Gestohlene Kinder
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Filmdaten | |
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Originaltitel: | Il ladro di Bambini. |
Produktionsland: | Italien, Frankreich, Schweiz |
Erscheinungsjahr: | 1992 |
Länge (PAL-DVD): | 110 Minuten |
Originalsprache: | Italienisch |
Stab | |
Regie: | Gianni Amelio |
Drehbuch: | Gianni Amelio, Sandro Petroglio, Stefano Rulli |
Produktion: | Erre Produzioni, Alia Films, RAI 2, Arena Films |
Musik: | Franco Piersanti |
Kamera: | Tonino Nardi, R. Tafuri |
Besetzung | |
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Gestohlene Kinder (Il Ladro di bambini) ist ein Film aus dem Jahr 1992 unter Regie des Italieners Gianni Amelio.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Allgemeines
Gezeigt wird die Geschichte des Carabiniere Antonio und der beiden Geschwister Rosetta und Luciano. Nachdem die Eltern der beiden Geschwister verhaftet wurden, da sie Rosetta zur Prostitution zwangen. Antonio soll die Geschwister zusammen mit einem Kollegen von Mailand nach Sizilien bringen, wo sie in einem Kinderheim erzogen werden. Der Kollege setzt sich unterwegs ab, das Kinderheim verweigert die Aufnahme der Geschwister, Antonio kann seinen Vorgesetzten nicht informieren, da der Kollege desertiert ist. Antonio bringt die Geschwister in sein Heimatdorf, wo er sie seinen Verwandten als Kinder eines Kollegen vorstellt. Zu diesem Zeitpunkt hat sich bereits ein bedingtes Vertrauensverhältniss entwickelt. Rosetta der durch ihre Vergangenheit keine guten Erfahrungen vorgegeben sind eröffnen sich neue Perspektiven, als sie erfährt, dass es auch Menschen gib, die ihr lediglich gutes tuen wollen. Luciano, der ohne Vater aufwuchs, findet in Antonio einen Ersatzvater. Die Dreiecksbeziehung ist jedoch strapaziert. Rosetta und Luciano sehen sich nicht miteinander verbunden, das Schicksal des anderen ist ihnen gleichgültig. Antonio versucht dem Entgegenzuwirken. Rosetta solle sich um Luciano kümmern, was sie auch durchaus tut, Luciano würdigt dies jedoch nur gering, und Luciano solle seiner Schwester helfen, ihre Vergangenheit zu überwinden. Rosetta wird als Prostituierte erkannt, eine Abreise ist notwendig. Antonio entwickelt sich zum Ersatzvater, obwohl er in derartigen belangen Erfahrungslos ist. Den Geschwistern wird Gelegenheit geboten, ihre Kindheit nachzuholen. Luciano lernt zu schwimmen, Rosetta wird zum scheinbar normalen Kind.Sie trifft auf zwei französische Touristinnen, die sich zu omipräsenten Begleitern dieser Episode entwickeln. Als den Touristinnen der Photoapparat gestohlen wird, verfolgt Antonio den Dieb und stellt diesen. Er wird dazu vernommen, wobei der herausgefunden wird, dass ert eigentlich den Auftrag gehabt hätte, die Kinder in ein Heim zu bringen. Seine Vorgesetzten werden benachrichtigt, Antonio muss die Kinder in ein Heim bringen. Der Film endet offen. Der Zuseher erfährt nichts über das Schicksal Antonios oder der Kinder, nichts über das Fortlaufen der Beziehung.
[Bearbeiten] Interpretation
Gestohlene Kinder zeigt verschiedenste Aspekte. Von der Verlorenen Kindheit bis zur Demaskierung des Bella Italia. Zentraler Punkt des Films ist die Darstellung der Verlorenen Kindheit der beiden Geschwister. Rosetta und Antonio erfahren für die kurze Zeit von drei Tagen die Simulation einer glücklichen Kindheit, deren Ablauf insbesonders durch äußerst lange Kameraeinstellungen an Authenzität gewinnt. Die Episoden, in welchen insbesonders Rosetta in den realen Sachverhalt zurückfällt, gewinnen durch das Stillstehen der Kamera und das aprupte Verschwinden jeglicher Nebengeräusche an Tiefe. Nebengeräusche und Musik sind omnipräsente Hauptdarsteller, mit ihnen werden Aufbau und Zerfall seelischer Schutzwälle, das entstehen Zwischenmenschlicher Beziehungen und derren Verfall illustriert. Der Charakter der Rosetta wurde am tiefgründigsten gezeichnet, durch ihre einzelnen Handlungen entsteht ein immer komplexeres und zugleich auch schockierendes Bild eines Opfers sexuellen Missbrauches. Gianni Aemillio konnte dieses Thema behandeln, ohne dabei voyeuristisch oder denunziatorisch zu wirken. Kritik wird vor allem der italienischen Gesellschaft zuteil. Der Direktor des Kinderheims, der sich weigert die Geschwister wegen ihrer sozialen Herkunft aufzunehmen, oder die Hausbesitzer, die ihre Häuser illegal erbauten, sie alle sind Teil einer egozentrischen, intolleranten Gesellschaft, die ihre Härtefälle wie ihren Abfall entsorgt. Das ende des Filmes stellt wohl die beachtenswerteste Art dar, menschliches Scheitern in einem Film zu zeigen. Die Symbolik der Straße, auf der etliche andere Autos fahren, während lediglich die Protagonisten auf einem Parkplatz stehen, spricht für sich. Gescheitert im Erreichen ihres Zieles, einem Kinderheim, wie auch aller anderer Ziele, stehen die drei Protagonisten neben der Straße, ohne Chance auf ein Fortkommen. Jegliche weitere Darstellungen sind nicht erforderlich, das Ende wird durch diese Form der Darstellung unausweichlich fixiert. Von den Kritikern wurde der Film wie auch vom Publikum, mit großem Lob aufgenommen.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- Spezialpreis der Jury, Cannes 1992
- Publikumspreis, Locarno 1992
- Europäischer Filmpreis 1992