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Empress of Ireland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

RMS Empress of Ireland
Die Empress of Ireland
Technische Daten (Überblick)
Schiffstyp: Passagierdampfer
Einsatzzweck: Transatlantik-Linienverkehr
Rauminhalt: 14.191 BRT
Antrieb: 2 Schrauben,
Vierfachexpansionsmaschinen
Geschwindigkeit: 18 Knoten Standard
ca. 20 Knoten max.
Stapellauf: 26. Januar 1906
Schicksal: gesunken nach Kollision am 29. Mai 1914

Die RMS Empress of Ireland war ein 1906 in Glasgow gebautes Passagierschiff der Canadian Pacific Railway. Sie fuhr ab Juni 1906 im regelmäßigen Liniendienst im Nordatlantik zwischen Québec (Kanada) und Liverpool (England). Am 29. Mai 1914 sank sie nach einer Schiffskollision im Sankt-Lorenz-Strom. Dabei kamen 1012 Menschen ums Leben. Der Untergang der Empress of Ireland ist damit die Schiffskatastrophe mit dem größten Verlust an Menschenleben nach der Titanic vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entstehung

Der Auftrag zum Bau der Empress of Ireland und ihres Schwesterschiffes Empress of Britain wurde 1903 von Baron Thomas G. Shaughnessy, dem Präsidenten der Canaidian Pacific, erteilt. Die Empress of Ireland wurde am 10. April 1904 auf dem Helling Nr. 4 als Bau-Nr. 443 von der "Fairfield Shipbuilding and Engineering Company" auf Kiel gelegt. Bei der Inneneinrichtung der Passagierunterkünfte achtete die Canadian Pacific Railway (CPR) besonders auf modernes Design und das Vorhandensein verschiedener Stilrichtungen. Das Schiff verfügte über acht Decks, zwei Schornsteine und für den Antrieb die damals üblichen Vierfach-Expansionsmaschinen.

Der Stapellauf fand am Sonnabend, dem 27. Januar 1906 im Beisein verschiedener hochrangiger Repräsentanten und Honoratioren der Werft und der Reederei sowie hunderter Schaulustiger statt. Die Ehefrau des leitenden Direktors der Fairfield-Werft, Alexander Gracie, taufte das Schiff auf den Namen Empress of Ireland.

Die Jungfernfahrt fand am 29. Juni 1906 unter Captain Frank Carey (Route Liverpool - Moville, Irland - Québec) statt.

[Bearbeiten] Der Crippen-Zwischenfall

Im Sommer 1910 machte der spätere Kapitän der Empress of Ireland, Henry George Kendall, weltweit Schlagzeilen, als an Bord seines damaligen Schiffes, der Montrose, der gesuchte Mörder Dr. Hawley Harvey Crippen, der so genannte „Kellermörder von London“ festgenommen wurde. Crippen war ein amerikanischer Diplom-Homöopath aus Michigan, der mit seiner Ehefrau Cora, die unter dem Künstlernamen Belle Elmore als Tänzerin und Varietéschauspielerin bekannt war, in London lebte. In der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar 1910 kam es zwischen den Ehepartnern zum Streit und Crippen ermordete seine Frau mit einem vergifteten Cocktail. Anschließend zerlegte er den Leichnam und vergrub ihn unter dem Fußboden des Kohlenkellers.

Crippen hatte sich nach dem Mord mit seiner Geliebten Ethel le Neve in die Niederlande abgesetzt und fuhr Ende Juli verkleidet und unter falschem Namen auf der Montrose nach Kanada, um dort ein neues Leben zu beginnen. Er wurde von Captain Kendall erkannt und am 31. Juli verhaftet, als die Montrose in Québec anlegte. Während Crippen abgeführt wurde, rief er Captain Kendall entgegen: „Für diesen Verrat werden sie noch bezahlen!“, was noch Jahrzehnte später als böses Omen für die Empress of Ireland gehalten wurde.

Crippen wurde wegen Mordes und Verstümmelung seiner Ehefrau angeklagt am 23. November 1910 gehängt. Heute steht eine Wachsfigur von ihm im Londoner Kabinett von Madame Tussaud.

[Bearbeiten] Die letzte Überfahrt

[Bearbeiten] Abfahrt in Québec

Am Donnerstag, dem 28. Mai 1914 legte die Empress of Ireland in Québec zu ihrer 96. Transatlantiküberquerung ab. Um 16.27 Uhr wurden die Leinen gelöst, während das Bordorchester „God Be With You Till We Meet Again“ spielte. Das Schiff befand sich unter dem Kommando von Kapitän Henry George Kendall, der am 1. Mai den bisherigen Kapitän Murray abgelöst hatte. An Bord befanden sich neben 460 Besatzungsmitgliedern 1017 Passagiere. Die dritte Klasse war mit 714 Personen komplett ausgebucht, während die zweite Klasse mit 216 Reisenden gerade zur Hälfte belegt war. Die erste Klasse war mit 87 Personen nur zu einem Drittel besetzt, was für die Empress of Ireland sehr ungewöhnlich war. Unter den Reisenden der ersten Klasse befanden sich viele Prominente aus Politik, Kultur und Gesellschaft, u. a.:

  • Laurence Irving (kanadischer Schauspieler, Sohn von Sir Henry Irving)
  • Mabel Hackney Irving (Schauspielerin, Ehefrau von Laurence Irving)
  • Sir Henry Seton Karr (schottischer Adeliger)
  • Ella Hart-Bennett (Schriftstellerin, Ehefrau des britischen Kolonialministers für die Bahamas, William Hart-Bennett)
  • Major Henry H. Lyman (kanadischer Entomologe), mit Ehefrau
  • Gabriel J. Marks (Bürgermeister von Suva, Hauptstadt von Fidschi), mit Ehefrau
  • Wallace L. Palmer (Redakteur der Londoner Zeitung Financial News), mit Ehefrau
  • Ethel Grundy Paton (Tochter des Vizepräsidenten der Quebec Central Railway)

Unter den Passagieren der zweiten Klasse befand sich Reinholdt Bach, ein direkter Nachfahre von Johann Sebastian Bach mit seiner Tochter sowie ein 171 Mitglieder starkes Abgeordnetenkontingent der kanadischen Heilsarmee auf dem Weg zur dritten internationalen Heilsarmeekonferenz in London. Nach einem kurzen Halt in Rimouski zur Übernahme von Post lief das Schiff in die offene Mündung des Sankt-Lorenz-Stroms, die an dieser Stelle ca. 30 Seemeilen breit ist.

[Bearbeiten] Untergang

In der Nacht vom 28. auf den 29. Mai herrschte im Sankt-Lorenz-Strom dichter Nebel. Um 1.38 Uhr sichteten die beiden Wache habenden Offiziere auf der Brücke der Empress auf der Höhe von Father Point die Lichter eines anderen Schiffes an Steuerbord voraus, aber dieses verschwand innerhalb kurzer Zeit im Nebel. Es handelte sich um den kleinen norwegischen Kohlefrachter S.S. Storstad unter dem Kommando von Kapitän Thomas Andersen. Die Storstad hatte die Empress of Ireland bereits einige Minuten zuvor gesichtet, ohne aber zu wissen, um welches Schiff es sich handelte. Um 1.41 Uhr befahl Kapitän Kendall eine Kursänderung, um dem schnell näher kommenden Schiff auszuweichen. Der dichte Nebel verhinderte jedoch derartige Manöver und so ließ Kendall sein Schiff um 1.45 Uhr stoppen. Zusätzlich gab er entsprechende Signale mit dem Nebelhorn, um das andere Schiff auf sich aufmerksam zu machen. Anschließend ging man davon aus, dass die Storstad an backbord passieren würde, doch dann tauchte sie unvermittelt nur eine Schiffslänge entfernt an steuerbord aus dem Nebel auf.

Kapitän Kendall befahl noch in letzter Sekunde volle Kraft voraus, um die drohende Kollision zu verhindern, doch es war zu spät: Um 1.55 Uhr rammte die Storstad die Empress of Ireland mittschiffs zwischen den Schornsteinen und riss ein 13 m hohes und 5 m breites Loch in den Rumpf, durch das sofort bis zu 300 Tonnen Wasser pro Sekunde einströmten.

Das Schiff bekam sehr schnell Schlagseite und die Kesselräume liefen voll, wodurch 6 Minuten nach der Kollision der Strom ausfiel. Der Kapitän gab den Befehl, einen Notruf über Funk abzusetzen und das Schiff zu verlassen. Das Schiff verfügte zwar über eine ausreichende Anzahl von Rettungsbooten und Schwimmwsten für alle Passagiere – dies war eine Lehre aus der Titanic-Katastrophe – doch das Schiff sank so schnell, dass in der kurzen Zeit nur 9 Boote bemannt werden konnten. Zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes schliefen die meisten, wenn nicht gar alle Passagiere der Empress in ihren Kabinen, für die meisten von ihnen war es unmöglich, sich bei der enormen Schräglage an Deck zu begeben. Als der Strom ausfiel, brach Panik aus und das Bootsdeck war sekundenschnell überfüllt. Die Treppen waren nach wenigen Minuten nicht mehr passierbar. Das Schiff legte sich auf die Steuerbordseite, die Schornsteine brachen ab und schlugen auf das Wasser auf. Nach Augenzeugenberichten liefen zahllose Menschen auf der waagerechten Backbordseite des sinkenden Schiffes herum.

Nach nur 14 Minuten war die Empress of Ireland gesunken. Von den 1477 Menschen an Bord kamen 1012 ums Leben, darunter 134 der 138 Kinder. Viele wurden direkt bei der Kollision getötet, andere konnten sich nicht rechtzeitig aus dem schnell sinkenden Schiff retten oder ertranken anschließend im kalten Wasser.

Die Storstad war zwar schwer beschädigt, aber noch voll schwimmfähig. Als die Besatzung die Schreie der Menschen im Wasser hörte, wurden sofort die Rettungsboote zu Wasser gelassen, um Überlebende aufzunehmen. Auch zwei Schiffe aus Remouski, die den Notruf der Empress of Ireland empfangen hatten, kamen zur Hilfe, von denen das erste aber erst um 3.15 Uhr, mehr als eine Stunde nach dem Untergang des Liners eintraf. Im Lauf der Nacht und der darauf folgenden Tage wurden mehrere hundert Leichen geborgen.

[Bearbeiten] Nachspiel

Noch Wochen nach dem Untergang des Schiffes wurden teilweise entsetzlich zugerichtete Leichen zu beiden Seiten des Sankt-Lorenz-Stroms an Land gespült. Im Frühsommer 1914 wurde ein Bergungsteam in das Wrack herunter geschickt, um weitere Opfer zu bergen. Bis Ende Juni wurden fast 90 Tote - zum größten Teil Frauen in Nachtgewändern - geborgen, von denen nur noch 20 identifiziert werden konnten.

Hinterher gab ein Gericht der Storstad die Schuld, da deren 1. Offizier den Kurs geändert hatte, ohne den Kapitän zu informieren. Aber auch der Kapitän der Empress of Ireland wurde kritisiert, da er sein Schiff im Nebel stoppte und es somit in der Manövrierfähigkeit einschränkte. Wäre die Empress of Ireland ganz normal weiter gefahren, wäre das Unglück vermutlich nicht geschehen. Eine spätere norwegische Untersuchung sprach die Besatzung der Storstad hingegen von jeglicher Schuld frei.

Das Schicksal der Empress of Ireland beherrschte zwar kurze Zeit die Medien, geriet aber aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges trotz seiner Schwere schnell in Vergessenheit.

[Bearbeiten] Sonstiges

Direkt vor der Abfahrt lief das Schiffsmaskottchen, die Katze Emmy, davon und wurde nie wieder gesehen.

Beim Untergang der Empress of Ireland kamen mehr Passagiere (840) um, als auf der Titanic (832) und der Lusitania (791).

Die letzte Überlebende der Empress of Ireland, die Kanadierin Grace Hanagan Martyn, starb am 15. Mai 1995 in St. Catharines, Ontario im Alter von 88 Jahren. Sie hatte bei dem Unglück ihre Eltern verloren.

Eine der bekanntesten Geschichten um die Empress of Ireland ist das Schicksal der amerikanischen Passagierin Fannie Sewell Mounsey. Die neunfache Mutter aus Chicago reiste Zweiter Klasse mit einer Freundin nach England, um Verwandte zu besuchen; sie kam bei dem Untergang ums Leben. Im Frühjahr 1915 hörte ihre Familie von einer geistig verwirrten Frau in einem englischen Sanatorium, die Angst vor Wasser hatte, immer wieder den Namem "Mounsey" murmelte und der äußeren Erscheinung von Fannie Mounsey entsprach. Sie machten sich Hoffnung, dass die geliebte Ehefrau und Mutter die Katastrophe überlebt und ihr Gedächtnis verloren hatte, denn die Leiche von Mrs. Mounsey war nie gefunden worden. Ihr Ehemann William E. Mounsey, die Tochter Sarah Lund und deren Ehemann Charles nahmen am 1. Mai 1915 die Lusitania nach Liverpool, um ihre Verwandte nach Hause zu holen. Doch auch dieses Mal machte eine Tragödie dem Unternehmen einen Strich in die Rechnung: Die Lusitania wurde am 7. Mai 1915 versenkt, William Mounsey und Charles Lund starben. Die 28-jährige Sarah beendete die Reise allein und stellte fest, dass es sich bei der Frau nicht um ihre Mutter, sondern um eine gewisse Kate Fitzgerald handelte. Sie hatte nun Mutter, Vater und Ehemann in zwei der größten Schifffahrtskatastrophen des 20. Jahrhunderts verloren.

Auf der Empress of Ireland spielt ein Roman von Clive Cussler.

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen
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