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Friedhof Grunewald - Wikipedia

Friedhof Grunewald

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Friedhof Grunewald wurde 1891/92 für die Berliner Villenkolonie Grunewald angelegt. Er befindet sich an der Bornstedter Straße 11/12 im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, jedoch nicht im Ortsteil Grunewald, sondern unmittelbar hinter dessen Grenze im Ortsteil Halensee. Wegen seiner isolierten Lage zwischen Bahngleisen wird der Friedhof auch Toteninsel genannt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Vom Pyramideneichen gesäumter Hauptweg
Vom Pyramideneichen gesäumter Hauptweg

Für die in den 1880er Jahren gegründete Villenkolonie Grunewald wurde das 11.686 m² große Gelände nordwestlich der Bornstedter Straße 1891 als Friedhof ausgewählt. Bereits zu diesem Zeitpunkt war das Gelände von Bahngleisen umschlossen, so dass der Zugang nur mittels einer Brücke über eine Bahntrasse hergestellt werden konnte. Diese abgeschiedene Lage bescherte dem Friedhof den Volksnamen Toteninsel.

Friedhofszugang 1907 noch mit Unterführung
Friedhofszugang 1907 noch mit Unterführung

Mit der großräumigen Umgestaltung der benachbarten Bahnanlagen, inklusive der Errichtung des Bahnhofs Ausstellung, wurde auch die Höhenlage des Gleises am Friedhoszugang verändert. Anstatt durch eine Unterführung musste nun der Friedhof über eine Brücke betreten werden.

Neugotische Friedhofskapelle
Neugotische Friedhofskapelle

Am 19. Mai 1892 wurde der nach Plänen des königlichen Garteninspektors Roer angelegte Friedhof eröffnet. Vom Zugang führt der Hauptweg durch eine Allee aus Pyramideneichen geradewegs auf die 1897 im neugotischen Stil errichtete Friedhofskapelle. Nach Entwürfen von Carl Zaar und Rudolf Vahl wurde die Kapelle 1902/03 um eine Vorhalle erweitert.

Das Wegenetz des Friedhofs besitzt noch heute die zu seiner Eröffnung angelegte Struktur. Der Friedhof steht als Gartendenkmal unter Schutz.

[Bearbeiten] Grabstätten bekannter Persönlichkeiten

Die Villenkolonie Grunewald, einer der nobelsten Wohnstandorte Berlins, führte dazu, dass auf dem Friedhof Grunewald zahlreiche erfolgreiche Wissenschaftler, Unternehmer und Künstler beigesetzt wurden. Bekannte Persönlichkeiten darunter sind (chronologisch nach Sterbedatum sortiert):

Grabstätte der Sudermanns. Die Büste zeigt Hera, Beschützerin der Frauen. Sie stammt aus dem Schlosspark Blankensee und war eine der Lieblingsfiguren der als Erste gestorbenen Clara.
Grabstätte der Sudermanns. Die Büste zeigt Hera, Beschützerin der Frauen. Sie stammt aus dem Schlosspark Blankensee und war eine der Lieblingsfiguren der als Erste gestorbenen Clara.
Von Lessing für sein Begräbnis gestalteter Sarkophag auf dem sich früher eine Skulptur befand
Von Lessing für sein Begräbnis gestalteter Sarkophag auf dem sich früher eine Skulptur befand
  • Hermann Berthold (1831-1904), Erfinder des Normalsystems der Typographie (Gründer der Schriftgießerei Berthold)
  • Alfred Gaedertz (1853-1907), Königlicher Baurat, Eisenbahningenieur
  • Harro Magnussen (1861-1908), Bildhauer
  • Ernst von Halle (1869-1909), Nationalökonom
  • Friedrich Dernburg (1832-1911), Schriftsteller und Mitglied des Reichstages
  • Otto Lessing (1846-1912), Bildhauer (Urgroßneffe von Gotthold Ephraim Lessing) (Ehrengrab)
  • Alexander Conze (1831-1914), Archäologe
  • Bernhard Wieck (1845-1918), Erster Amts- und Gemeindevorsteher Grunewalds
  • Carl Röchling (1855-1920), Maler
  • Hermann Amadeus Schwarz (1843-1921), Mathematiker
  • Richard Schöne (1840-1922), Archäologe und Generaldirektor der preußischen Museen
  • Oscar Hertwig (1849-1922), Biologe und Anatom (Ehrengrab)
  • Alfred Blaschko (1858-1922), Hautarzt und Sexualforscher (Ehrengrab)
  • Johannes Orth (1847-1923), Arzt, Anatom und Pathologe (Ehrengrab)
  • Carl Paul Goerz (1854-1923), Optiker (Gründer der Optischen Anstalt C. P. Goerz) (Ehrengrab)
  • Clara Sudermann (1861-1926), Schriftstellerin
  • Martin Langen (1866-1926), Dramatiker
  • Annemarie von Nathusius (1875-1926), Schriftstellerin
  • Hermann Sudermann (1857-1928), Schriftsteller (Ehrengrab)
  • Hans Delbrück (1848-1929), Historiker (Ehrengrab)
  • Johannes Mühlenbruch (1855-1932), Maler
  • Elfriede Lauckner (1886-1932), Illustratorin.
  • Bernhard Dernburg (1865-1937), Staatswissenschaftler und Politiker
  • Hans Geiger (1882-1945), Physiker (Entwickler des Geigerzählers)
  • Horst Hanns Sieber (1899-1952), Komponist
  • Rolf Lauckner (1887- 1954), Dichter (Sohn von Clara Sudermann)
  • Felix Lindhorst (1867-1955), Architekt
  • Robert F. K. Scholtz (1877-1956), Maler und Graphiker
  • Ernst Dernburg (1887-1960), Schauspieler und Spielleiter
  • Hermann Priebe (1871-1961), langjähriger Gemeindepfarrer
  • Jean Nadolovitsch (1875-1966), Kammersänger
  • Jan van Dijk (1938-2004), Designer
  • Georg Elwert (1947-2005), Ethnologe
  • Johnny Rohrberg (1940-2006), Jazzmusiker
  • Gerburg Treusch-Dieter (1939-2006) Soziologin und Kulturwissenschaftlerin

[Bearbeiten] Grabmalskunstwerke

Engelsmosaik auf dem Grabmal Therese Möbius'
Engelsmosaik auf dem Grabmal Therese Möbius'

Das Grabmal Ernst von Möllers wurde von Fritz Schumacher, einem Gründungsmitgliedes des Werkbundes, gestaltet. Eine Quaderwand aus Muschelkalk wird mit hervorspringenden Pfeilern in drei Felder für die Aufnahme der Namen der Verstorbenen unterteilt. Die Pfeiler sind mit Weinranken geschmückt und am Kopf der Namensfelder befinden sich allegorische Motive.

Mosaik am Grabmal der Dernburgs
Mosaik am Grabmal der Dernburgs
Modern gestaltetes Urnengrab für Jan van Dijk
Modern gestaltetes Urnengrab für Jan van Dijk

Für einen Friedhof besonders ungewöhnlich ist das farbenfrohe Glasmosaik für das Grabmal von Fritz Dernburg. Dieser war im Kindesalter verstorben. Max Seliger, der Bruder der Mutter des verstorbenen Kindes, entwarf das Mosaik, das zwei weiß gekleidete Frauen an einem Altar zeigt. Der Altar trägt den häufig verwendeten Grabspruch „Die Liebe höret nimmer auf“ (Korinther 13,8). Eine der Frauen platziert Vasen mit roten Tulpen auf dem Altar, während die andere eine Harfe spielt, die gedankenverloren von einer Putte mit bunten Flügeln umfasst wird. Zeitgenössische Quellen berichten, dass die Gesichszüge der Frauen denen der Mutter, Emma Dernburg, und ihrer Schwester nachempfunden sein sollen. Den Hintergrund zieren zahlreiche weiße Lilien vor einem dunkelen Blau. Nach Fritz Dernburg wurden weitere Familienmitglieder in dieser Grabstätte beigesetzt.

Unweit dieser Grabstätte befindet sich ein weiteres Grabmal mit einem Mosaik, das einen Engel mit zwei Palmenwedeln vor einer Stadtbefestigung auf goldenem Grund zeigt. Leider weist das Mosaik schon beträchtliche Schäden auf. Dieses Grabmal wurde für die 1896 verstorbene Therese Möbius geschaffen.

Mittlerweile befinden sich auf dem Friedhof auch einige neuere, modern gestaltete Grabstätten auf dem Friedhof.

[Bearbeiten] Literatur

  • Klaus Konrad Weber, Peter Güttler, Ditta Ahmadi (Hrsg.): Berlin und seine Bauten. Teil X Band A: Anlagen und Bauten für die Versorgung (3) Bestattungswesen. Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1981, ISBN 3-433-00890-6
  • Eines Schattens Traum ist der Mensch / Berliner Friedhöfe Teil 1 (CD-ROM). GBBB e.V., Berlin 1997

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Siehe auch

Koordinaten: 52° 29' 56" N, 13° 17' 6" O

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