Friedrich Hebbel
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Christian Friedrich Hebbel (* 18. März 1813 in Wesselburen, Dithmarschen; † 13. Dezember 1863 in Wien) war ein deutscher Dramatiker und Lyriker.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Friedrich Hebbel wurde in Wesselburen als Sohn eines Tagelöhners geboren und war dänischer Staatsbürger, da die Region Norderdithmarschen seit 1559 sich unter dänischer Herrschaft befand und erst kurz nach seinem Tod von preußischen Truppen erobert wurde. Als die Familie Hebbel wegen einer nicht eingelösten Bürgschaft des Vaters ihr Haus verlassen musste, verschlimmerte sich noch ihre soziale Lage.
Nach dem Tod des Vaters (1827) trat Hebbel in die Dienste des Kirchspielvogts Mohr, bei dem er vom Laufburschen zum Schreiber avancierte, freilich in bescheidenen Verhältnissen lebte. So musste er sein Nachtlager unter einer Treppe mit einem Kutscher teilen. Während der sieben Jahre seiner Arbeit beim Vogt konnte Hebbel, der schon immer gern gelesen hatte, auf dessen Bibliothek zurückgreifen. In der Schreiberstube entstanden seine ersten Gedichte.
[Bearbeiten] Lehr- und Leidensjahre
[Bearbeiten] Aufenthalt in Wien
Der dänische König Christian VIII. sprach Hebbel ein Stipendium für eine zweijährige Bildungsreise zu. Diese führte ihn nach Paris, Rom, Neapel und schließlich nach Wien, wo er bis zu seinem Tod lebte. In Wien ehelichte er 1846 die Burgschauspielerin Christine Enghaus (eigentlich Engehausen). Die Heirat brachte ihm gesicherten materiellen Wohlstand, so dass er sich ungestört seiner literarischen Produktion widmen konnte. Er schrieb vor allem Dramen, u.a. Agnes Bernauer, Gyges und sein Ring sowie Die Nibelungen. Sein größter Erfolg ist bis heute das 1843 entstandene Drama Maria Magdalena. In Wien erhielt Hebbel öffentliche Anerkennung für sein Werk und wurde schließlich als erster mit dem neu geschaffenen Schillerpreis ausgezeichnet.
Während seines gesamten Lebens zeigte Hebbel soziales und politisches Engagement. Er begrüßte die Märzrevolution, nahm aber eine grundsätzlich loyale Haltung zur Regierungsform der Monarchie ein. 1849 kandidierte er (erfolglos) für die Frankfurter Nationalversammlung. In seinen Werken schildert er oft tragische, schicksalhafte Verkettungen von Ereignissen und macht die sozialen Probleme seiner Zeit zum Thema. Mit scharfen Worten wandte er sich gegen die Dichtung seines Zeitgenossen Adalbert Stifter, die er als leere Idylle empfand. Kontroversen ging der als aufbrausend geltende Hebbel selten aus dem Weg.
Als Publizist schrieb er u. a. für die Wiener Zeitung, die Augsburger Allgemeine Zeitung und die Illustrirte Zeitung aus Leipzig.
Friedrich Hebbel starb am 13. Dezember 1863 in Wien im Alter von 50 Jahren. In den letzten Jahren hatte er zunehmend an Rheuma gelitten, wahrscheinlich eine Spätfolge der entbehrungsreichen Jahre, bevor er nach Wien gezogen war.
[Bearbeiten] Werke
- Judith, 1840
- Genoveva, 1841 (siehe auch Genoveva von Brabant)
- Der Diamant, 1841
- Maria Magdalena, 1843
- Anna, 1847
- Trauerspiel in Sizilien, 1847
- Julia und König Peter, 1847
- Der Schneidermeister Nepomuk Schlägel auf der Freudenjagd, 1847
- Herr Haidvogel und seine Familie, 1848
- Schnock, 1848
- Herodes und Mariamne, 1848
- Agnes Bernauer, 1851
- Aufzeichnungen aus meinem Leben, 1854
- Gyges und sein Ring, 1854
- Mutter und Kind, 1857
- Die Nibelungen, 1861
- Demetrius, unvollendetes Drama
- Requiem Seele vergiß sie nicht (o.D.) (siehe auch Ferdinand Heinrich Thieriot, Max Reger)
- Treue Liebe
- Tagebücher (enthalten viele Aphorismen)
[Bearbeiten] Literatur
- Jens Dirksen: „Die wurmstichige Welt“. Hebbels Lyrik. Lang, Frankfurt am Main u.a. 1992. (= Historisch-kritische Arbeiten zur deutschen Literatur; 10) ISBN 3-631-44968-2
- Manfred Durzak: Kleist und Hebbel. Zwei Einzelgänger der deutschen Literatur. Königshausen u. Neumann, Würzburg 2004. ISBN 3-8260-2740-X
- Birgit Fenner: Friedrich Hebbel zwischen Hegel und Freud. Klett-Cotta, Stuttgart 1979. ISBN 3-12-911920-5
- U. Henry Gerlach: Hebbel-Bibliographie. 1910-1970. Winter, Heidelberg 1973. ISBN 3-533-02278-1
- Hilmar Grundmann: Ich sah des Sommers letzte Rose stehn ... Vom aktuellen didaktischen Wert der Gedankenlyrik Friedrich Hebbels. Lang, Frankfurt am Main u.a. 2004. (= Beiträge zur Literatur- und Mediendidaktik; 8) ISBN 3-631-51161-2
- Hilmar Grundmann: Von „Weiber-Emancipation“ und „echten Weibern“ in Hebbels Tagebüchern und Tragödien. Ein literaturwissenschaftlicher und literaturdidaktischer Beiträg zur Gender-Forschung. Lang, Frankfurt am Main u.a. 2006. (= Beiträge zur Literatur- und Mediendidaktik; 11) ISBN 3-631-53681-X
- Friedrich Hebbel, hrsg. v. Helmut Kreuzer. Wissenschaftl. Buchges., Darmstadt 1989. (= Wege der Forschung; 642) ISBN 3-534-02234-3
- Friedrich Hebbel. Neue Studien zu Werk und Wirkung, hrsg. v. Hilmar Grundmann. Boyens, Heide in Holstein 1982. (= Steinburger Studien; 3) ISBN 3-8042-0272-1
- Barbara Hindinger: Tragische Helden mit verletzten Seelen. Männerbilder in den Dramen Friedrich Hebbels. Iudicium, München 2004. (= Cursus; 24) ISBN 3-89129-474-3
- Herbert Kaiser: Friedrich Hebbel. Geschichtliche Interpretation des dramatischen Werks. Fink, München 1983. (= UTB; 1226; Literaturwissenschaft: Germanistik) ISBN 3-7705-2117-X
- Friedrich Kittler: Hebbels Einbildungskraft - die dunkle Natur. Lang, Frankfurt am Main u.a. 1999. (= Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte; 65) ISBN 3-631-31572-4
- Ludger Lütkehaus: Friedrich Hebbel, „Maria Magdalene“. Fink, München 1983. (= Text und Geschichte; 11) ISBN 3-7705-2068-8
- Ludger Lütkehaus: Hebbel. Gegenwartsdarstellung, Verdinglichungsproblematik, Gesellschaftskritik. Winter, Heidelberg 1976. (= Beiträge zur neueren Literaturgeschichte; F. 3; 29) ISBN 3-533-02548-9
- Hayo Matthiesen: Friedrich Hebbel. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 5. Aufl. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992. (= Rowohlts Monographien; 160) ISBN 3-499-50160-0
- Gabrijela Mecky Zaragoza: „Da befiel sie Furcht und Angst ...“. Judith im Drama des 19. Jahrhunderts. Iudicium, München 2005. ISBN 3-89129-756-4
- Manfred Michael: Friedrich Hebbels Herodes und Mariamne. Literarhistorische Studien zur gesellschaftlichen Funktion und Klassenbedingtheit von Werk und Wirkung. Heinz, Stuttgart 1976. (= Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik; 30) ISBN 3-88099-029-8
- Norbert Müller: Der Rechtsdenker Friedrich Hebbel. Kriminologie und Justiz, Gesetz und Recht. Bouvier, Bonn 1974. (= Schriften zur Rechtslehre und Politik; 63)
- Thomas Neumann: Völkisch-nationale Hebbelrezeption. Adolf Bartels und die Weimarer Nationalfestspiele. Aisthesis-Verl., Bielefeld 1997. ISBN 3-89528-157-3
- Claudia Pilling: Hebbels Dramen. Lang, Frankfurt am Main u.a. 1998. (= Historisch-kritische Arbeiten zur deutschen Literatur; 26) ISBN 3-631-34187-3
- Hartmut Reinhardt: Apologie der Tragödie. Studien zur Dramatik Friedrich Hebbels. Niemeyer, Tübingen 1989. (= Studien zur deutschen Literatur; 104) ISBN 3-484-18104-4
- Andrea Rudolph: Genreentscheidung und Symbolgehalt im Werk Friedrich Hebbels. Lang, Frankfurt am Main u.a. 2000. (= Oppelner Beiträge zur Germanistik; 3) ISBN 3-631-36640-X
- Astrid Stein: Friedrich Hebbel als Publizist. Lit Verl., Münster 1989. (= Medien und Kommunikation; 13) ISBN 3-88660-506-X
- Heinz Stolte: Im Wirbel des Seins. Erkundungen über Hebbel. Boyens, Heide 1991. ISBN 3-8042-0544-5
- Andrea Stumpf: Literarische Genealogien. Untersuchungen zum Werk Friedrich Hebbels. Königshausen u. Neumann, Würzburg 1997. (= Epistemata; Reihe Literaturwissenschaft; 229) ISBN 3-8260-1326-3
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Werke von Friedrich Hebbel als nicht textkritische Online-Texte beim Projekt Gutenberg-DE
- Werke von Friedrich Hebbel als gemeinfreie Online-Texte beim Project Gutenberg
- Werkausgabe in 12 Bänden, Hamburg 1891 (Digitalisat)
- Hebbel-Museum im Haus des Kirchspielvogts Mohr
- Friedrich-Hebbel-Stiftung in Kiel
- Homepage der Hebbel-Gesellschaft in Wien
- ub.fu-berlin.de Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hebbel, Friedrich |
ALTERNATIVNAMEN | Christian Friedrich Hebbel |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Dramatiker und Lyriker |
GEBURTSDATUM | 18. März 1813 |
GEBURTSORT | Wesselburen, Dithmarschen |
STERBEDATUM | 13. Dezember 1863 |
STERBEORT | Wien |