Open Access
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Open Access (englisch freier, kostenloser Zugang) bezeichnet das Ziel, wissenschaftliche Literatur und Materialien im Internet frei (kostenlos und ohne Lizenzbeschränkungen) zugänglich zu machen. Unter diesem Stichwort hat sich inzwischen eine internationale Bewegung gebildet, die insbesondere mit der Budapest Open Access Initiative verbunden wird.
Bei der wissenschaftlichen Fachliteratur kann es sich um frei zugängliche Beiträge in Elektronischen Zeitschriften, um Preprints oder Online-Versionen von Beiträgen in Büchern und Zeitschriften handeln, die von den Wissenschaftlern auf den Servern freier E-Journals, universitären oder institutionellen Eprint-Archiven, fachbezogenen Servern oder auch nur auf ihren Websites frei zur Verfügung gestellt werden. In einem weiteren Sinn spricht man aber auch von Open Access, wenn es um den freien Zugang zu wissenschaftlich wichtigen Daten oder zu digitalen Reproduktionen von Kulturgut in Archiven, Bibliotheken und Museen geht.
Seit 2001 suchen weltweite Initiativen nach effektiven Strategien, um die Vorteile des Open Access für die Forschung, ihre Institutionen und Fonds allgemein nutzbar zu machen. Auch die wirtschaftlichen Aspekte des Open Access-Publizierens und mögliche Probleme wissenschaftlicher Verlage werden heftig debattiert.
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[Bearbeiten] Geschichte des Open Access
In den 1990ern erschienen unter dem Begriff des Online-Publishing die ersten deutschsprachigen Ratgeber für das Publizieren im Internet für Wissenschaftler, welche u.a. die unterschiedlichen Dienste - E-Mail, News, Usenet - beschrieben[1]. Viele Fachverlage waren in dieser Zeit dazu übergangen, ihre Zeitschriften parallel oder ausschließlich elektronisch zur Verfügung zu stellen. Studenten und Forscher können seitdem diese über die Bibliotheks- oder Institutsrechner lesen und ausdrucken, wenn ihre Institutionen für diese Lizenzen zahlen.
2001 gründeten eine Reihe namhafter Wissenschaftler, unter ihnen Michael Eisen (Public Library of Science) und Rick Johnson (Scholarly Public and Academic Resources Coalition), die Budapest Open Access Initiative und verabschiedeten eine Erklärung, in der es u.a. heißt: „Frei zugänglich im Internet sollte all jene Literatur sein, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ohne Erwartung, hierfür bezahlt zu werden, veröffentlichen.“ [2]
Einen weiteren Höhepunkt der Bewegung bildete die Berliner Erklärung der Open-Access-Bewegung vom Oktober 2003. Die Deklaration wurde von allen wichtigen deutschen Forschungsinstitutionen unterschrieben. Wie z.B. der DFG, der Hochschulrektorenkonferenz, der Max-Planck-Gesellschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW), Deutsche Initiative für Netzwerkinformation (DINI) und dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, das mit DiPP eine eigene Initiative gegründet hatte. Außerdem haben auch internationale Organisationen unterschrieben wie z.B. Open Source Initiative (OSI), SPARC oder CERN.
Bei der Open-Access-Bewegung handelt es sich nicht „nur um Überzeugungen vereinzelter, besonders internetaffiner Akteure [..], sondern um eine Bewegung von enormer Reichweite“[3]; eine “wissenschaftliche Revolution formiert sich“[4]. Im Juli 2004 sprach sich auch das Komitee für Wissenschaft und Technologie des britischen Unterhauses dafür aus, dass die Ergebnisse öffentlich geförderter Forschung unter den Bedingungen von Open Access veröffentlicht werden sollten.
[Bearbeiten] Argumente für Open Access und Probleme bei der Umsetzung
Für die Forderung nach Open Access spricht, dass damit stark subventionierte Forschungsergebnisse der Universitäten und anderer öffentlich unterstützter Forschungseinrichtungen frei zugänglich werden und nicht teuer verkauft werden: Open Access ist „die geeignete Antwort auf die Krise der wissenschaftlichen Literatur, die sich nicht nur auf die Zeitschriftenpreise auswirkt, sondern auch dazu führt, dass etwa ein Sammelband in vierfacher Weise von der öffentlichen Hand subventioniert wird und der Staat so seine eigenen Forschungsergebnisse von kommerziellen Verlagen zurückkauft“[5].
Explizit verfolgt die Open Access Bewegung auch das Ziel, die digitale Kluft zu verringern. Unter anderem sollen so Wissenschaftler mit geringem Deputat an wissenschaftliche Ergebnisse gelangen und am Diskurs partizipieren können.
Open Access ist „(noch) weit davon entfernt, Alltag wissenschaftlichen Publizierens zu sein: Es handelt sich überwiegend um spezialisierte Diskurse in einigen besonders engagierten Disziplinen und um (wissenschafts-)politische Absichtserklärungen (wie die Berlin Declaration), die in der Praxis erst verankert werden müssen, damit wissenschaftliches Wissen tatsächlich das Allgemeingut sein kann, als das es finanziert wird“[6].
Eine der Barrieren für das Online-Publishing mit Open Access ist das akademische Reward-System [7]. Problematisch ist auch, dass z.B. reine Online-Zeitschriften in traditionellen Datenbanken nur selten erschlossen und indiziert sind [8]. Und für die Bibliotheken stellt sich die Frage der Erfassung und Speicherung der Daten [9].
Es gibt große Unterschiede zwischen den Disziplinen. Das kostenlose Online-Publizieren ist, mit Ausnahme einiger Institute und Online-Zeitschriften im Bereich der Bildungsforschung keine Selbstverständlichkeit [10]. In naturwissenschaftlich-technischen Disziplinen hingegen, insbesondere der Informatik und Physik, hat das kostenlose und freie Veröffentlichen im Internet schon eine weit bedeutendere, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Open Content, Open Archives Initiative, Open-Source-Kultur, Open-Source-Medizin, Wissensfreiheit, Access to Knowledge
- Zeitschriftenkrise, elektronische Publikation, elektronische Zeitschriften, Preprint, PLoS
- Craig Venter, Stevan Harnad
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ z.B. in: Jens Bleuel (1995): Online Publizieren im Internet. Elektronische Zeitschriften und Bücher. Pfungstadt und Bensheim: Edition Ergon. aktualisierte Auflage 2000
- ↑ siehe Mruck, Gradmann & Mey, 2004, Absatz 5; oder FAQ zur Budapest Open Access Initiative
- ↑ Mruck, Gradmann & Mey (2004) Absatz 3
- ↑ vgl. Überschrift 2 von Mruck, Gradmann & Mey (2004)
- ↑ vgl. Zusammenfassung In: Klaus Graf (2003): Wissenschaftliches E-Publizieren mit "Open Access" - Initiativen und Widerstände. Zeitenblicke, 2(2)
- ↑ Mruck, Gradmann & Mey (2004) (Absatz 23)
- ↑ vgl z.B. Bo-Christer Björk (Januar 2004): Open access to scientific publications - an analysis of the barriers to change. Information Research, 9(2), Paper 170
- ↑ vgl. Keller, 2003, Absatz 42
- ↑ z.B. Heinz Hauffe (1997): Langfristige Verfügbarkeit elektronischer Medien. Referat am Kolloquium Speicherbibliotheken - Digitale Bibliotheken, Graz, 3. April 1997
- ↑ Sandra Schaffert (Juni 2004): Kostenlose Online-Literatur der Bildungsforschung. p@psych e-zine, 9
[Bearbeiten] Literatur
- Katja Mruck, Stefan Gradmann, Günter Mey (April 2004). Open Access: Wissenschaft als Öffentliches Gut. Forum Qualitative Sozialforschung/ Forum: Qualitative Social Research 5(2), Art. 14
- Stevan Harnad (Januar 2005): Fast-Forward on the Green Road to Open Access: The Case Against Mixing Up Green and Gold, Ariadne 42
- Deutsche Forschungsgemeinschaft (Hg.) (Juli 2005): Publikationsstrategien im Wandel? Ergebnisse einer Umfrage zum Publikations- und Rezeptionsverhalten von Wissenschaftlern unter besonderer Berücksichtigung von Open Access PDF, 561 K (82 S.), Tabellenband dazu, PDF, 660 K (221 S.), English edition, PDF, 393 K (66 S.), Response by Johannes Fournier (DFG)
- Richard Sietmann: DFG legt Studie zu Open Access vor, heise newsticker, 23. Juli 2005
- Johannes Fournier (DFG), Alexis-Michel Mugabushaka (DFG): Offener Zugang zu wissenschaftlichem Wissen: Erfahrungen und Ansichten DFGgeförderter Wissenschaftler DFG-Infobrief 1/2005 zu den wichtigsten Befunden der Studie
- Johannes Fournier (DFG): Wege zum Wissen. Aktionsfelder zur Förderung des Open Access durch die DFG, Positionspapier der DFG zu den Ergebnissen der Studie, Schlüsse für das Förderhandeln der DFG
- Richard Sietmann (März 2006): Über die Ketten der Wissensgesellschaft in c't 12/2006 S. 190
- Gerald Spindler (Hg.) (März 2006): Rechtliche Rahmenbedingungen von Open-Access-Publikationen (Universität Göttingen, März 2006 - PDF, ca. 3,6 MB, Universitätsverlag Göttingen, 2006
- Frank Scholze (März 2006): Goldene und grüne Strategie des Open Access - Übersicht und Vergleich. In: 95. Deutscher Bibliothekartag in Dresden 2006, Frankfurt: Klostermann, urn:nbn:de:bsz:93-opus-28596
- Ulrich Herb (September 2006): Entgeltfreier Zugang zu wissenschaftlichen Informationen. Teil 1: Schöne neue Welt des Open Access, Teil 2: Journale, Impact Factor, radikale Monopole und Karrieren in telepolis, 14. und 15. September 2006
- Michaela Mader, Bettina Langeder: Digitale Freiheit für Forschung und Forscher/innen: Open Access macht wissenschaftliche Publikationen frei verfügbar. Und Wissenschaft besser. In: Leonhard Dobusch, Christian Forsterleitner (Hrsg.): Freie Netze. Freies Wissen., Echomedia: Wien, 2007, ISBN 3-901761-64-0 unter Creative Commons Lizenz; Beitrag als PDF-Datei: kostenloser Download
- Jörn Heckmann/Marc Philipp Weber (Dezember 2006): Open Access in der Informationsgesellschaft - § 38 UrhG de lege ferenda, GRUR Int. 2006, 995
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] deutschsprachig
- Open-Access-Definitionen (Zugang-zum-wissen.de)
- DiPP - Open Access Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen
- Archivalia - Deutschsprachige News zu Open Access, von Klaus Graf
- Die Open Access Bewegung p@psych (Bildungsforschung und On-line-Publizieren)
- "Informationsplattform Open Access", DFG-gefördert seit September 2006
- Redaktioneller Artikel aus dem T3N Magazin
[Bearbeiten] englischsprachig
Commons: Open Access – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Open Access News Sehr gut geführtes englischsprachiges Weblog von Peter Suber
- Scholarly Electronic Publishing Weblog Verzeichnis englischsprachiger Hinweise auf Beiträge (leider nicht alle selbst Open Access), geführt von Charles W. Bailey, Jr.
- BOAI Forum Englischsprachige Mailingliste der Budapest Open Access Initiative BOAI
- SPARC Open Access Newsletter SOAN und SPARC Open Access Forum SOAF Englischsprachige Mailinglisten der Scholarly Publishing and Academic Resources Coalition
- American Scientist Open Access Forum Englischsprachige Open Access Mailingliste moderiert von Stevan Harnad
[Bearbeiten] Via Open Access verfügbare Forschungsliteratur finden
- Open Access to Scientific Literature - OASE
- Directory of Open Access Journals - DOAJ
- The Directory of Open Access Repositories - OpenDOAR
- Suchmaschine OAIster
- Wissenschaftliches Meta-Portal & Suchmaschine ScientificCommons
- Blick über den Tellerrand: PLEIADI: Portal for the Italian Electronic Literature in Open and Institutional Archives
- Openarchives.eu - The European Guide to OAI-PMH Digital Repositories in the World