Frederick Fyvie Bruce

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Frederick Fyvie Bruce, bekannt als F. F. Bruce (* 12. Oktober 1910 in Elgin, Schottland; † 11. September 1990), war ein evangelikaler Theologe und einer der einflussreichsten Neutestamentler in der britischen Theologie des 20. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Theologie 3 Werke 4 Quellen 5 Literatur 6 Weblinks

[Bearbeiten] Leben

Bruce war der Sohn eines Predigers der Brüderbewegung und zeitlebens aktives Mitglied der offenen Plymouth Brethren, wenn er auch den Dispensionalismus nicht bejahte.

Er studierte in Aberdeen und Cambridge Griechisch und Latein und in Wien indoeuropäische Philologie und bekam schon als Student zahlreiche Auszeichnungen. Bruce hatte von jung auf eine Liebe für Sprachen und war ein unermüdlicher Leser: er beherrschte nicht nur die alten Sprachen der Bibel und der Klassiker, sondern las auch alle bedeutenden sprach- und bibelwissenschaftlichen Neuerscheinungen im Originaltext. Daneben beherrschte er auch die Schottisch-Gälische Sprache seiner Heimat und war zwölf Jahre Herausgeber einer Zeitschrift für keltische Studien.

Seine akademische Karriere begann er als Assistent für Griechisch an den Universitäten von Edinburgh und Leeds. 1947 wurde er berufen, eine neue Abteilung für biblische Geschichte und Literatur an der Universität von Sheffield einzurichten, der er ab 1955 als Professor vorstand, obwohl – nach der Legende auch weil – er nie formell Theologie studiert hatte. 1959 wurde er an der University of Manchester John Rylands Professor für Bibelkritik und Exegese. In dieser Stellung überwachte er mehr Dissertationen über biblische Studien als irgendein anderer Professor seiner Generation. Doktoranden kamen aus der ganze Welt, um unter seiner Leitung zu arbeiten, und dadurch erstreckte sich sein Einfluss auf die theologischen Schulen und Universitäten im gesamten englischen Sprachraum.

Bruce gehörte zu den wenigen Theologen, die von ihren Kollegen sowohl als Alttestamentler als auch als Neutestamentler anerkannt waren, was sich unter anderem darin zeigte, dass er einer der zwei Theologen ist, die sowohl die „Society for Old Testament Studies“ als auch die „Society for New Testament Studies“ präsidiert haben.

Seine Bibelkenntnis war sprichwörtlich. Leute, die ihn gut kannten, nahmen an, dass er die Bibel sowohl in den Originaltexten als auch in mehreren englischen Übersetzungen auswendig konnte. Er zitierte in Vorlesungen den hebräischen oder griechischen Text und in der Kirche die Bibel in der englischen Übersetzung, die die Mehrheit seiner Zuhörer vorzog. Ebenso schien er sämtliche klassischen und evangelikalen Kirchenlieder auswendig zu kennen sowie weltliche Poesie in Englisch, Gälisch, Griechisch und Latein.

Für seine Arbeit verwendete er ein einfaches Ablagesystem, das er während des Zweiten Weltkriegs begann, als er noch über wenig Mittel verfügte: Er ordnete seine Notizen in gebrauchten Cornflakes-Schachteln, die nach den Büchern der Bibel geordnet waren, von Genesis 1,1 bis Offenbarung 22,21. Er behielt dieses System auch bei, als er zu üblicheren Ablagemöbeln gewechselt hatte.

Gegen Ende der Fünfzigerjahre reiste Bruce – abgesehen von Europa – bis nach Nordamerika, Australien und Ostafrika, um Vorträge zu halten, und zog dabei, vermutlich durch die weite Verbreitung seiner Bücher, ungewöhnlich große Zuhörermengen an. Einige dieser Zuhörer, die ihn nach seiner Gewohnheit aus einem Manuskript lesen hörten, fragten sich allerdings, wie ein so interessanter Autor so ein langweiliger Redner sein konnte. Wenn er allerdings improvisiert sprach, insbesondere bei der Antwort auf Fragen aus dem Publikum, faszinierte er nicht nur durch sein Wissen, sondern auch durch seine Fähigkeit zu formulieren.

Bruce war auf der höchsten Ebene der akademischen Wissenschaft zu Hause, fühlte sich aber auch unter Laienchristen wohl, ob es sich nun um Studienanfänger, Gebildete oder Ungebildete, Gläubige oder Sucher handelte. In den Herbst- und Wintermonaten gab er regelmäßig Bibelstunden für Laien in seiner angestammten Kirche.

[Bearbeiten] Theologie

Bruce ließ sich aber von keiner theologischen Richtung wirklich vereinnahmen. Er war primär Bibelwissenschaftler und fühlte sich keiner konfessionellen Lehre verpflichtet. Er sah keinen prinzipiellen Widerspruch zwischen den Bekenntnissen der historischen Christentums und der modernen Bibelkritik. Er war sich zwar bewusst, dass einige seiner Kollegen, sowohl liberale als auch konservative, die Bibel mit anderen Grundannahmen studierten als er, aber er hatte keine Berührungsängste und arbeitete mit liberalen und konservativen Christen, Juden und Atheisten zusammen. Er legte starken Wert auf seine Unabhängigkeit, weshalb er auch die Arbeit an einer säkularen Universität der an einer konfessionellen Universität vorzog.

In seiner persönlichen Haltung war er als Evangelikaler bekannt. So war er ein begeisterter Unterstützer der evangelikalen Studentenbewegung InterVarsity und schrieb des öfteren für Christianity Today. ^[1]

Im Gegensatz zu der Mehrheit von Evangelikalen seiner Generation war er aufgrund seiner Auslegung der Paulusbriefe ein entschiedener Kämpfer für Gleichberechtigung der Frauen im kirchlichen Dienst.

[Bearbeiten] Werke

„The New Testament Documents. Are they reliable?“ (deutsch: „Sind die neutestamentlichen Dokumente zuverlässig?“), sein erstes Werk, das weite Verbreitung fand, erschien 1943. Es wurde seither oft überarbeitet, in viele Sprachen übersetzt und erlebte während fünfzig Jahren regelmäßig neue Auflagen.

Sein erstes größeres Werk war 1951 ein technisch-wissenschaftlicher Kommentar über den griechischen Text der Apostelgeschichte, der mehr die historischen und sprachlichen Aspekte betonte als die theologischen. Ein zweiter Kommentar von 1954 war mehr der Theologie und Auslegung gewidmet und weniger für Wissenschaftler als für praktische Pfarrer bestimmt. Diese beiden Kommentare gaben ein Muster für die verschiedenen Serien von evangelikalen Bibelkommentaren ab, die während der nächsten fünfzig Jahre erscheinen sollten, darunter viele verfasst von seinen ehemaligen Studenten.

Sein Buch „Die Glaubwürdigkeit der Schriften des Neuen Testamentes wird von der führenden evangelikalen Zeitschrift „Christianity Today“ als eines der fünfzig wichtigsten evangelikalen Bücher gewertet.

[Bearbeiten] Quellen

1. ↑ W.W. Gaske: Bruce, F(rederick) F(yvie) in Historical Handbook of Major Biblical Interpreters, 1998

[Bearbeiten] Literatur

• F. F. Bruce: In retrospect: Remembrance of things past , 1980, Autobiografie.
• W.W. Gaske: Bruce, F(rederick) F(yvie) in Historical Handbook of Major Biblical Interpreters, 1998, S. 444–449.

[Bearbeiten] Weblinks

• Literatur von und über Frederick Fyvie Bruce im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• Bibliografie F. F. Bruce (englisch)
• F. F. Bruce: The New Testament Documents. Are they reliable? Online Buch, englisch
• F. F. Bruce: The Hittites and the Old Testament, 1947 englisch
• F. F. Bruce: Second Thoughts on the Dead Sea Scrolls, 1956 englisch

Personendaten
NAME	Bruce, Frederick Fyvie
ALTERNATIVNAMEN	Bruce, F. F.; Bruce, Frederick F.
KURZBESCHREIBUNG	Evangelikaler Theologe, Neutestamentler
GEBURTSDATUM	12. Oktober 1910
GEBURTSORT	Elgin, Schottland
STERBEDATUM	11. September 1990