Galeerenstrafe
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Die Galeerenstrafe war eine im Mittelmeerraum verhängte Strafe für diverse schwere Vergehen (Hochverrat, Mord etc.) in der Zeit vom ausgehenden 15. bis ins 20 Jh. hinein. Die Galeerenstrafe diente als Ersatz für die Todesstrafe. Die Zahl der verhängten Urteile richtete sich nach dem Bedarf der Seemächte wie Genua oder Venedig, die die Verurteilten von den jeweiligen Landesfürsten (auch aus Deutschland) abkauften.
Der Verurteilte musste als Ruderer auf einer Galeere seine Strafe verbüßen, mit schweren Eisenketten an die Ruderbank angeschmiedet. Bei dieser unmenschlichen Bestrafung starben Delinquenten oft an Auszehrung, an den Folgen der meistens durchgeführten Auspeitschung, Krankheiten oder beim Untergang des Schiffes.
Es gab sowohl die zeitlich begrenzte als auch die lebenslängliche Verbüßung.
Faktisch verschwand die Galeerenstrafe mit Aufgabe der Galeere als Schiffstyp, juristisch oft wesentlich später: Frankreich faktisch 1748, rechtlich 1852. In Österreich wurde die Vollstreckung im 19 Jahrhundert durch Schiffe ziehen an der Donau vollzogen. In der Türkei fand sie bis ins 20. Jh. Anwendung.
[Bearbeiten] Galeerensklaven im alten Rom?
Entgegen populären Vorstellungen, wie sie sich etwa in einer bekannten Sequenz in Ben Hur widerspiegeln, war in der Antike die Galeerenstrafe unbekannt. Griechische und römische Schiffe wurden in der Regel von Bürgern, Bundesgenossen oder Söldnern gerudert; wenn in seltenen Ausnahmesituationen Sklaven zum Ruderdienst verpflichtet wurden, ließ man sie meist vor oder nach dem Einsatz frei.
Eine große antike Seestreitmacht wie Rom konnte sich nicht auf die Unwägbarkeiten eines Sklaveneinsatzes verlassen. Nicht nur, dass die Ausbildung eines guten Ruderers anspruchsvoll war, man wollte auch nicht mit verängstigten oder meuternden Mannschaften in die Schlacht rudern. Zudem wäre die Kampfkraft eines Schiffes erheblich herabgesetzt worden, hätte ein Großteil der Besatzung aus Sklaven, die womöglich zum Feind übergelaufen wären, bestanden. Mit ausgebildeten und bezahlten Seesoldaten an den Riemen hatte man zudem noch eine zusätzliche kampfkräftige Reserve in der Hinterhand.
Das Bild ausgemergelter und von der Peitsche blutig geschlagener Männer im Unterdeck müsste eigentlich schon auf den unvoreingenommenen Betrachter falsch wirken, da niemand mit solch einer ausgebeuteten Mannschaft große Manöver oder gar Schlachten schlagen kann. Folgt man dem Bild der Filmemacher und vieler Autoren, hätte sich mindestens eine halbe Garnitur zusätzlicher Ruderer an Bord antiker Schiffe befinden müssen, da die Zahl der Kranken, Verletzten und Toten bei einer menschenunwürdigen Art der Behandlung erheblich gewesen wäre. Man macht sich zudem heute keine Vorstellungen, was Verletzungen in der Antike, gerade an Bord von Schiffen bedeutet haben. Wundbrand, darauffolgende Fäulnis, ansteckende Krankheiten - all das musste unbedingt vermieden werden. Auch wenn antike Galeeren hauptsächlich Küstenschiffe waren, galten hier ähnliche Prinzipien wie zu den Zeiten Admiral Nelsons, was Sauberkeit und Hygiene anging.