Elsevier
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Elsevier ist ein Verlag für wissenschaftliche Zeitschriften und Fachbücher. Er gehört zur der Reed Elsevier Group.
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[Bearbeiten] Verlagsgeschichte
Der Vorgänger des heutigen Verlagshauses wurde 1580 von Lois Elsevier, einem Drucker, Buchbinder und Buchhändler, in Leiden gegründet; 1638 folgte eine Niederlassung in Amsterdam. Er druckte und vertrieb vornehmlich wissenschaftliche Bücher, unter anderem von Galilei und Descartes, in verschiedenen Sprachen. Sein Enkel Isaak entwarf um 1620 das heute noch genutzte Markenzeichen der Firma. Die Niederlassung in Amsterdam wurde 1681 geschlossen, der Leidener Betrieb schloss 1713.
Das heutige Verlagshaus Elsevier wurde im Jahr 1880 von Jacobus George Robbers gegründet. Robbers, ein niederländischer Buchhändler, übernahm den Namen Elsevier für seinen neuen Verlag in Rotterdam. 1887 zog der Verlag nach Amsterdam um, wo er bis heute seinen Hauptsitz hat. Zu den Veröffentlichungen dieser frühen Jahre zählen Werke von Jules Verne und Dekkers Max Havelaar. "Elsevier" wurde im 19. Jahrhundert zum Synonym für kleinformatige Bücher, die man in der Tasche tragen konnte.
[Bearbeiten] Internationale Öffnung und Zukäufe
Im Jahr 1937 eröffnete das Unternehmen ein Büro in New York, als Teil eines Joint Ventures mit Nordesmann. 1962 wurde in den USA die Elsevier Publishing Company gegründet, kurz danach auch in Großbritannien. 1979 verschmolz Elsevier mit der Nederlandse Dagbladunie (NDU) zu Elsevier-NDU und wurde damit auch Herausgeber von zwei großen niederländischen Tageszeitungen.
Nach einer tiefgehenden Umstrukturierung 1985, dem Kauf des in Oxford ansässigen Verlages Pergamon Press 1991, mit dem die Zahl der wissenschaftlichen Journale deutlich erweitert wurde, schloss sich Elsevier im Jahr 1993 mit dem britischen Medienunternehmen Reed International zum Unternehmen Reed Elsevier plc zusammen. 1999 wurde Cell Press gekauft, im Jahr 2001 der Wissenschaftsverlag Harcourt. Die Geschäftsfelder des nun global operierenden Medienkonzerns Reed Elsevier umfassen vier Bereiche: Wissenschaft & Medizin (Elsevier), Recht (LexisNexis), Erziehung (Harcourt), und Wirtschaft (Reed Business International).
[Bearbeiten] Heutiges Kerngeschäft
Zum Kerngeschäft des Verlags zählen die wissenschaftlichen, technischen und medizinischen Publikationen. Elsevier veröffentlicht jährlich rund 1.800 wissenschaftliche Journale und 2.200 Bücher. Insgesamt sind rund 20.000 Werke und Titel lieferbar.
Durch kommerzielle Online-Publikationen wird das gedruckte Angebot des Verlags ergänzt. Dazu gehören das Online-Portal ScienceDirect, die Datenbanken MDConsult und Embase sowie die Suchmaschine Scirus, die auf wissenschaftliche Themen spezialisiert ist.
[Bearbeiten] Deutsche Elsevier-Unternehmen
Seit Januar 2003 gehören die Fachverlage Urban & Fischer, München/Jena, und Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg zu Elsevier. Des Weiteren gehört der Dienstleister Servicecenter Fachverlage (SFG), Kusterdingen, zu Elsevier Deutschland.
Eigenständig ist die Elsevier Akademie in Duisburg.
[Bearbeiten] Kritik an Elsevier
Elsevier ist in den letzten Jahren aufgrund seiner aggressiven Preispolitik, vor allem im Zeitschriftenbereich, in die Schlagzeilen geraten. Diese für die Bibliotheken sehr ungünstige Entwicklung (siehe Zeitschriftenkrise) wird allerdings auch von anderen großen Verlagen vorangetrieben. Das Geschäft mit wissenschaftlichen Zeitschriften gilt als sehr lukrativ, im Jahr 2005 erzielte Elsevier eine Umsatzrendite von 31%.
Wissenschaftler und Bibliothekare haben mehrfach einen Boykott von Elsevier-Zeitschriften gefordert. So wurde bsw. eine u.a. von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützte Petition gestartet, in der ein freier Zugang zu öffentlich finanzierten Forschungsergebnissen gefordert wird. [1] Einzelne Universitäten wie Stuttgart und Karlsruhe haben bereits in Boykottaktionen sämtliche Zeitschriften dieses Verlages zeitweilig abbestellt, mussten aber letztlich doch den Forderungen der Wissenschaftler nach diesen nachgeben. Dabei geht es nicht nur um das Abbestellen überteuerter Titel, sondern es werden auch (etwa in Resolutionen des Senats der University of California, Santa Cruz von Ende 2003 und des Senats der Stanford-Universität vom Februar 2004) Forscher dazu aufgerufen, keine Artikel mehr bei Elsevier-Magazinen einzureichen, sich nicht mehr zur Peer Review eingereichter Artikel zur Verfügung zu stellen und die Mitarbeit in Herausgebergremien zu beenden.
2004 kündigten erstmals renommierte US-Universitäten wie Cornell, Harvard und das MIT einen großen Teil ihrer Elsevier-Zeitschriftenabonnements sowie Online-Pakete wie ScienceDirect, mit Verweis auf die Preispolitik des Unternehmens.
Ein weiterer Punkt der Kritik an Elsevier und anderen Wissenschaftsverlagen ist seit langem, dass sie von den Autoren die vollständige Übertragung des Copyrights an den eingereichten Arbeiten verlangen. (Dies bezieht sich auf das angelsächsische Copyright; im Urheberrecht, wie es im deutschen Sprachraum gilt, können nur Nutzungsrechte übertragen werden.) Unter anderem verliert der Wissenschaftler dabei das Recht, den publizierten Artikel in digitaler Form im Internet zum Download anzubieten.
Seit dem Sommer 2004 reagiert Elsevier darauf mit der Zusicherung, dass Autoren ihre Arbeiten unter Auflagen auch in der publizierten, zitierfähigen Form auf eigenen Homepages und denen ihrer Institute verwenden dürfen. Allerdings bleibt das Einstellen bei Open Access-Archiven wie dem ArXiv oder PubMed Central weiterhin untersagt. Dennoch wird diese Änderung auch von vielen Kritikern als ein wesentliches Zugeständnis gesehen. Allerdings hat sich der Verlag mit den Pressemitteilungen nicht rechtlich gebunden; wie ein Mitarbeiter des Verlags deutlich machte, ist das auch nicht vorgesehen. Die neue Regelung kann also jederzeit wieder zurückgenommen werden.
[Bearbeiten] Literatur
Dongelmans, B. P. M., Boekverkopers van Europa. Het 17de-eeuwse Nederlandse uitgevershuis Elzevier (Zutphen: Walburg, 2000).
[Bearbeiten] Siehe auch
- Wissenschaftsverlag
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.elsevier.com Internetseite des internationalen Unternehmens
- http://www.elsevier.de Internetseite der deutschen Verlage Urban & Fischer und Spektrum Akademischer Verlag
- http://www.elsevier-akademie.de Internetseite der Elsevier Akademie
- Zeitschriftenkrise Seite der Bibliothek der Universität Konstanz mit Statistiken und Links zur Zeitschriftenkrise, geht auch auf Elsevier ein
- Cornell and Other University Libraries to Cancel Elsevier Titles Information Today, 17. November 2003. Ausführlicher Artikel über den Konflikt zwischen mehreren US-amerikanischen Universitäten und Elsevier (englisch)
- Online-Abos: Wer liest das eigentlich? Artikel vom 19. Januar 2004 bei dem Fachinformationsdienst intern.de über Elseviers Strategie, Online-Zeitschriftenabonnements in Fakultäts-Paketen wie ScienceDirect zu bündeln
- Elsevier further liberalizes copyright for authors Elsevier-Pressemeldung, 3. Juni 2004
- Reed Elsevier gestattet Online-Verwertung Artikel vom 7. Juni 2004 bei intern.de
- Bericht über die Gewinne 2005 bei Heise online