Gnesiolutheraner
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Als Gnesiolutheraner bezeichnet man eine Gruppe von Theologen, die sich aus internen protestantischen Lehrstreitigkeiten herausgebildet hat. Im 17. Jahrhundert erhielten die Gnesiolutheraner, die sich selbst als Lutheraner bezeichneten, ihrem Namen das griechische Adjektiv γνήστος = gnesios = echt vorangestellt.
1548 wurde zwischen dem Kaiser Karl V. und den protestantischen Ständen das Augsburger Interim, beziehungsweise das Leipziger Interim geschlossen. Dies löste unter den evangelischen Theologen eine Disputation über sechs Streitpunkte aus: den Adiaphoristischen Streit, den Majoristischen Streit, den Antinomistischen Streit, den Synergistischen Streit, den Osiandrischer Streit und einen zweiten Abendmahlsstreit. Aus jener tendenziellen Entwicklung der Gnesiolutheraner, erwuchs die Lutherische Orthodoxie.
Vertreter der Gnesiolutheraner waren vor allem Matthias Flacius, Nikolaus von Amsdorf, Nikolaus Gallus, Johann Wigand, Matthäus Judex, Kaspar Aquila, Joachim Mörlin, Timotheus Kirchner, Joachim Westphal und Tilemann Hesshus. Diese standen den so genannten Philippisten gegenüber, d. h. den Anhängern Philipp Melanchthons, der besonders nach dem Tode Martin Luthers die Linie der kirchenpolitischen Reformation in Deutschland prägte. Erst mit der Einigung auf die Konkordienformel kam es 1577 zu einem gewissen Ausgleich der Lehrstreitigkeiten.
[Bearbeiten] Literatur
- Rudolf Keller: Gnesiolutheraner. In: Theologische Realenzyklopädie 13 (1984), S. 512-519 (Überblick mit weiterer Lit.)