Felsritzung
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Als Felsritzung (oft unscharf als Felsbild) bezeichnet man die meist bronzezeitlichen abstrakten oder gegenständlichen Darstellungen auf felsigem Untergrund, die in der Regel außerhalb von Hochkulturen anzutreffen sind. Sie sind Gravuren und gehören nicht zur Gruppe der tiefer eingearbeiteten Reliefs. Der Oberbegriff für diese durch Ritzen, Picken oder Schleifen erzeugte Felskunst ist Petroglyphen. Diese Felsritzungen unterscheiden sich stark von den paläolithischen Felsbildern und `Felszeichnungen, die in Höhlen (z. B. in der Höhle von Altamira) oder unter Abris mit Farbe aufgetragen wurden.
Es gibt sie in vielen regionalen Stilen auf allen fünf Kontinenten. In Großbritannien werden sie als Rock-art oder Rock carvings, in Skandinavien als Helleristninger (norwegisch) oder Hällristningar (schwedisch/dänisch) bezeichnet.
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[Bearbeiten] Paläolithische Ritzungen
Die älteste, als Kunstwerk anerkannte Ritzung, stammt (lt. Ch. Henshilwood), von einem 77.000 Jahre alten Stein, der in der Blombos Cave, einer südafrikanischen Höhle gefunden wurden. [1] In Europa sind es reliefartige Schöpfungen aus der Dordogne und der Charente in Höhlen, die die natürlichen Formationen der Höhlenwände bildartig umgestalten. Ritzungen auf Stein- und Bodenplatten sind keine Seltenheit. G. Bosinski untersuchte jägerische Schieferplattenritzungen, die etwa um 10.000 v. Chr. entstanden. Er stellte drei Darstellungskreise fest. Zum einen sind es Tiere, der Lebensinhalt jägerischen Daseins. Zweitens Personengruppen, die er als Tänzer oder Tänzerinnen interpretiert. Drittens symbolhafte Ritzungen, die sich der Auslegung entziehen. Alle waren skizzenhaft auf den Bodenplatten von Hütten aufgebracht.
[Bearbeiten] Mesolithische Ritzungen
Die älteste Felskunst, die sowohl als abstrakte Ritzung auf etwa kopfgroßen Steinen aber als auch als Skulptur auftritt stammt aus Lepenski Vir.
[Bearbeiten] Neolithische Ritzungen auf Megalithen und in artifiziellen Höhlen
Die bekanntesten Felsritzungen sind in den europäischen Megalithgebieten zu finden. Ihre früheste Erscheinung als kaum deutbare Abstraktionen entsteht in bretonischen (z.B. Gavrinis, des Pierres Plates), irischen (Dowth, Knowth, Fourknocks, Newgrange) und walisischen (Barclodiad y Gawres) Megalithanlagen. Etwa zur selben Zeit kommen auch Ritzungen auf Menhiren vor. Konzentrische Kreise und Spiralen sind neben Zickzacklinien (Wellen) sehr verbreitet. Eine besonders feine Form der Ritzung stellen die maltesischen Altarritzungen der Tarxienphase dar. In den jüngeren Felskammern den Domos de Janas Sardiniens gibt es sie anthropomorph, zumeist aber als Stiergehörne. Die gotländischen Bildsteine, die piktischen Symbolsteine und die Ritzungen der Wikinger auf Runensteinen (Jelling) sind die jüngste Form.
[Bearbeiten] Ritzungen auf Felsaufschlüssen
In Schottland z.B. im (Kilmartin-Valley) tritt eine andere wahrscheinlich ebenfalls bereits neolithische Form der Felsritzung auf, die als Cup-and-Ring-Markierungen bezeichnet wird, die in etwas anderer Form aber auch im Nordkreis verbreitet ist und als Schälchen oder Schalen auf so genannten Schalensteinen oder Megalithanlagen (Bunsoh, Hellekisten in Horne) vorkommt. Die bronzezeitlichen Felsritzungen entstehen zumeist auf durch Gletscherschliff geglätteten Felsen. Man findet Ritzungen in Schweden (Tanum, Brandskog, Kivik, Nämforsen und Sagaholm), in Dänemark sind etwa 500 bekannt, 100 davon auf (Bornholm), in Spanien (Andalusien, Extremadura, Galizien), in Portugal (neu entdeckt), in Italien (im Val Camonica), in Frankreich am (Mont Bego), in Norwegen (Alta) und in der Schweiz (Carschenna).
Die Themen der Darstellungen entsprechen der gesellschaftlichen Praxis ihrer Schöpfer. So sind z.B. jägerische Darstellungen (Tierstil) in Norwegen (Trøndelag, Tykamvatn) und Nordschweden zu finden. Die Darstellungen bäuerlicher Kulturen kreisen (soweit sie deutbar sind) um den Mythenkreis der Religion der Bauern in deren Zentrum Fertilitätssymbole stehen.
Vermutlich sind die sogleich in ausgereifter Form auftretenden Ritzungen Übertragungen einer Kunst die zuvor auf vergänglichem Trägermaterial gereift ist. Ihre Fortsetzung erfährt diese Symbolik auf den Kultgeräten der Bronzezeit.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Sciencexpress Kapstadt, die Online-Ausgabe des US-Wissenschaftsjournals "Science" Nov. 2002. Belegt in http://www.trussel.com/prehist/news276.htm
[Bearbeiten] Literatur
- Almgren B.: Lebendige Vorzeit - Felsbilder der Bronzezeit aus Schweden. 1980
- Bosinski, G.; Street, M. & Baales, M. (Hrsg., 1995): The Palaeolithic and Mesolithic of the Rhineland. In: W. Schirmer (Hrsg.): Quaternary field trips in Central Europe.14.
- Morwood M.J.: Visions from the Past: the archaeology of Australian Aboriginal art. 2002
- Walkowitz J.E.: Das Megalithsyndrom. Band 36 in Beitraege zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas, 2003. ISBN 3-930036-70-3
[Bearbeiten] Weblinks
- Archäologischer Park Vale do Côa (port. und engl.)