Fatschenkind
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
Ein Fatschenkind ist ein Andachtsbild oder Gebildvotiv in Form eines mit Bändern umwickelten Säuglings, das vor allem in Süddeutschland und Österreich verbreitet war.
Das Lukasevangelium beschreibt das Jesuskind in Windeln gewickelt. Die seit dem 3. Jahrhundert übliche Darstellung als "Fatschenkind" (lat. fascia = Binde, Wickelband) hingegen gibt eine Kindertragemethode wider, die angeblich das Wachstum der Gliedmaßen fördern sollte, wohl aber den gegenteiligen Effekt hatte. Dabei wird das gesamte Kleinkind, besonders aber Arme und Beine, so mit Bändern umwickelt, dass es sich kaum bewegen kann. Entsprechend wurde das Jesuskind dargestellt.
Im Mittelalter war es üblich, Novizinnen puppenartige Jesusfiguren zu schenken. Kostbar gekleidet und in Glaskästchen aufbewahrt, sollten sie zur persönlichen Frömmigkeit in der Klosterzelle dienen. So entstand auch der Beiname „Trösterlein".
Auch bei dem seit dem Mittelalter und bis ins 19. Jahrhundert belegten Brauch des „Kindelwiegens" gehörte ein „Fatschenkind" dazu: in der Kirche war eine Krippe aufgestellt, in der ein „Fatschenkind" lag. Kinder tanzten vor ihm und sangen Weihnachtslieder, das Jesuskind wurde dabei in der Krippe gewiegt oder wurde von Arm zu Arm gereicht. Besonders beliebt hierbei war das aus dem 14. Jahrhundert stammende Lied „Joseph, lieber Joseph mein...". Die Gemeinde demonstrierte damit anschaulich die Aufnahme Christi unter die Menschen. Ob dieser heute vergessene Brauch auf die „Trösterlein" der Frauenklöster zurückgeht oder umgekehrt, ist bis heute ungeklärt.
Auch als Backform für Gebildebrote ist das Fatschenkind in Gebrauch.
[Bearbeiten] Synonyme
- Fatsche, Windelpaket, Büschel (Sudetenland), Spielzeug (Südtirol)
Siehe auch Votiv, Votivkirche