nach Bolivien zu tragen, nicht zuletzt auch an der fehlenden Unterstützung durch die Kommunistische Partei Boliviens (PCB). Grundsätzlich hatte wohl aber auch Che Guevara die im Vergleich zum kreolisch-karibischen Kuba ganz anders gelagerte Mentalität in den bolivianischen Anden unterschätzt, insbesondere die der in Jahrhunderten in extremer feudaler Abhängigkeit lebenden indigenen Bevölkerung.

Mitte des Jahres 1967 wurde das Rückzugsgebiet der bewaffneten Kämpfer immer enger. Bereits im August 1967 wurde die Nachhut aufgerieben. Am 31. August 1967 starb Juan Vitalio Acuña Núñez zusammen mit Tamara Bunke in einem feindlichen Hinterhalt am Río Grande bei Vado de Puerto Mauricio. Ihre Körper wurden sieben Tage später am Ufer des Río Grande gefunden. Che Guevaras Gruppe, die am Ende nur noch aus 14 Personen bestand, wurde am 8. Oktober 1967 in der nahe des Dorfes La Higuera liegenden Schlucht Quebrada del Churo (auch: Quebrada del Yuro) von Regierungstruppen aufgespürt. Nach heftigen Kämpfen wurde der verwundete Guevara gefangengenommen und ins Schulgebäude von La Higuera gebracht. Dort wurde er unter anderem durch den CIA-Agenten Felix Rodríguez verhört.

Am 9. Oktober 1967 wurde Che Guevara vor Ort von Mario Terán, einem Feldwebel der bolivianischen Armee, ohne Gerichtsverhandlung erschossen. Dieser hatte sich zwar als Freiwilliger für die Exekution gemeldet, bekam es dann jedoch mit der Angst zu tun, so dass er erst nach mehreren Stunden und unter starkem Alkoholeinfluss bereit war, die Erschießung vorzunehmen. Anschließend sollte die Leiche Guevaras spurlos beseitigt werden. Sie wurde deshalb auf dem Flugplatz im etwa 30 Kilometer entfernten Vallegrande heimlich begraben. Erst 1997 wurden die verschollenen Gebeine gefunden und nach Kuba überführt, wo sie im in einem eigens geschaffenen Mausoleum in Santa Clara beigesetzt wurden. Die Bestattungszeremonie am 12. Juli 1997 war eher flüchtig und familiär.

Che Guevaras persönliche Erfahrungen während der bolivianischen Zeit sind in seinem später veröffentlichten Bolivianischen Tagebuch dokumentiert.

Die Ermordung Che Guevaras hatte aber ein Nachspiel: Colonel Quintanille vom Minesterium für innere Angelegenheiten, der für das abhacken Che Guevaras Hände nach dessen Tod verantwortlich war, wurde ein paar Jahre später in HAmburg, wo er als Konsul tätig war, von einer Frau mit mehreren Schüssen aus einer automatischen Waffe getötet. Der bolivianische Generalstabchef Juan José Torres wurde 1976 in Argentinien entführt, später wude seine Leiche dann im einem Vorort von Buenos Aires gefunden. Der Körper war von mehreren Kugeln durchsiebt worden. Der Kommandeur der 8. Division, Joaquin Zenteno, wurde ebenfalls 1976 in Paris von einem Guerillakommando liquidiert. Der Bauer Honorato, der die Guerillios in den Hinterhalt von Valdo del Yeso führte, wurde nur ein Jahr nach Guevaras Tod von der Guerilla getötet.

[Bearbeiten] Die ELN ab 1967

Nach Che Guevaras Tod wurde die ELN, welche zunächst aus nur noch sechs Überlebenden bestand, von Inti Peredo, nach dessen Erschießung durch die Polizei 1969 von seinem Bruder Chato Peredo geleitet. In der Folgezeit gelang es der ELN, vor allem aus der sich radikalisierenden studentischen Jugend und dem befreiungstheologisch orientierten Jugendverband der Christdemokraten neue Mitglieder zu rekrutieren und im Juli 1970 einen neuen Guerilla-Focus bei Teoponte/Beni aufzubauen; ein Großteil der schnell vom Militär eingeschlossenen 70 Guerilleros starb dort an Hunger oder Schlangenbissen und nicht durch Kampfhandlungen. Durch die Intervention der Gewerkschaften und der städtischen Linken bekamen die acht Überlebenden, welche sich ergeben hatten (unter ihnen Chato Peredo) freies Geleit nach Chile. Die ELN beteiligte sich 1971 am Widerstand gegen den Putsch Hugo Banzers, ihre Strukturen wurden größtenteils in den Folgejahren durch die staatliche Repression zerschlagen oder zerfielen auf Grund interner Konflikte. Ohne sich jeweils formal aufgelöst zu haben arbeiten seit 1978 ELN-Mitglieder und -Restgruppen in legalen politischen Parteien und Basisbewegungen mit.[1]

[Bearbeiten] Literatur

  • Ernesto Che Guevara: Bolivianisches Tagebuch. Dokumente einer Revolution, Reinbek 1986.
  • Gaby Weber: Die Guerilla zieht Bilanz. Gespräche mit Guerilla-Führern in Argentinien, Bolivien, Chile und Uruguay. Gießen 1989, S. 263-322 ISBN 3-88349-375-9

[Bearbeiten] Quellen

  1. Gaby Weber: Die Guerilla zieht Bilanz. Gespräche mit Guerilla-Führern in Argentinien, Bolivien, Chile und Uruguay. Gießen 1989, S. 264-268

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