Fernsehen in den USA
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Nach dem Zweiten Weltkrieg trat ein neues Medium in die amerikanischen Haushalte - das Fernsehen. Der Gedanke, live Unterhaltung im heimischen Wohnzimmer zu sehen, war sofort reizvoll. Die Auswirkungen dieses mächtigen Mediums auf die Gesellschaft werden noch heute analysiert und gemessen. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich das Fernsehen zum populärsten Medium in den Vereinigten Staaten entwickelt. Es hatte entscheidenden Einfluss auf den amerikanischen Lebensstil. Fast jeder amerikanische Haushalt - im Jahr 1999 98% - besitzt mindestens ein Fernsehgerät. Sieben von zehn Amerikanern gaben 1991 an, ihre Nachrichteninformationen größtenteils aus dem Fernsehen zu beziehen. Die drei größten privaten Sendeanstalten - NBC, CBS und ABC - hielten von den 1950er Jahren bis in die 1970er Jahre hinein etwa einen Marktanteil von 90% am frei empfangbaren Fernsehen.
Siehe auch: Liste der Fernsehprogramme in den USA
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[Bearbeiten] Kabelfernsehen
Die rasche Verbreitung des zu bezahlenden Kabelfernsehens in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts brach jedoch die Vormachtstellung der "Big Three". Fast 70 Prozent aller amerikanischen Haushalte hatten im Jahre 1999 einen Vertrag mit einem Kabelanbieter geschlossen. Die aus Koaxial- und Fiberglaskabeln bestehende Technik war 1948 für Bewohner in bergigen oder entlegenen Gebieten eingeführt worden, die die Ausstrahlungen herkömmlicher Fernsehstationen nicht empfangen konnten. Allerdings kam es erst nach 1973 zu einer flächendeckenden Verbreitung des Kabelfernsehens, als die "Federal Communications Commission" die Entwicklung von zivilen Kommunikationssatelliten billigte.
Die neue Technik bot den Kabelanbietern eine kosteneffektive Möglichkeit, ihre Programme sowohl national als auch international zu verbreiten. Im Dezember 1975 war "Home Box Office", ein reiner Filmkanal von Time Inc. der erste Anbieter, der sein Programm über Satellit ausstrahlte. Der nächste Anbieter, der sich die Satellitentechnik zu Nutzen machte, war ein lokaler Fernsehsender in Atlanta, der Ted Turner gehörte. Dieser Sender wurde als "Superstation" bekannt, die ihr Signal über einen Satellit an ein nationales Publikum sandte. Die Nutzung derselben Technologie erlaubte es Ted Turner 1980 sein sog. Cable News Network, kurz CNN, zu gründen. CNN sendete als erster Sender in der Welt Nachrichten rund um die Uhr. Zu Beginn des Jahres 1993 hatte MTV, der führende amerikanische Musiksender, rund 46 Millionen Zuschauer in den Vereinigten Staaten und weiteren 32 Ländern. C-SPAN, eine private Initiative der Kabelbetreiber, sendet seit 1979 Sitzungen des US-Kongresses und andere wichtige Sitzungen. Die Kabeltechnik wurde auch erfolgreich eingesetzt, um gezielt klar abgegrenzte Benutzergruppen zu erreichen. Seit den späten 1970er Jahren boten immer mehr US-Kabelanbieter sog. Spartenkanäle an, die sich an ein spezielles Publikum wenden.
Entwicklungen in der Digitaltechnologie, wie auch die weitere Vernetzung amerikanischer Städte mit Fieberglaskabeln, mit denen umfangreiche Übertragungen digitaler Signale möglich sind, bieten Kunden der Kabelanbieter eine Vielfalt neuer interaktiver Dienste. Die Konvergenz von Computer- und Fernsehtechnologie ermöglicht ein Angebot interaktiver Dienste, bei denen der Zuschauer nicht mehr passiv zuschaut. Diese sog. interaktiven Dienste sind beispielsweise "movies on demand", was ermöglicht, während einer Sitzung zwischen mehreren tausend Videofilmen zu wählen. Ein weiteres Beispiel sind "shop-at-home"-Kanäle.
[Bearbeiten] Öffentliches Fernsehen
Die öffentlichen Fernsehanstalten der USA sind unabhängig und dienen dem Gemeinwesen. Dennoch sind alle Sender landesweit durch drei nationale Organisationen miteinander verbunden. Erstens, durch die sog. "Corporation for Public Broadcasting" (CPB), die 1967 vom Kongress gegründet wurde, um Bundesfördergelder auf Sendeanstalten und unabhängige Produzenten verteilen zu können; zweitens, durch den 1969 gebildeten "Public Broadcasting Service" (PBS), der als Betreiber des Satellitensystems, welches alle öffentlichen TV-Stationen verbindet, die Programme verteilt; und drittens durch die "Association of Public Television Stations" (APTS), die den öffentlichen Fernsehsendern bei der Recherche und Planung ihrer Programme behilflich ist. Darüber hinaus gibt es auf dem amerikanischen Markt eine wachsende Zahl von nicht-kommerziellen Anbietern, die von christlichen, evangelischen Organisationen geleitet werden und sich zum größten Teil aus Spenden der Zuschauer und Mitgliedskirchen finanzieren.
[Bearbeiten] Selbstregulierung und Regulierung
Als Antwort auf öffentliche Beschwerden über Gewalt im Fernsehen und als Reaktion auf politischen Druck durch den US-Kongress haben sich die vier größten landesweit ausstrahlenden Sendeanstalten - ABC, CBS, NBC und Fox - Mitte des Jahres 1993 dazu verpflichtet, vor bestimmten Sendungen "freiwillige" Warnhinweise für Eltern zu senden, durch die auf ein für Kinder ungeeignetes Gewaltniveau hingewiesen wird. Am ersten Februar 1994 hat auch die "National Cable Television Association" (NCTA) ähnliche Maßnahmen beschlossen. Sie kündigte eine Initiative zur Reduzierung des Anteils von Gewalt im Fernsehen an, mit Hilfe von Warnhinweisen, einer Art "Punkte-System" für gewaltverherrlichende Programme und unter Zuhilfenahme einer eigenen Programmüberwachung.
[Bearbeiten] Literatur
- Erik Barnouw: History of Broadcasting in the United States, 3 Bd.. New York 1966-77.
- Eric Karstens/Jörg Schütte: Praxishandbuch Fernsehen. Wie TV-Sender arbeiten. Wiesbaden: VS-Verlag, 2005. ISBN 3-531-14505-3
- Christian Bachem: Fernsehen in den USA. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1999. ISBN 3-531-12739-X
[Bearbeiten] Weblinks
- Medien in den USA (Botschaft der USA, Berlin)