Benutzer:Enlil2/Hurritisch-Urartäisch
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Mit Hurro-Urartäisch bezeichnet man eine Sprachfamilie, welche aus den beiden genetisch nahe verwandten Sprachen Hurritisch und Urartäisch. Eine Zuordnung zu einer grösseren Sprachfamilie ist bisher nicht gelungen, eine Verwandtschaft mit den Nacho-Dagestanischen Sprachen wird aber vermutet. Beide Sprachen sind ausgestorben. Hurritisch wurde bis ins 12. Jh. v. Chr. in Ostanatolien, Nordsyrien und Nordmesopotamien gesprochen, Urartäisch ist vom 9. Jh. bis ins 7. Jh. im Gebiet der heutigen Ost-Türkei und des heutigen Armeniens belegt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Charakteristische Eigenschaften
Hurritisch und Urartäisch sind agglutinierende Ergativsprachen. In einer Ergativsprache wird nicht ein fester Kasus für das Subjekt und für das Objekt verwendet, wie das in Akkusativsprachen wie zum Beispiel dem Deutschen der Fall ist, sondern es wird zwischen dem Subjekt eines transitiven Verbes (steht im Kasus Ergativ) und dem Subjekt eines intransitiven Verbes (steht im Kasus Absolutiv) unterschieden. Das direkte Objekt steht dabei meist ebenfalls im Absolutiv. Ein weiteres charakteristisches Merkmal des Hurro-Urartäischen stellt die bei einigen agglutinierenden Sprachen auftretende Suffixaufnahme dar; ein von einem Bezugswort abhängiges Wort (zum Beispiel Genitivattribut) nimmt zusätzlich die Suffixe des Bezugswortes auf.
Die Sprachen wurden hauptsächlich mit Silbenzeichen in Keilschrift geschrieben, Hurritisch in Sumerischer Keilschrift, Urartäisch in Neuassyrischer Keilschrift. Eine vollständige Rekonstruktion der Aussprache und des Phonemvorrates ist leider nicht möglich, da die Keilschrift ursprünglich nicht für diese Sprachen konzipiert worden ist und deshalb nicht geeignet ist, die Aussprache korrekt wiederzugeben.
[Bearbeiten] Gegenüberstellung von Hurritisch und Urartäisch
[Bearbeiten] Wortschatz
Überlieferte Texte des Hurritischen stammen grösstenteils aus dem religiösen oder diplomatischen Bereich, vom Urartäischen kennt man vor allem Monumentalinschriften, welche über Feldzüge berichten. Daraus ergibt sich die seltsam anmutende Situation, dass, trotz der Verwandtschaft der beiden Sprachen, nur gerade ein Fünftel der urartäischen Verben eine Entsprechung im Hurritischen haben. In diesem Fällen stimmen die Forman dafür praktisch vollständig überein; sie unterscheiden sich meistens nur aufgrund der unterschiedlichen Orthographie und Phonologie – Urartäisch kennt in der Schrift keine Doppelkonsonanz und es gibt aufgrund der schriftlichen Zeugnisse keinen Beleg für den Vokal -o-, statt dessen wird -u- verwendet.
Hurritisch | Urartäisch | Bedeutung | |
---|---|---|---|
Hurritisch | Urartäisch | ||
ag- | ag- | aufgreifen | führen, lenken |
ale- | al- | sagen | |
am- | am- | brennen | |
ar- | ar- | geben | |
ašḫ- | ašḫ- | ein Opfer darbringen | |
tor(u)bi | durb- | Feind | feindlich werden |
ḫa- | ḫa- | nehmen | |
ḫaž- | ḫaš- | hören | |
ḫud- | ḫut+i(y) | erheben | beten |
kol- | kul- | lassen | |
mann- | man- | sein | |
naḫḫ- | naḫ- | absitzen | |
un- | nun- | kommen | |
pic- | piṣuše | sich freuen | Freude |
šatt- | šat- | nehmen | |
tan- | tan- | machen, tun | |
tive | ti- | Wort | sprechen |
urb- | urb- | schlagen | |
uštanni | ušt- | Krieger | zum Krieg ausziehen |
atta(i) | ate- | Vater | |
p/faba | babani | Gebirge | Gebirgsregion |
edi | edi- | Person, Körper | |
evri | euri | Herr | |
evrišše | euriše | Herrschaft | |
ḫari | ḫari | Weg, Strasse | |
ḫuradi | ḫuradi | Krieger | |
e/išave | išani | gegenüberliegende Seite | |
ištani | ištini | drinnen, in der Mitte, dort | |
ugri | kuri | Fuss | |
pilli/a | pili | Kanal | |
purame | p/bura | Sklave | |
kargarni | qarqarani | (Militärischer Gegenstand) | Kettenhemd |
šawala | šali | Jahr | |
še/ugurni | šeḫ(i)ri | Leben | lebendig |
šuge | šuḫi | neu | |
šauri | šuri | Waffe | |
tarmani | tarmani- | Quelle, gut | |
taržu(w)ani | taršuani | Mensch | |
tižni | tišnu/i | Herz | (Körperteil), Herz? |
oli | uli | ein anderer | |
marianni | mari- | (Kriegerkaste in Mittani) | |
wandan(n)i | andani | rechts | |
sapḫali | salmatḫi | links |
[Bearbeiten] Nominalmorphologie
In der Nominalmorphologie zeigt sich eine weitgehende Übereinstimmung der Formen im Hurritischen und Urartäischen. Eine Gegenüberstellung der Kasus-Suffixe bietet die untenstehende Tabelle. Die Hurritischen Formen sind regelmässig so gebildet, dass ein Pluralmarker -(a)š- vor die Kasusendungs des Singulars tritt. Dieser Pluralmarker ist im Urartäischen nicht mehr produktiv und findet sich nur noch in erstarrten Formen wie des Direktiv Plural -šte und des Ablativ Plural -štane.
Kasus | Hurritisch | Urartäisch | ||
---|---|---|---|---|
Singular | Plural | Singular | Plural | |
Absolutiv | -Ø | -Ø, -lla | -Ø | -li, -Ø |
Ergativ | -š | -(a)šuš | -še | |
Genitiv | -ve | -(a)še | -i, -ie, -ei | -we |
Dativ | -va | -(a)ša | -e | -we |
Direktiv | -da | -(a)šta | -edi | -edi, -šte |
Essiv/Lokativ | -a | -a, -(a)ša | -a | |
Ablativ | -dan | -(aštan) | -tane | -štane |
instrumentaler Ablativ | -ni, -ne | -(a)šani/e | -ni, -ne | |
Komitativ | -ra | -(a)šuna | -rani | |
Assoziativ | -nni | |||
Äquativ I | -oš | |||
Äquativ II | -nna | -(a)šonna | ||
Instrumentalis | -ae | |||
e-Kasus | -e |
Als Suffixe an ein Substantiv treten unter Umständen – in dieser Reihenfolge – ein bestimmter Artikel, ein enklitisches Possessivpronomen, dann das Kasussuffix, und im Falle der Suffixaufnahme schliessen sich dann noch die aufgenommen Suffixe an. Der bestimmte Artikel und das Possessivpronomen stimmen in den beiden Sprachen des Hurro-Urartäischen weitgehend überein.
[Bearbeiten] Verbalmorphologie
Bei der Verbalmorphologie ergeben sich grössere Unterschiede zwischen dem Hurritischen und dem Urartäischen, wobei gerade bei letzterer Sprache die Struktur des Verbes noch nicht so klar ist. Grundsätzlich stellt sich die Morphologie jedoch so dar, dass an die Verbwurzel eine Reihe von Wurzelerweiterungen treten können, welche zum Teil in beiden Sprachen übereinstimmen, aber in ihrer Bedeutung noch nicht geklärt sind. Unterschieden wird zwischen dem transitiven Verb (Markierung -o-/-u-) und dem intransitiven Verb (Markierung -a-). Eine Reihe von weiteren Suffixen bezeichnen Tempus und Modus, wobei die modalen Formen noch nicht gut verstanden sind. Im Urartäischen werden Negationen durch selbständige Negationspartikel ausgedrückt, eine Tempus-Unterscheidung ist nicht bekannt; allenfalls haben einige Modalformen eine futurale Nuance. Ans Ende treten schliesslich Ergativ- und Absolutivsuffixe.
Die angegebenen Ergativendungen bezeichnen den Agens eines transitiven Verbes im Indikativ. Bei modalen Formen kommen an Stelle des Ergativsuffixes andere Agensmarkierungen zum Einsatz. Absolutivsuffixe bezeichnen das direkte Objekt des transitiven Verbes oder das Subjekt des intransitiven Verbes.
Wurzel | Wurzelerweiterung | Tempus | ? | Valenz | Negation | Modus | Ergativsuffix | Absolutivsuffix | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Hurritisch | (Wurzel) | -ol- (Valenzänderung) | -Ø- (Präsens) | -t- | -a- (intrans.) |
|
-Ø- |
|
|
||||||
-ill-, -Všt-, -uva- (Aktionsart) | -ož- (Präteritum) | -i- (trans.-nonerg.) | -l- | ||||||||||||
-ešḫ- -imd- -ošk-, -už-, -upp- (unklar) | -ed- (Futur) | -o- (trans.) | -i- | ||||||||||||
Urartäisch | (Wurzel) | -an-, -ar-, -Vd-, -il-, -ul-, -Všt- (unklar) | ? | – | -a- (intrans.) | – | -Ø- | -Ø, -a, -itu | -di, -ni, -bi, -li | ||||||
-u- (trans.) | -la-, -li- |
[Bearbeiten] Verwandtschaft mit den Nacho-Dagestanischen Sprachen
Der bis heute einzige umfassende Versuch, die Sprachen Hurritisch und Urartäisch als Teil der Nacho-Dagestanischen Sprachfamilie darzustellen, findet sich in der Arbeit von Diakonoff und Starostin aus dem Jahre 1986. Obwohl die Arbeit in der Fachwelt viel Beachtung und auch Anerkennung fand, besteht nach wie vor kein Konsens darüber, ob Hurro-Urartäisch nun tatsächlich eine Nacho-Dagestanische Sprache sei. Zum Teil liegt das darin begründet, dass Diakonoff und Starostin sich in ihrer Arbeit auf eine eigene Rekonstruktion einer Proto-Hurro-Urartäischen und einer Proto-Nacho-Dagestanischen Sprache stützen, ohne auf konkurrierende andere Rekonstruktionen einzugehen oder die ihre ausführlich zu erläutern. Viele Linguisten sehen zudem die angeführten Änhlichkeiten der Morphologie als ungenügend an und führen Übereinstimmungen beim Wortschatz nicht auf genetische Verwandtschaft, sondern auf Lehnwörter zurück und erklären die Ähnlichkeiten durch gegenseitige Beeinflussung aufgrund geografischer Nähe.
[Bearbeiten] Wortschatz
Diakonoff und Starostin geben insgesamt 168 verschiedene Wörter mit ihren Entsprechungen im Hurro-Urartäischen und in den Nacho-Dagestanischen Sprachen an, allerdings bezeichnen sie selbst in einem Drittel der Fälle die Korrespondenz als unklar. Die Zahl der Entsprechungen ist verhältmismässig hoch, wenn man berücksichtigt, dass der Wortschatz des Hurritischen und erst recht der des Urartäischen nur lückenhaft überliefert ist und nur von ca. 300 urartäischen Wortstämmen die Bedeutung bekannt ist.
Bei kulturellen, geografischen und militärischen Begriffen ist es problemlos möglich, dass sie als Lehnwörter den Weg in die Sprache gefunden haben. Bei Wörtern des Grundwortschatzes ist eine zufällige Übereinstimmung aber eher unwahrscheinlich, was in diesem Fall auf eine Verwandtschaft des Hurro-Urartäischen mit den Nacho-Dagestanischen Sprachen hindeutet. Kritiker (u.a. Smeets) weisen jedoch darauf hin, dass die Anzahl der sicher zum Grundwortschatz gehörenden Begriffe, welche sowohl im Hurritischen wie im Urartäischen und in mindestens zwei Nacho-Dagestanischen Sprachen bezeugt sind, relativ gering ist, nämlich nur gerade 12 von 168. Da der Wortschatz aber noch unzureichend bekannt ist, stellt dies kein prinzipielles Hindernis dar, reicht aber noch nicht zu einem Nachweis der Verwandtschaft aus.
Die untenstehende Tabelle gibt einige Beispiel dieser Korrespondenzen wieder. Im oberen Teil der Tabelle stehen Wörter des Grundwortschatzes, im unteren, durch eine gestrichelte Linie abgetrennten Teil Wörter, die auch als Lehnwörter ihren Weg in die Sprache gefunden haben könnten. Bei den Nacho-Dagestanischen Sprachen werden exemplarisch nur die beiden Sprachen Tschetschenisch und Awarisch aufgeführt. Bei der Rekonstruktion der Proto-Sprachen werden unbekannte Vokale durch V gekennzeichnet.
Hurro-Urartäisch | Nacho-Dagestanisch | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Proto- | Hurritisch | Urartäisch | Bedeutung | Proto- | Tschetschenisch | Awarisch | Bedeutung |
*sawal- | sawale | šali | Jahr | *swyrHo | šo Gen. šera-n | -asra-y-ab- | Jahr/alt |
*un(-un)- | un- | nun- | kommen | *ʔV-ʔwVn | – | ʔine | kommen/gehen |
*ḫenne | ḫenne | ḫeni | jetzt | *hVnV | hin-ca | – | jetzt |
*as- | as- | aš- | sitzen | *ʔV(r)swV | -is- | – | bleiben/sitzen |
*ag- | ag- | ag- | führen, bringen | *ʔVrkʔV | -ig-a | – | weg-/anführen |
*qawr- | ḫawr | qiura | Erde | *qwyʔrV | qa | ḫur | Feld |
*iṭ- | it- | – | gehen | *ʔiṭ(-Vr)- | id- | ṭ-ur-ize | laufen, rennen |
*sêr- | sere | – | Abend, Westen | *swVrV | süjr-ē | sor-do | Abend/Nacht |
– | šukko | šwuši (ord.) | 1 | *cə(hə) | cḥa | co | 1 |
*šin- | šini | šiši | 2 | − | ši- | − | 2 |
*qi- | kike | – | 3 | − | qo- | – | 3 |
*pîl- | pala | pili | Kanal | *ʔī-pīl1V | apari | – | Leitung/Rinne |
*aqarq- | – | aqarqi | (Hohlmass) | *qqwV(r)qV | pḫēɤa | – | Gefäss, Krug |
[Bearbeiten] Typologie und Morphologie
Alle bekannten Nacho-Dagestanischen Sprachen sind Ergativsprachen, ebenso trifft dies auf Hurritisch und Urartäisch zu. (Allein diese Übereinstimmung rechtfertigt natürlich noch lange keine Verwandtschaft, stellt aber ein praktisch notwendiges Kriterium dar.) Hurritisch und Urartäisch verwenden zur Wortbildung und zur Kennzeichnung grammatikalischer Eigenschaften nur Suffixe. In den Nacho-Dagestanischen Sprachen werden zusätzlich auch Klassen- und Geschlechtspräfixe verwendet. Vom Prinzip der Unterscheidung verschiedener Klassen ist dagegen im Hurro-Urartäischen nichts zu finden. Hurritisch müsste bei einer Abspaltung vom Proto-Nacho-Dagestanischen, dessen auf das 4. Jt. v. Chr. veranschlagt wird, innerhalb eines Jahrtausends, also relativ kurzer Zeit, dieses typische Merkmal verloren haben. Für das Hurro-Urartäische typisch ist die sogenannte Suffixaufnahme, welche sich auch bei einigen – aber nicht bei der Mehrzahl – Nacho-Dagestanischen Sprachen findet.
[Bearbeiten] Nominalmorphologie
Position | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 |
---|---|---|---|---|---|
Hurro-Urartäisch | Wurzel | Artikel | Possessivpronomen | Pluralmarker | Kasusmarker |
Nacho-Dagestanisch | – | – |
Für die Funktion des bestimmten Artikels -n- im Hurro-Urartäischen findet sich im Nacho-Dagestanischen keine Entsprechung; ebenso gibt es dort keine suffigierten Possessivpronomina. Als Pluralmarker kommt im Hurritischen -aš-, im Urartäischen meistens -li- (in erstarrten Formen auch -(a)š-) zum Einsatz. Mögliche rekonstruierte Proto-Nacho-Dagestanische Pluralmarker sind *-rV-, *-pV- und *-tV-, welche keine phonetische Entsprechung im Hurro-Urartäischen besitzen.
Hurro-Urartäisch | Nachisch | Lesgisch | |
---|---|---|---|
Ergativ | -š(e) | -sV | k.Ü. |
Absolutiv | -Ø | -Ø | k.Ü. |
Direktiv | -da/-ta | k.Ü. | -di |
Lokativ | -a | k.Ü. | -a/-e |
Komitativ | -ra | k.Ü. | -ra |
Für verschiedene Kasussuffixe finden sich phonetisch übereinstimmende Suffixe mit vergleicharer Funktion in verschiedenen Nacho-Dagestanischen Sprachen. Es macht jedoch keinen Sinn, Kasussuffixe aus dem Hurro-Urartäischen mit Suffixen aus jeweils verschiedenen Sprachen zu vergleichen; die Übereinstimmungen könnten dann sehr leicht rein zufälliger Natur sein. Deshalb werden hier nur Nachisch und Lesgisch, die beiden Sprachenunterfamilien mit den insgesamt besten Entsprechungen, aufgelistet.
Insgesamt unterstützt der Vergleich der Nominalmorphologie eine Verwandtschaft eher nicht.
[Bearbeiten] Pronomina
Urartäische Pronomina sind nur wenige bekannt, auch von den Hurritischen Pronomina kennt man nicht alle Formen. Vereinzelt gibt es phonetische Übereinstimmungen mit Pronomen im Proto-Nacho-Dagestanischen, aber keine funktionelle Übereinstimmung. Die enklitischen Formen des Hurro-Urartäischen haben keine Entsprechungen in den Nacho-Dagestanischen Sprachen.
[Bearbeiten] Verbalmorphologie
Ein Vergleich der Verbalmorphologie wird dadurch erschwert, dass sich bereits deutliche Unterschiede zwischen dem Hurritischen und dem Urartäischen Verbum zeigen. Wesentlich ist aber das Fehlen von Genus-Präfixen, welche in den Nacho-Dagestanischen Sprachen eine grammatikalische Übereinstimmung des transitiven Verbums mit dem direkten Objekt beziehungsweise des intransitiven Verbums mit dem Subjekt anzeigen. In den Lesgischen Sprachen ist diese Markierung verloren gegangen, weshalb dies kein prinzipielles Hindernis für eine Verwandtschaft darstellt; allerdings würde es dann auch bedeuten, dass diese Neuerung gegenüber den anderen Nacho-Dagestanischen Sprachen im Hurro-Urartäischen in relativ kurzer Zeit eingeführt worden wäre.
Als Entsprechungen für Morpheme finden sich bei den Tempusmarkierungen für das Hurritische -ed- das Awaro-Andische -d- (beide Präteritum). Bei den Negationen stehen sich die Hurritischen Suffixe -va- sowie -k- und die Proto-Nacho-Dagestanischen *-ʕ(w)- sowie *-k(k)- gegenüber. Die konditionale Agensendung -ewa- im Hurritischen hat eine Übereinstimmung *-awa- im Proto-Andischen. Insgesamt sind die Übereinstimmung jedoch nicht besonders gross. Zieht man noch die unterschiedlichen Morphologien des Verbums im Hurro-Urartäischen selbst in Betracht, lässt dieser Vergleich der Verbalmorphologie kaum Schlüsse zu, ob eine Verwandtschaft besteht oder nicht. Die genannten Entsprechungen können zumdem rein zufällig sein, insgesamt überwiegen klare Abweichungen.
[Bearbeiten] Literatur
- Igor M. Diakonoff, Sergej A. Starostin: Hurro-Urartian as an Eastern Caucasian Language. Münchner Studien zur Sprachwissenschaft. Beiheft 12. München 1986
- Walter Farber: Besprechung zu Diakonoff-Starostin 1986, Zeitschrift für Assyriologie und verwandte Gebiete. Band 78, Leipzig 1988
- Erlend Gehlken: Ein Skizzenblatt zum urartäischen Verbum in: N.A.B.U., Paris 2000 : No. 29
- Joost Hazenbos: Hurritisch und Urartäisch, in: Sprachen des Alten Orients. Hrsg. Michael P. Streck. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2005. ISBN 3-534-17996-X
- Giorgi A. Melikischvili: Die urartäische Sprache, Studia Pohl 7, Rom 1971
- Rieks Smeets: Besprechung zu Diakonoff-Starostin 1986, Bibliotheca Orientalis. Band 46, Leiden 1989
- Gernot Wilhelm: Urartian, in: R. Woodard (ed.), The Cambridge Encyclopedia of the World’s Ancient Languages. Cambridge 2004, ISBN 0-521-56256-2
- Gernot Wilhelm: Hurrian, in: R. Woodard (ed.), The Cambridge Encyclopedia of the World's Ancient Languages. Cambridge 2004, ISBN 0-521-56256-2