Falkner
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Ein Falkner (oder Beizjäger) betreibt die Jagd mit Greifvögeln wie Falken, Sperbern, Habichten, Adlern auf Federwild (z.B. Rebhuhn) und kleines Haarwild (z.B. Kaninchen, Hasen). Zur Falknerei gehört auch das Abrichten und die Pflege der eingesetzten Greifvögel.
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[Bearbeiten] Entstehung
Die Beizjagd ist eine der ältesten Jagdformen der Menschheit. Sie entstand vermutlich vor etwa 3.500 Jahren in Zentral- und Mittelasien, da sie in der deckungslosen Steppe die zweckmäßigste Jagdform war. Sie wurde in einem Gebiet, das von der heutigen Türkei bis nach China reicht, intensiv gepflegt. Marco Polo, der sich im 13. Jahrhundert am Hof des Kublai Khan aufhielt, berichtete, dass dieser mit 10.000 Falknern aufbrach, um in den Ebenen seines Reiches auf Wolf, Fuchs und Hase zu jagen. Wenn diese Zahl auch wahrscheinlich übertrieben ist, so dürfte dem Hofstaat des Mongolenherrschers tatsächlich eine sehr große Zahl von Falknern angehört haben.
[Bearbeiten] Beizjagd in Europa
[Bearbeiten] Westliche Ausbreitung
Ägypter, Griechen und Römer kannten die Beizjagd nicht. Sie fingen Vögel mit Wurfhölzern, Schlagnetzen oder Leimruten. Die Germanen wurde mit der Beizjagd während der Zeit des 2. bis 4. Jahrhunderts n.Chr. durch Vermittlung der Sarmaten bekannt, im Zuge der östlichen Ausdehnung der Goten . Sie erfreute sich bei den germanischen Stämmen bald großer Beliebtheit und ist durch germanische Stammesrechte der Burgunden, Franken, Langobarden, Bayern und durch die Lex Ribuaria bezeugt. Die Germanen vermittelten ihre Kenntnis den Kelten, und die Vandalen brachten sie im Verlauf der Völkerwanderung nach Spanien und machten die Völker der westlichen Mittelmehrküste Nordafrikas damit bekannt.
[Bearbeiten] Hochmittelalterliche Blüte
Die Beliebtheit der Beizjagd scheint in Europa seit karolingischer Zeit stark nachgelassen zu haben, erst im Rahmen neuer östlicher Kontakte infolge der Kreuzzuüge erlebte sie im Hochmittelalter eine neue Blütezeit und entwickelte sich dabei zu einem Privileg und Statussymbol des Adels.
Die Techniken wurden durch Erfahrungsaustausch mit arabischen Falknern erheblich verfeinert. Kaiser Friedrich II., der in Sizilien leichten Zugang zum arabischen Fachwissen auf diesem Gebiet besaß, führte zum Beispiel die Falkenhaube ein, die bis dahin in Europa noch unbekannt war. Sein Falkenbuch (De arte venandi cum avibus, deutsch: "Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen"), das er für seinen Sohn Manfred verfasste, war der erste Traktat dieser Art in der europäischen Literatur. Für Friedrich II. war die Falknerei aufgrund der dafür benötigten Kombination aus Willensstärke und Fürsorge eine ideale Vorübung für die Menschenführung. Der ideale Falkner war für ihn der ideale Herrscher. Seine Erkenntnisse konnte Friedrich II. nicht nur auf arabische Quellen, sondern auch auf jahrelange eigene Beobachtung der in seinem Buch behandelten Tiere stützen.
[Bearbeiten] Absolutismus
In Europa hatte diese prestigeträchtige Jagdform eine neuerliche Hochphase im Absolutismus. Sie ist kostspielig und erfordert eine große Anzahl an sehr gut geschultem Personal. Ein großes Falknerkorps war also eine Zeichen von Reichtum und Macht. Karl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach unterhielt mit 51 Mitarbeitern auf seinem Landsitz Triesdorf bei Ansbach eine der größten Falknereien in ganz Europa.
Siehe auch: Reiherpfahl
[Bearbeiten] Falknerei heute
Auch heute noch wird in Europa die Beizjagd betrieben. Eine gewisse wirtschaftlich-technische Bedeutung hat sie auf manchen Flughäfen, wo Falkner an der Vertreibung von Vogelschwärmen arbeiten, die für moderne Flugzeugtriebwerke eine Gefahr darstellen (Vogelschlag, engl. "bird strike").
Um die Falknerei heute in Deutschland legal zu betreiben, muss man zuerst eine reguläre Jägerprüfung absolvieren und danach einen Falknerjagdschein erwerben. Mittlerweile gibt es auch schon sehr viele Webseiten zum Thema Falknerei im Internet.
Als Krone dieser Jagdart gilt die Anwartefalknerei, bei der vornehmlich Wanderfalken eingesetzt werden, da nur diese und ihr ähnliche Arten wie Wüstenfalken, Präriefalken etc. beinahe ausschließlich aus dem Sturzflug heraus jagen. Bei anderen Falkenarten dauert die Ausbildung zur Anwartefalknerei länger und ist schwieriger, da sie nicht auf dem natürlichen Jagdverhalten dieser Greifvögel beruht. Man kann die Anwartefalknerei nur auf Flugwild und dabei auch nur auf solche Vögel betreiben, die sich am Boden, in Büschen oder im Wasser vor Feinden drücken, also bei Anblick von Falke oder Hund unbeweglich verharren. Zu diesen Wildarten zählen zum Beispiel Rebhuhn, Fasan, Wildente und Elster.
Bei der Beizjagd auf Rebhühner und Fasane ist ein guter Vorstehhund unverzichtbar, der das Wild sicher anzeigen muss. Wenn der Hund also vorsteht, wird dem Falken die Falkenhaube abgenommen und der Falke zum Steigen geworfen. Der Falke ist darauf trainiert, hoch in der Luft (je höher, desto besser, in der Regel 100 bis 200 Meter) genau über dem Falkner anzuwarten. Wenn er nun in einer passenden Position über dem Hund ist, erhält dieser den Befehl einzuspringen und damit das Wild hochzujagen. Der Falke greift sofort an, geht in einen nahezu senkrechten Sturzflug über, beschleunigt noch und legt die Schwingen ganz an den Körper an, bis der Falke fast den Erdboden erreicht hat, dann öffnet er die Schwingen halb, schwingt sich mit unverminderter Geschwindigkeit in die Flugbahn des verfolgten Vogels ein und schlägt ihn mit den Klauen in der Luft. Ein solcher Stoß hat einen sehr hohen Impuls.
Falkner sind aufgrund des täglichen Umgangs und der Jagd mit dem eigenen Vogel auch Experten in der Pflege und Beurteilung verletzt aufgefundener Greifvögel. Sie können sehr gut einschätzen, ob ein solcher Greifvogel jemals wieder jagdtauglich sein wird und ob eine Chance auf Auswilderung besteht. Durch die falknerischen Techniken ist er auch in der Lage, einen gesundgepflegten Greifvogel erst einmal in der falknerischen Obhut "probefliegen" zu lassen, um zu testen, wie gut er sich erholt hat. Eine Freilassung ohne ausreichende Genesung könnte den Tod des Tieres bedeuten. Mittlerweile betreiben sehr viele Falkner (oder Falkner-Gruppen) Auswilderungsstationen, in denen verletzte Greifvögel gesund gepflegt werden, damit sie wieder in die Freiheit entlassen werden können.
Aufgrund ihrer Erfahrungen im Umgang mit Greifvögeln haben einige Falkner auch als erste angefangen, die Falken und andere Greifvögel zu züchten. So ist es auch den Falknern und ihren Auswilderungsprogrammen zu verdanken, dass der Wanderfalke wieder zahlreich in der Natur vorkommt. 2004 wurde beispielsweise der 1000ste Wanderfalke vom DFO ausgewildert, und auch das erste seit 30 Jahren in Dänemark brütende Wanderfalkenpaar stammt aus Auswilderungen des DFO (Weibchen) bzw. aus einem schwedischen Projekt (Männchen), welches eng mit dem DFO zusammenarbeitet.
[Bearbeiten] Beizjagd in Zentralasien
Die Beize mit dem Steinadler (russisch Berkut) zu Pferde ist eine Jagdart zentralasiatischer Völker.
Da die Adlerweibchen größer und stärker sind als die Männchen, werden sie als Beizvögel bevorzugt. Kirgisische und kasachische Falkner bevorzugen Steinadler aus dem Südural, da sie wegen ihrer Größe auch zur Wolfsjagd verwendet werden können. Der Berkut (örtlicher Name für den dortigen Steinadler) packt die Wirbelsäule des Wolfes mit einem Fuß. Wenn der Wolf seinen Kopf wendet, um den Vogel zu beißen, schnappt der Adler mit dem anderen Fuß die Schnauze und kann so den Wolf bewegungsunfähig halten. Der Adler hält ihn so lange nieder, bis der Jäger kommt und das Tier tötet. Risiko des Adlers: Der Wolf kann den Fuß schnappen.
Jeder Krallenfuß des Adlers kann mit einer gehörigen Kraft zupacken, die es dem Vogel ermöglicht, mit den Krallen durch die Schädeldecke in den Kopf zu greifen.
Berkutschi = Adlermann
Film: Geo-Reportage: Die Herren der Adler
[Bearbeiten] Federspiel
Ein Federspiel ist das wichtigste Trainingszeug für Greifvögel, die gezähmt werden sollen. Ein Falkner setzt diese Beuteattrappe zur Zähmung seines Vogels ein. Man versteht darunter ein Stoff- oder Lederkissen, auf dem beiderseitig Vogelflügel befestigt sind. Dieser „Köder“ hängt an einer langen Schnur, die der Falkner über seinem Kopf mehrmals wie ein Lasso kreisen lässt - als Zeichen für den Vogel, dass er zu seinem Falkner zurückkommen soll. Zur Belohnung erhält der Vogel ein Fleischstück, welches zuvor auf dem Federspiel befestigt worden ist.
[Bearbeiten] Literatur
- Simone Behnke: Federspiel. 1. Auflage Lübbe, Bergisch Gladbach 2006, ISBN 3-404-15261-1
- Horst Schöneberg: Falknerei - Der Leitfaden für die Prüfung und Praxis. 2. Auflage. Peter N. Klüh, Darmstadt 2004, ISBN 3-933459-14-1 (nur zu bestellen unter Weblink:Falconaria [1])
- Heinz Brüll, Günther Trommer (Hrsg.): Die Beizjagd - Ein Leitfaden für die Falknerprüfung und für die Praxis. 4. Auflage. Paul Parey, Berlin 1997, ISBN 3-8263-8428-8
- Kurt Lindner: Beiträge zu Vogelfang und Falknerei im Altertum. Quellen und Studien zur Geschichte der Jagd, Band 12. de Gruyter, Berlin und New York 1973, ISBN 3-11-004560-5
- Kurt Lindner: Die deutsche Habichtslehre. Das Beizbüchlein und seine Quellen. Quellen und Studien zur Geschichte der Jagd, Band 2. 2., erweiterte Ausgabe. de Gruyter, Berlin 1964
- Arnold von Vietinghoff-Riesch, Max Pfeiffer: Falken über uns. Klüh, Darmstadt 1998, ISBN 3-933459-00-1 (Reprint der 1937 bei Reimer, Berlin, erschienenen Original-Ausgabe.)