Freischwebende Intelligenz
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Die freischwebende Intelligenz ist ein Begriff der Wissenssoziologie, der von dem Soziologen und Philosophen Karl Mannheim 1929 geprägt worden ist. Er umfasst die Angehörigen der „Intelligenz“, deren relative Unabhängigkeit als sozial nicht festgelegte Schicht es ihnen erlaube, sich vom normativen Denken ihrer Umgebung zu lösen und unabhängig von sozialen Klassengegebenheiten zu agieren: die Intelligenz, d.h. der Intellektuelle, schwebe (relativ) frei über den Dingen und Aufgaben und sei deshalb weniger ideologiegebunden als andere Menschen. Dies bezog er sowohl auf den politischen wie auch auf den ökonomischen und kulturellen Bereich. Die sozial freischwebende Intelligenz ist nach Mannheim ungebunden, kritisch und sensibel. Sie ist in der Lage, pluralistische Anschauungen zu vertreten und positiv auf soziale Gegebenheiten einzuwirken.
Mannheim suchte einen Ausweg aus dem Dilemma, dass menschlicher Geist sich in Betrachtung, Argumentation und Erkenntnis innerhalb sozialer Bindungen und Voreingenommenheiten bewegt, andererseits aber unverfälschte Wahrheiten finden will und, wie er meint, auch kann.
Von Kritikern wird bestritten, dass eine Überschreitung der historischen, sozialen, kulturellen und psychischen Determinanten für eine bestimmte Gruppe in der Gesellschaft möglich ist.
[Bearbeiten] Literatur
- Dirk Hoeger: Kontroverse am Abgrund. Ernst Robert Curtius und Karl Mannheim. Intellektuelle und „freischwebende Intelligenz“ in der Weimarer Republik. Frankfurt/Main 1994
- Eckardt Huke-Didier: Die Wissenssoziologie Karl Mannheims in der Interpretation durch die Kritische Theorie: Kritik einer Kritik, Frankfurt a. M. (P. Lang) 1985
- Kurt Lenk: Der Ideologiebegriff und die Marxkonzeption in der deutschen Wissenssoziologie, 1961
- Kurt Lenk: Ideologie. Ideologiekritik und Wissenssoziologie, (Campus) 1984
- Karl Mannheim: Ideologie und Utopie (1929), 8. Auflage (Klostermann) 1995, ISBN: 3465028228
- Arnhelm Neusüss: Utopisches Bewusstsein und freischwebende Intelligenz. Zur Wissenssoziologie Karl Mannheims. (Marburger Abhandlungen zur politischen Wissenschaft 10) Meisenheim am Glan 1968