Geschlechtsangleichende Operation
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Unter geschlechtsangleichenden Operationen versteht man chirurgische Eingriffe, bei denen primäre und/oder sekundäre Geschlechtsmerkmale an das Aussehen und die Funktion eines anderen Geschlechts angeglichen werden. Diese Eingriffe werden entweder an intersexuellen oder transgender Menschen durchgeführt. Dabei streben üblicherweise alle transsexuellen, jedoch nicht alle transgender Menschen solche chirurgischen Eingriffe an. Die gleichen oder ähnlichen Operationstechniken werden angewandt, wenn es um die Wiederherstellung von Geschlechtsmerkmalen nach Unfall oder Krankheit geht.
An intersexuellen Menschen werden diese Operationen vielfach auch mit Kastration meistens ohne deren Zustimmung schon im Kleinkindalter durchgeführt. Ebenso findet bis heute in der Regel keine ausreichende Aufklärung über die massiven Stoffwechseleingriffe durch die anschließende, meistens kontra-chromosomale Hormonbehandlung statt.
Man unterscheidet zwischen genitalangleichenden Eingriffen, also solchen, die an den primären Geschlechtsmerkmalen stattfinden, und weiteren Eingriffen, die die sekundären Geschlechtsmerkmale betreffen.
Unten aufgeführt sind die operativen Eingriffe, die bei Transgendern durchgeführt werden, Menschen also, bei denen ein vollständiger und vollständig ausgebildeter Satz von weiblichen in männlich erscheinende Geschlechtsmerkmale oder umgekehrt verwandelt werden soll. Eingriffe bei Intersexuellen oder rekonstruktive Eingriffe müssen weitaus mehr an die äußerst unterschiedlichen Gegebenheiten im Einzelfall angepasst werden.
Zur Frage der Kostenübernahme durch die Krankenversicherungen siehe Transsexualität - Transsexualität als Krankheit?
Bei Transgendern geht den operativen Eingriffen nahezu immer eine Therapie mit Geschlechtshormonen voraus. Diese sollte über die Operationen hinaus lebenslang fortgesetzt werden, da nach der Entfernung der eigenen Keimdrüsen sonst Hormonmangelerscheinungen auftreten können. Durch diese Hormontherapie entwickeln sich zusätzlich die sekundären Geschlechtsmerkmale des anderen Geschlechts, die sekundären Geschlechtsmerkmale des eigenen anatomischen Geschlechts bleiben allerdings größtenteils erhalten; ebenso ist die Wirkung auf die primären Geschlechtsmerkmale meistens nur gering. Diese sollten also durch entsprechende Eingriffe angeglichen werden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Die Eingriffe im Einzelnen
[Bearbeiten] Transmänner (Frau-zu-Mann)
[Bearbeiten] Mastektomie
Die Entfernung der weiblichen Brust und Konstruktion einer männlichen Brust. Es gibt sehr unterschiedliche Techniken, mit mehr oder weniger guten Ergebnissen. Diese sind auch sehr von der Größe und dem Zustand des Ausgangsmaterials abhängig. Bei kompetenten Ärzten ergeben sich im Normalfall zufriedenstellende bis sehr gute Ergebnisse. Optimum ist, wenn für spätere Betrachter nicht mehr sichtbar ist, dass eine Mastektomie überhaupt durchgeführt wurde. Sie wird, insbesondere bei großen Brüsten, häufig in zwei Operationen durchgeführt, die im Abstand von 6 Monaten bis einem Jahr erfolgen. Liegedauer je zwischen 3 und 10 Tagen. Häufig sind kleine Korrekturen notwendig.
Diesen Eingriff lassen fast alle Transmänner durchführen.
[Bearbeiten] Hysterektomie
Die Entfernung der inneren weiblichen Organe, also Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter; diese ist vor allem wegen eines stark erhöhten Krebsrisikos durch die Hormonbehandlung notwendig; außerdem ist sie nach derzeitiger Praxis Voraussetzung für die Personenstandsänderung nach dem Transsexuellengesetz.
Sie erfolgt entweder durch Bauchschnitt oder durch die Vagina, sehr selten endoskopisch.
Dieses ist ein Standard-Eingriff, und daher relativ risikoarm. Die Liegedauer beträgt zwischen 3 und 7 Tagen.
Diesen Eingriff lassen die meisten Transmänner durchführen.
[Bearbeiten] Genitalangleichende Operation
Der Aufbau von männlich erscheinenden Genitalien ist ein sehr komplizierter und risikoreicher Eingriff. Schon alleine aus diesem Grunde verzichten die meisten Transmänner auf diesen Eingriff. Gängig sind folgende Techniken; bei allen wird meistens aus den großen Schamlippen ein Hodensack geformt und mit Hodenimplantaten aus Silikon gefüllt:
Metaidoioplastik: Die durch die Hormontherapie vergrößerte Klitoris wird teilweise aus ihrem Hautmantel freigeschnitten, eine Harnröhre aus den kleinen Schamlippen geformt.
Das Ergebnis ist sehr echt aussehend - aber sehr klein. Die Sensibilität bleibt weitestgehend erhalten, die Größe meistens zwischen 2 und 3,5 cm, Geschlechtsverkehr ist mit der richtigen Technik möglich. Dafür ist dieses eine relativ komplikationslose Methode, und es wird kein Gewebe von anderen Körperstellen transplantiert. Die Liegedauer im Krankenhaus beträgt ca. 7-14 Tage.
Unterarm-Plastik: Aus dem nicht-dominanten Unterarm (meistens links), seltener aus dem Oberarm oder dem Unterschenkel, wird ein Hautlappen mit darunter liegendem Gewebe, eine Blutbahn und Nervenstrang entnommen; aus diesem wird ein Penoid geformt. Gelegentlich wird diese Technik mit der Metaidoioplastik kombiniert, dann wird der Eingriff in zwei Schritten ausgeführt. Die Blutbahn und der Nervenstrang wird in der Leiste verbunden, so dass der Penoid eine eigene Blutversorgung und Gefühlsfähigkeit erlangt. Bei dieser Methode wird die Harnröhre normalerweise bis zur Spitze des Penoids geführt.
Das Ergebnis ist sehr stark vom Können des Operateurs abhängig, und in manchen Fällen nicht zufriedenstellend. An der Entnahmestelle entsteht eine große und meistens sehr auffällige Narbe. Die Sensibilität bleibt normalerweise weitestgehend erhalten (dieses ist auch abhängig von der Operationsmethode). Die Größe beträgt üblicherweise bis 10-12 cm, gelegentlich auch mehr. Der Umfang ist, abhängig von der Armdicke, relativ klein. Bei einer zweiten Operation werden Silikonimplantate als Hoden und ein Versteifungsimplantat (die für Männer mit Erektionsproblemen entwickelt wurden, und daher wenig zum Umfang beitragen) eingebaut, damit Geschlechtsverkehr möglich wird. Die Komplikationsrate hängt vom Können der Chirurgen und der jeweiligen postoperativen Nachsorge ab, Korrekturen sind je nach Arzt oft notwendig. Die Liegedauer beträgt ca. 14 Tage bis 6 Wochen.
Bauchmuskel-Plastik: Einer der beiden längs liegenden Bauchmuskeln wird vom Rippenbogen gelöst, aufgerollt, nach unten geklappt, und mit Leistenhautlappen zu einem penisähnlichen Gebilde geformt. Die Harnröhre wird dabei nur selten bis an die Spitze des Penoids geführt, meistens endet sie an der Basis desselben. Dieses ist eine äußerst komplikationsträchtige Methode, oftmals kommt es zu einem teilweisen oder gänzlichen Absterben der Penisplastik.
Das Ergebnis ist optisch und funktional häufig nicht oder nur nach mehreren Korrektureingriffen zufriedenstellend. Die Sensibilität kann nach einigen Jahren teilweise wiederhergestellt sein. Die Größe beträgt üblicherweise bis 12 cm, gelegentlich auch mehr. Mit einem Versteifungsimplantat ist Geschlechtsverkehr möglich. Die Liegedauer beträgt 6-10 Wochen für den ersten Eingriff.
[Bearbeiten] Transfrauen (Mann-zu-Frau)
[Bearbeiten] Genitalangleichende Operation
Vorläufer dieser Operationen gab es bereits in den 1920er Jahren. Diese wurden in Kliniken in Berlin und Dresden durchgeführt. Nach dem Machtantritt der Nazis wurden diese Zentren geschlossen und ein Großteil der medizinischen Unterlagen vernichtet. Die überwiegend jüdischen Ärzte gingen ins Exil und führten ihre Arbeiten und Forschungen in verschiedenen Ländern fort.
Die Operation geschieht meistens dadurch, dass ein Teil der Eichel mitsamt der Blutgefäße und Nervenbahnen aus dem Penis herausgelöst werden und an der entsprechenden Stelle eingenäht werden. Dadurch entsteht dann die neue Klitoris, die durch die erhalten gebliebenen Nervenenden später ein sexuelles Lustempfinden ermöglicht. Ebenfalls herausgelöst wird die Harnröhre und entsprechend gekürzt. Die Hoden werden genau wie die Schwellkörper am Penisschaft restlos entfernt. Es gibt aber auch Techniken, bei denen letztere zum Teil als vaginale Schwellkörper Verwendung finden. Die Penishaut wird invertiert und bildet so die Vagina. Schließlich werden aus dem Hodensack die Schamlippen geformt.
Normalerweise ist ein etwa 14tägiger Krankenhausaufenthalt dafür notwendig, vorausgesetzt, es treten keine Komplikationen ein. In vielen Fällen muss dann nach einigen Monaten noch eine zweite, kleinere Operation vorgenommen werden, um einige Korrekturen vorzunehmen.
Mittlerweile haben sich die Operationstechniken schon so weit verbessert, dass zumindest in einigen Zentren hier fast schon von Routineeingriffen gesprochen werden kann. Frauenärzte stellen angeblich immer häufiger fest, dass die Operationsergebnisse kaum noch von natürlichen weiblichen Geschlechtsorganen zu unterscheiden sind. Lediglich das Fehlen der inneren Geschlechtsorgane ließe eine Unterscheidung noch zu.
Diesen Eingriff lassen fast alle Transfrauen durchführen, die sich als transsexuell bezeichnen. Transfrauen, die sich als Transgender o.ä. bezeichnen, lassen ihn häufig, aber nicht immer durchführen.
Bemerkenswert ist, dass die Formung einer empfindungsfähigen Klitoris zwar technisch problemlos möglich ist, jedoch viele Ärzte und Krankenversicherungen dieses als ein nicht medizinisch notwendiges Extra bezeichnen, das im Gegensatz zur Anlage einer Neovagina, von der Patientin daher selber zu bezahlen sei. Auch in der Rechtsprechung ist dieses etwas seltsame Verständnis von Weiblichkeit und weiblicher Anatomie noch umstritten.
[Bearbeiten] Brustvergrößerung
Diese wird dann als notwendig empfunden, wenn das Brustwachstum durch die Hormontherapie nur zu relativ kleinen Brüsten führt. Gerade bei großen und breitschultrigen Transfrauen ist genau dieses häufig. Allerdings kommt es auch häufig vor, dass Transfrauen die notwendige Zeitdauer bis zum Erreichen einer adäquaten Brustgröße häufig unterschätzen; wie bei Cisfrauen auch kann dieses einige Jahre dauern.
Für Einzelheiten siehe den eigenen Artikel Brustvergrößerung
Diesen Eingriff lassen viele Transfrauen durchführen.
[Bearbeiten] Operation im Bereich der Stimme
Verschiedene Techniken zur Erreichung einer weiblicher klingenden Stimme. Ein je nach Methode und Operateur oft riskanter Eingriff, der noch häufig zu einem auffällig reduzierten Stimmumfang und im Extremfall zum völligen Verlust der Stimme führt. Stimmband-Operationen waren aus diesem Grunde bisher eher selten, werden aber infolge zunehmend besserer Operationstechniken häufiger.
Im wesentlichen gibt es die Straffungsmethode und die Verkürzungsmethode (Glottoplastik). Das zweite Verfahren war in den letzten Jahren sehr umstritten, gewinnt aber immer mehr an Qualität. In Berlin, Stuttgart und Würzburg wurden bereits sehr gute Ergebnisse erzielt.
Logopädie ergänzt diese Eingriffe oder ist auch bei den meisten Mann zu Frau Transsexuellen zunächst das Mittel erster Wahl. Oft sind die Möglichkeiten aber hier aufgrund einer sehr weit vom weiblichen Normbereich entfernt befindlichen Stimmlage begrenzt.
[Bearbeiten] Verkleinerung des Adamsapfels
Dieser Eingriff kann notwendig sein, wenn der Kehlkopf bzw. Adamsapfel auffällig groß ist. Es handelt sich um einen unproblematischen Eingriff.
[Bearbeiten] Weitere Eingriffe
Neben den genannten Maßnahmen können in manchen Fällen weiterer Eingriffe, vor allem plastisch-chirurgische, notwendig sein oder gewünscht werden. Insbesondere bei diesen Eingriffen ist die medizinische Notwendigkeit, häufig umstritten, welche Voraussetzung für eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherungen ist. Solche Operationen sind beispielsweise die Verkleinerung von Nase, Kinn und/oder Wangenknochen oder das Polstern der Hüften mit entsprechenden Einlagen.