Giove in Argo
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Giove in Argo, englisch (u. dt.) Jupiter in Argos (HWV A14) ist ein italienisches Opernpasticcio von Georg Friedrich Händel.
Uraufführung: 1. Mai 1739, King's Theatre, Haymarket, London
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[Bearbeiten] Entstehung und Musik
Die Vorlage des Librettos stammt von dem venezianischen Dichter Antonio Maria Lucchini, der es für eine Vertonung durch Antonio Lotti in Dresden 1717 verfasste. Händel wird Lottis Oper auf seinem Besuch in Dresden 1719 gehört haben, dort sang der berühmte Senesino selbst die Rolle des Jupiter. Vermutlich nahm Händel ein Exemplar des Librettos mit nach England und erinnerte sich 1739 an das Melodrama pastorale, als er nach einem geeigneten Stück für eine kurze Pasticcio-Oper mit drei weiblichen Rollen suchte. Händel hat in London mehrfach solche Pasticci auf die Bühne gebracht. Während er in den meisten Fällen erfolgreiche Werke italienischer Komponisten für die Londoner Verhältnisse adaptierte, gibt es auch drei Pasticci, in denen er fast ausschließlich eigene Musik aus älteren Stücken wiederverwertete. Neben dem bekannten Oreste, der schon mehrfach in heutiger Zeit erfolgreich aufgeführt wurde, und dem immer noch zu entdeckenden Alessandro Severo zählt dazu auch Giove in Argo. Anders als bei den anderen Pasticci, umfasst dieses jedoch auch eigens verfasste Neukompositionen Händels. Außerdem sind zwei Arien der Isis einer Oper des italienischen Komponisten Francesco Araja entnommen.
[Bearbeiten] Personen
- ARETES, ein Hirte, der sich hinterher als Jupiter entpuppt.
- ISIS, (im Gewand einer Schäferin) Tochter des Inachus, Verlobte des Königs von Ägypten, Osiris.
- ERASTUS, ein Hirte, wird als Osiris, König von Ägypten, entdeckt.
- DIANA.
- CALISTO, Tochter des Lycaon.
- LYCAON, als Hirte verkleidet, Tyrann von Arkadien.
- CHOR der Jäger.
- CHOR der Hirten.
- CHOR der Nymphen.
[Bearbeiten] Handlung
Aus den vielen Erzählungen über Jupiter haben wir jene ausgewählt von Isis, Tochter des Inachus, König der Argiver, und von Calisto, Tochter des Lycaon, Tyrann von Arkadien, um die größte Vielfalt von Leidenschaften darzustellen, die das Drama benötigt; wie Hass, Liebe, Eifersucht und Täuschung. Dazu wird dargestellt, dass – nachdem Inachus von Lycaon ermordet wurde, um den Thron zu rauben – Jupiter in der Absicht die Liebe der Isis zu gewinnen, die dem Osiris, König von Ägypten zur Heirat versprochen ist, Hoffnung auf Rache macht; und dass Calisto auf der Flucht vor dem Aufruhr gegen ihren Vater von Diana in ihr Gefolge aufgenommen wurde; aber dass Jupiter, der sich in sie verliebt, auch ihr Versprechungen macht, dass er ihren Vater retten werde, der einsam in der Verkleidung eines Hirten durch jene Wälder streift. (nach dem Originallibretto)
[Bearbeiten] Aufführungsgeschichte
Die Oper wurde in London 1739 nach nur zwei Aufführungen vom Spielplan genommen. Einer der Gründe mag gewesen sein, dass die von ausschweifenden Liebesbeziehungen erzählende Handlung dem sittenstrengen Londoner Opernpublikum missfiel. Seither war die Oper nicht wieder aufgeführt worden. Eine Notenausgabe ist bisher nicht erschienen, ist aber für die nahe Zukunft angekündigt (HHA). Eine vollständige Rekonstruktion der Oper durch die Musikwissenschaftler Steffen Voss (Hamburg) und Dr. Thomas Synofzik (Köln/Zwickau) samt der Arien von Francesco Araja und mit neu komponierten Rezitativen (nach Antonio Lotti) mit Harry van der Kamp (Licaone), Theresa Nelles (Diana), Tanya Aspelmeier (Iside), Benoît Haller (Arete/Jupiter), Lisa Tjalve (Calisto), Markus Auerbach (Erasto/Osiris), den Ensembles «Concert Royal», Köln und Collegium Cantorum Köln unter szenischer Umsetzung durch Igor Folwill und unter musikalischer Leitung von Thomas Gebhardt war weltweit erstmalig am 15. und 16. September 2006 im historischen Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth im Rahmen des Festivals Bayreuther Barock zu sehen und zu hören.