Graf Goetzen
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Die Graf Goetzen ist ein Passagierschiff, benannt nach Gustav Adolf Graf von Götzen. Seit dem 16. Mai 1927 trägt das Schiff den Namen „Liemba”, auf Kisuaheli entsprechend: Tanganjikasee.
Die Graf Götzen wurde 1913 auf der Meyer-Werft in Papenburg an der Ems erbaut, unmittelbar nach Fertigstellung und Abnahme jedoch gleich wieder zerlegt und 1914, in 5.000 Kisten verpackt, nach Daressalam, der Hauptstadt der deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika, geschafft. Von dort ging es mit der eben fertig gestellten Eisenbahn Richtung Kigoma am Tanganjikasee weiter, wo sie von drei mitgereisten Schiffbau-Fachkräften der Meyer-Werft und vielen hundert Helfern wieder zusammengebaut wurde.
[Bearbeiten] Geschichtliches
Während des 1. Weltkrieges am 9. Juni 1915 gerade zusammengebaut, wurde sie mit einem 88 mm- sowie zwei 37 mm-Geschützen von der nicht mehr operationsfähigen und später in der Rufiji-Mündung selbst versenkten SMS Königsberg ausgerüstet. Die Graf Goetzen wurde in Bismarckburg stationiert und versenkte zehn Tage später einen kleineren englischen Dampfer. In der Folgezeit diente sie General Paul von Lettow-Vorbeck zu Truppenverlegungen und als Versorger, einmal wurde sie von belgischen Fliegern bombardiert.
Als die deutschen Truppen Kigoma im heutigen Tansania aufgeben mussten, wurde es in einer Bucht südlich von Kigoma mit Sand überladen und versenkt. Nach dem 1. Weltkrieg verwalteten die Belgier die Region. Sie konnten das Schiff zwar heben und es in den Hafen von Kigoma schleppen, dort ging es aber abermals auf Grund. Bald darauf wurden die Engländer die neuen Kolonialherren und bargen die Graf Goetzen endgültig. Am 16. Mai 1927 erlebte die restaurierte Auferstandene dann ihre zweite Jungfernfahrt und wurde auf den afrikanischen Namen Liemba getauft. Liemba bedeutet in der Eingeborenen-Sprache: Tanganjikasee.
Im 2. Weltkrieg hat sie ein weiteres Mal Tausende Soldaten über den See befördert. In jüngerer Vergangenheit setzte sie die Flüchtlinge des Ruanda-Krieges wieder ans heimische Ufer. Berühmt wurde die ex. Graf Goetzen als Vorbild für das Kanonenboot Louisa, das Humphrey Bogart und Katharine Hepburn in dem legendären Film African Queen nach dem gleichnamigen Roman von C. S. Forester versenkten. Fast ununterbrochen schippert die betagte Dame einmal die Woche den 700 km langen See rauf und runter.
Auf dem Schiff finden 600 Personen Platz und Laderaum für 200t Fracht. Inzwischen wurde das Schiff mit einer neuen Maschine bestückt, die heute auch schon wieder museumsreif genannt werden kann. Die letzte Generalüberholung fand Anfang der 1990er Jahre durch die dänischen Werft DANIDA vor Ort statt. Seit der Unabhängigkeit Tanganyikas 1961 fährt das Schiff unter einheimischer Besatzung und Kommandogewalt, zuvor galten die streng überwachten Kolonialregeln der Briten.
Ein Modell des Schiffes ist im Restaurant des Hotels "Alte Werft" in Papenburg zu sehen.
[Bearbeiten] Technische Daten
- Schiffstyp: Passagierschiff
- Länge: 67 m
- Breite: 10,00 m
- Bauwerft: Meyer-Werft
- Baunummer: 300
- Baukosten: 750.000 Reichsmark
- Geschwindigkeit: 8 Kn
- Gesamtgewicht: 1200 Tonnen
- Eigner: Marine Services Company Ltd. in Mwanza
- Kabinen: 12 Kabinen erster Klasse (zwei mit eigenem Bad), 29 Kabinen zweiter Klasse