Ermanarich
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Ermanarich (gotisch Aírmanareiks, altnordisch Jörmunrek(kr), über lateinisch Ermanaricus zu mittelhochdeutsch Ermenrîch; † 376) war der erste historische König der Greutungen aus dem Geschlecht der Amaler.
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[Bearbeiten] Leben
Die Goten waren auf ihrer Wanderung spätestens 238 im Raum nördlich des Schwarzen Meeres angekommen. Wiederum spätestens seit 291 war die Spaltung in einen westlichen (Terwingen) und östlichen Teil (Greutungen) bekannt. Ermanarich war der erste historische und gleichzeitig der letzte König der Greutungen vor dem Hunneneinfall 375.
Die Ausdehnung seines Reiches ist nicht genau bekannt, sein Einflussbereich war möglicherweise enorm: Angeblich reichte es vom Kerngebiet in Südrussland am Schwarzen Meer bis zur Ostsee, vom Don bis zum Dnestr; ob dies den Tatsachen entspricht, ist jedoch mehr als fraglich (siehe Heather, Goths and Romans, S. 87ff.). Eine von Jordanes überlieferte Liste der unterworfenen Völker zählt jedenfalls u.a. die Merens und Mordens auf, die mit den Meriern und Mordwinen identisch sein könnten.
Über seinen Tod berichten zwei Geschichtsschreiber: Jordanes und Ammianus Marcellinus. Laut Ammianus beging er angesichts der Niederlage gegen die Hunnen Selbstmord (Ammian 31,3,1f.). Gemäß Jordanes, bei dem sich bereits viele Fakten mit Mythen vermischen, ließ Ermanarich die Rosomonin Sunilda aus Rache über die Desertion ihres Mannes hinrichten, woraufhin ihre Brüder, Sarus und Ammius, ihm eine schwere Wunde in der Seite zufügten (Getica 24, 129). Wegen dieser Wunde sei er nicht in der Lage gewesen gegen die Hunnen zu kämpfen und kurz darauf im Alter von 110 Jahren gestorben.
Nach seinem Tod floh ein Teil der Greutungen um seinen Nachfolger Vithimiris, der wohl kein Amaler war, Richtung Westen, wo Vithimiris im Kampf gegen Alanen und Hunnen fiel. Der größere Teil der Greutungen wurde bis zur Schlacht auf den Katalaunischen Feldern 451 Teil der hunnischen Geschichte.
[Bearbeiten] Ermanarich-Sage
In der germanischen Heldendichtung wurde Ermanarich zu einer wichtigen Gestalt. Vor allem in den Sagenzyklus der historischen Dietrichepik dringt er (ahistorisch) als Widersacher Dietrichs von Bern (= Theoderichs des Großen) ein und übernimmt die Rolle des Usurpators und Vertreibers, die beispielsweise im Hildebrandslied dem Odoaker (ebenfalls ahistorisch) zugedichtet wurde. Im 13. Jahrhundert wird die Exilsage im oberdeutschen Raum auch schriftlich verbreitet (Dietrichs Flucht und Rabenschlacht). Im 16. Jahrhundert wird im niederdeutschen Sprachraum die stark verstümmelte Ballade Koninc Ermenrîkes Dôt auf einem fliegenden Blatt gedruckt.
Ein zweiter Traditionsstrang kann die typisch mittelalterliche Vermischung von gelehrter Geschichtsschreibung und volkssprachlicher Sagenüberlieferung aufs Schönste illustrieren. Dieser Traditionsstrang stellt Ermanarich einem Brüderpaar gegenüber, das an ihm Rache nimmt für die Ermordung ihrer Schwester (Sunilda-, Schwanhildsage). Ein erster Beleg für diese Sage findet sich bereits bei Cassiodor/Jordanes (s. o.), dann in den Quedlinburger Annalen (die Namen lauten hier Hemidus, Serila, [1]) und bei Ekkehard von Aura (Hamidiecus, Sarelo; Ammius, Sarus).
Literarisch wird diese Sage in Deutschland nie, dafür in Skandinavien (die Namen lauten hier Hamðir, Sörli und Svanhild, die hier als Kinder der Attila-Witwe Gudrun erscheinen). In der älteren Edda ist Jörmunrek Protagonist in den Heldenliedern Guðrúnarhvöt und Hamðismál. Die Sage findet sich in verschiedenen Varianten aber auch bei Snorri, in der Völsunga saga und bei Saxo Grammaticus.
[Bearbeiten] Literatur
- Walter Haug: Ermenrikes dot. In: Verfasserlexikon. Bd. 2 (1980), Sp. 611–617 (mit Literatur zur Ermanarich-Sage).
- Peter J. Heather: Goths and Romans. Oxford 1991.
- Herwig Wolfram und Heinrich Beck: Ermanarich. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Bd. 7, S. 510–515.
[Bearbeiten] Weblinks
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Personendaten | |
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NAME | Ermanarich |
ALTERNATIVNAMEN | Jörmunrek, Jörmunrekkr, Jormunrekkr, Aírmanareiks, Ermenrich, Ermenrîk, Eormanrīc |
KURZBESCHREIBUNG | König der Ostgoten |
GEBURTSDATUM | 266 |
STERBEDATUM | 376 |