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Gottfried Bandhauer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Christian Gottfried Heinrich Bandhauer (* 22. März 1790 in Roßlau; † 20. März 1837 in Roßlau) war ein deutscher Architekt und Konstrukteur des Klassizismus in Anhalt-Köthen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Werk

Gottfried Bandhauer wird als uneheliches Kind am 22. März 1790 zu Rosslau in Anhalt-Zerbst geboren. Seine Mutter Luise, geb. Graul heiratet später H. Gottfried Bandhauer, den Herzogl. Anhalt-Bernburgischen Amtmann in Hundeluft. Mit vielleicht 15 Jahren beginnt er eine Lehre als Zimmermann. Am 9. Mai 1809 tritt er als Geselle die Wanderschaft an, die ihn in verschiedene, zumeist süddeutsche Städte führt. Braunschweig, Kassel, Hamburg, Frankfurt a.M., Darmstadt, Stuttgart, Ulm, Regensburg, München, Augsburg, Schaffhausen, Mainz, aber auch Wien, Basel und Straßburg lernt er auf diese Weise kennen.

Manche Biographen (so schon Schmidthammer 1837) lassen Bandhauer bereits von 1814 an in Darmstadt unter dem dortigen Oberbaurat Georg Moller (1784 bis 1852) Architektur studieren, und von 1816 bis 1818 als Lehrer an der Bauschule angestellt sein. Doch sind diese Angaben umstritten. Fest steht jedenfalls, dass der Weinbrennerschüler Moller ästhetisch und konstruktiv von großem Einfluss auf den „Baukandidaten“ Bandhauer ist, der von 1817 an in Darmstadt nachweisbar ist. Überhaupt trägt Bandhauers späteres Wirken deutliche Züge der Weinbrenner-Schule, auch ein Aufenthalt in Karlsruhe scheint neuerdings belegt werden zu können. Weitere Anregungen empfängt Bandhauer durch das Studium von baukünstlerischen und konstruktiv-technischen Veröffentlichungen Jean-Nicholas-Louis Durands (1760 bis 1834) und David Gillys (1748 bis 1808).

1818 scheint Bandhauer als Diätarius in Düsseldorf tätig zu sein, „wo er die große Kavalleriekaserne in der Neustadt ausgeführt hat".

Am 14. Mai 1819 zieht Bandhauer von Darmstadt nach Köthen. Damit beginnt die steile Karriere dieses Sohnes „geringer Eltern". 1820 wurde er von Herzog Ferdinand von Anhalt-Köthen zum Baukondukteur bzw. zum Baurevisor für Kirchen- und Schulbauten bestellt und leitete die Fortsetzung der Bauten am Residenzschloss Köthen und am Lustschlösschen Geuz. Nach dem kühnen Bau des tonnengewölbten Spiegelsaals im Ludwigsbau des Schlosses wurde er vom Herzog 1822 zum Bauinspektor ernannt. Damit war Bandhauer die obere und alleinige Leitung aller herzoglichen Bauten übertragen, bei einem jährlichen Gehalt von immerhin 600 Reichstalern und „zwei schweren Rationen". 1824 wird Bandhauer zum Baurat befördert, zwei Jahre später zum Baudirektor. Bandhauer errichtete den Ferdinandsbau und die Reithalle (Ruine seit dem Brand von 1941) des Köthener Schlosses. Aber auch der Neubau der Kirche in Gnetsch, Wohnbauten und Ställe fallen in seinen Wirkungsbereich.

Auf dem Höhepunkt seiner Anerkennung geschieht dann der Einsturz der von Bandhauer erbauten Nienburger Hängebrücke am 6. Dezember 1825. Zwar gelingt es Bandhauer, die Schuld an dem Unglück, bei dem mindestens 50 Menschen ihr Leben lassen müssen, von sich zu weisen, aber sein Ruf als Konstrukteur erfährt eine nie wieder zu bereinigende Befleckung. Aus den Resten der Brücke konstruierte Bandhauer einen sehenswerten klassizistischen Schafstall im nahen Grimschleben, der als Modell der von Herzog Ferdinand 1828 in der Ukraine erbauten Schafställe in der ukrainischen Kolonie Askania Nowa diente.

Nach der Konversion des Fürstenhauses zum katholischen Glauben 1825 entwarf Bandhauer das Kloster und Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. 1826 bis 1830 entstand die katholische Kirche St. Marien in Köthen auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes. Aufgrund des Einsturzes des Baugerüsts des nie vollendeten Glockenturms, bei dem sieben Arbeiter ums Leben kamen, wurde Bandhauer verhaftet, am 5. Juli 1830 fristlos entlassen und verurteilt. Nach vergeblichen Versuchen, seine Unschuld zu beweisen, zog er sich krank und ermattet in seine Geburtsstadt Rosslau zurück, wo er wenige Jahre später, kurz vor Vollendung seines 47. Lebensjahres, am 20. März 1837 verarmt starb.

Neben der Bautätigkeit für das Fürstenhaus entwickelte Bandhauer ökonomische Wirtschaftsbauten, meist auf quadratischem Grundriss mit Zeltdach (Schafställe, Ökonomiegebäude, Schulgebäude), von denen sich einige im ländlichen Anhalt-Köthen erhalten haben.

Dass weder sein Grab, geschweige denn irgendein Bildnis dieses Architekten erhalten geblieben sind, spricht für sich. Was aber an Schriften, Entwürfen und Bauten überliefert ist, zeichnet Bandhauer als überlegenen Baumeister des Klassizismus in Anhalt aus.

[Bearbeiten] Schriften von Bandhauer

[Bearbeiten] Einzelwerke

  • "Drei Pläne / von verschiedenen Baumeistern zu einem Baue / dem Hospital zum heiligen Geist, / mit / dazu gehörigem / Oekonomiehofe in Cöthen. / Ein / Beitrag zur bürgerlichen und Landbaukunst. / Enthaltend: / 4 Kupfer= und 8 Steindrucktafeln mit Erläuterungen und kritischen Bemerkungen über bequeme, gesunde, dauerhafte, feuersichere einfach-geschmackvolle und vorzüglich billige Ausführung / bezweckende Anlagen, mehr durch Form und sachgemäß vereinfachte Constructionen, als durch Ersparungen zum Nachtheil einer soliden Bauart. / Zum Nutzen / für / Gutsbesitzer, angehende Architekte und Bauhandwerker. / Verfaßt und herausgegeben / von / G. Bandhauer, / Herzogl. Anhalt. Bau = Rathe, / Leipzig, 1826. / In Commission bei E.H.F. Hartmann." (Fundort: Techn. Hochschule Hannover)
  • Veröffentlichung über das Drescherhaus in Klepzig von 1826 (laut Nestler, 1991)
  • "Verhandlungen / über die / artistische Untersuchung / des Baues der / Hängebrücke / über die Saale bei Mönchen-Nienburg./ Bekanntgemacht / auf Verlangen in öffentlichen Blättern von / dem Baumeister dieser Brücke selbst, / G. Bandhauer, / Herzoglich Anhalt-Cöthenschem Baurathe. / Hierbei ein Heft mit 4 Kupfertafeln und 3 Bogen Erläute- / rungen, in gross Querformat. / Leipzig, / bei C. H. F. Hartmann. /-/ 1829." (Vorwort "Cöthen im Januar 1829") (Fundort: Unibibl. Hannover u. Techn. Informationsbibl., Sign.: d 792)
  • "Bogenlinie des Gleichgewichts oder Theorie der Gewölbe und Kettenlinien.", Leipzig, Hartmann, 1831 (174 S. 8ø). Nebent: 1. Theorie der Gewölbe und Kettenlinien. Nebent: 2. Der festen Körper Formen des Gleichgewichtes bei zwei äußern Stützpunkten. (Fundort: Wien)

[Bearbeiten] Veröffentlichungen Bandhauers in Zeitschriften

  • Eine Abhandlung über die Nienburger Hängebrücke, in: Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen, Gotha, (vor 1830)
  • "Baukunst", (über die kath. Kirche) in: Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen, Gotha, Nr. 182, 8.  Juli 1833 (Sp. 2356-2358)
  • " Über den Einfluß des Druckes der Mauer etc. auf die Druckrichtung im Fundamente der Pfeiler", Teil 1, in: Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen, Gotha, Nr. 213, 1833
  • " Über den Einfluß des Druckes der Mauer etc. auf die Druckrichtung im Fundamente der Pfeiler",Teil 2, in: Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen, Gotha, Nr. 100, 1834
  • "Die beste und wohlfeilste Bauart der Scheunen und Magazine, oder Bericht über die landwirthschaftlichen Quadrat- Hohlbauten im Herzogthum Anhalt-Köthen; erläutert durch die Zeichnungen von derartigen Bauten auf den Herzogl. Domainen zur Sorge und zu Baasdorf".in: "Allgemeine Bauzeitung mit Abbildungen für Architekten, Ingenieurs, Dekorateurs, Bauproffessionisten, Oekonomen, Bauunternehmer und Alle, die an den Fortschritten und Leistungen der neuesten Zeit in der Baukunst und den dahin einschlagenden Fächern Antheil nehmen. Herausgegeben und redigiert von Christ. Friedr. Ludwig Förster, Architekten. Erster Jahrgang. 1836. Verlag von L. Förster's artistischer Anstalt in Wien", Nr.10, Seite 75 bis 79 und Nr.11, Seite 86 bis 88 (Fundort : Landesbibliothek Oldenburg) "Mit 1 Taf. Abbild. von e. Quadrat - Hohlbaue" gr.12 Wien 1836 Förster 1/3 Thaler (Aus Försters Allgem. Bauzeitung besond. abgedr.)

[Bearbeiten] Nachgelassene Manuskripte Pläne, Entwürfe und Gutachten

Im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Außenstelle Oranienbaum. (ehem. Anhaltisches Staatsarchiv Zerbst)

[Bearbeiten] Literatur

  • Schmidthammer: "Gottfried Bandhauer", in: Neuer Nekrolog der Deutschen. 15. Jahrgang, 1837. Bernh. Friedr. Voigt, Weimar 1839, S. 377 - 379, Nr.129
  • Georg Salzmann: Die Baulichkeiten des Cöthener Schloß-Bezirkes und einige Verbesserungsvorschläge. Diss. TH Braunschweig 1920
  • Hermann Siebert: "Die Nienburger Hängebrücke in Geschichte und Sage. Zum 100. Jahrestage ihres Einsturzes am 6. Dezember 1825", in: Ascania Wochenblatt für Vaterländische Geschichte Beilage zur Cöthenschen Zeitung, Nr. 22-24 (23-25?), 1925, 23.Jahrgang
  • Albert Stemmler: "Gottfried Bandhauer 1790-1837", in: Serimunt. Mitteilungen Vergangenheit und Gegenwart der Heimat. Blätter des Vereins Heimatmuseum für Stadt und Kreis Cöthen, Beilage zum Cöthener Tageblatt, Verlag: Paul Dünnhaupt, Cöthen (Anhalt) 2. Jahrgang. Nr. 7, 2. März 1927, Kap. 29 u. 30.
  • Wilhelm van Kempen: "Die Kunst des Klassizismus in Anhalt nach 1800", in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, hg. Richard Hamann u. Hanns Meinhard, Bd. IV 1928, Verlag d. Kunstgeschichtl. Seminars der Univ. Marburg, S. 1-87
  • Kurt Buchberger: Gottfried Bandhauer, ein spätklassizistischer Architekt und Konstrukteur aus Anhalt - Köthen. Diss. TH Dresden 1967
  • Erhard Nestler: Christian Gottfried Heinrich Bandhauer und die Architektur des Klassizismus in Anhalt-Köthen vor dem Hintergrund der regionalen Zeitgeschichte, Diss. Univ. Halle 1985.
  • Erhard Nestler: Christian Gottfried Heinrich Bandhauer. Baumeister des Klassizismus in Anhalt-Köthen. Hrsg. Rat des Kreises Köthen, Abteilung Kultur, Köthen 1990.
  • Erhard Nestler: Christian Gottfried Heinrich Bandhauer 1790 bis 1837. Ein Klassizist in Anhalt. Köthen, Micado Verlag, 2001, ISBN 3931891011

[Bearbeiten] Weblinks

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