Exit und Voice
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Exit und Voice ist ein soziologisches Konzept von Albert Otto Hirschman, das zwei grundlegende Reaktionsmöglichkeiten auf institutionellen Rückgang unterscheidet: „Exit“ oder „Voice“.
[Bearbeiten] Das Grundkonzept
Mitglieder einer Organisation haben grundlegend drei Möglichkeiten zu reagieren, wenn sie feststellen, dass die Organisation in Qualität oder Nutzen für seine Mitglieder abnimmt: Sie können (1) die Beziehung zur Organisation auflösen (exit), oder sie können (2) versuchen, die Beziehung durch Kommunikation, Beschwerde, Änderungswünsche etc. (voice) wieder zu konsolidieren, oder (3) die Organisation dennoch unterstützen (vgl. Loyalität). Mischformen treten auf, oft durch Reaktionsaufschub gekennzeichnet.
[Bearbeiten] Exit und Voice auf politischer Ebene
Mitglieder einer Nation können auf ein zunehmend repressives politisches System mit Emigration (exit) oder Protest (voice) reagieren. So reagierten beispielsweise die Bürger der DDR mit Emigration in den Westen, da sie die Option der Kommunikation mit dem politischen System zur Verbesserung ihrer Situation als nicht wirkungsvoll ansahen. Erst 1989 griffen die Bürger auf die Voice-Option zurück indem sie sich zu Massenprotesten versammelten. Der Faktor voice - die Montagsdemonstrationen - war 1989 ein wesentlicher Faktor der Systemdesintegration, welche zum Fall der Berliner Mauer führte.
[Bearbeiten] Weiterführende Literatur
- Claus Offe: „Albert O. Hirschman, Exit, Voice, and Loyality ...“ in: Hauptwerke der Soziologie. Herausgegeben von Dirk Kaesler und Ludgera Vogt. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag 2000, S. 197-201. ISBN 3-520-39601-7