Epochensprung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Du hast neue Nachrichten auf deiner Diskussionsseite.

Als Epochensprung bezeichnet man in der Chronologie die Auslassung des Jahres 0 in der Jahreszählung. Die Epoche ist der Beginn des Jahres 1 einer beliebigen Zeitrechnung.

In der historischen christlichen Ära folgt auf das Jahr 1 vor Christus unmittelbar das Jahr 1 nach Christus, das dazwischen liegende Jahr 0 wird ausgelassen. Das muss bei Intervall-Berechnungen zwischen vorchristlichen und nachchristlichen Daten berücksichtigt werden. Ein Ereignis, das beispielsweise am 1. Januar 10 vor Christus stattgefunden hat, lag am 1. Januar 10 nach Christus nicht 20 sondern erst 19 Jahre zurück.

Zur Behebung dieses Fehlers wird in der Astronomie eine abweichende Jahreszählung, die sogenannte astronomische christliche Ära verwendet. Die stimmt seit dem Jahr 1 nach Christus mit der gewöhnlichen (historischen) Zählung überein. Das Jahr 1 vor Christus trägt aber die Bezeichnung 0, das Jahr 2 vor Christus die Bezeichnung -1 etc. Nach dieser Korrektur ist die Regel des julianischen Kalenders, dass jedes durch 4 teilbare Jahr ein Schaltjahr ist, nunmehr auch für vorchristliche Jahreszahlen gültig. Diese Chronologie zur Beseitigung des Epochensprungs wurde 1740 in der Astronomie von Jacques Cassini durchgesetzt.

Der Epochensprung ist auch in anderen Ären verbreitet. Dennoch hat er keinerlei Nutzen für die Jahreszählung, sondern ist lediglich psychologisch bedingt. Für viele mathematisch ungebildete Menschen ist null keine vollwertige Zahl sondern gleichbedeutend mit nichts. Ein Jahr ist aber nicht nichts, und deshalb, so meinen sie, kann es auch kein Jahr null geben. Ein weiterer psychologischer Faktor ist die Assoziation der Zahl Null mit dem (ausdehnungslosen) Nullpunkt des Koordinatensystems. Dabei wird übersehen, dass nicht nur null, sondern jede Zahl auf der Zahlengerade nur durch einen einzelnen Punkt ohne Ausdehnung repräsentiert wird.

Darüber hinaus entspricht er der Logik der christlichen Ära, die von dem Ereignis der Geburt Christi an rechnet. Das Jahr 1 ist demnach das erste Jahr nach diesem Ereignis. Die heute vorherrschende Art, die Kardinalzahl wie einen Namen für einen bestimmten Zeitraum zu verwenden, entspricht damit nicht dem Konzept der Ära, das die Jahresbezeichnung als Ordinalzahl versteht.