Grauammer
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Grauammer | ||||||||||
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Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Emberiza calandra | ||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Die Grauammer (Emberiza calandra; Miliaria calandra) ist eine Vogelart aus der Familie der Ammern (Emberizidae).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Beschreibung
Die Grauammer ist mit etwa 18 cm Länge, einer Flügelspannweite von 26–32 cm und einem Gewicht von 35–65 g die größte Ammer Europas. Sie wirkt eher gedrungen, hat breite Flügel und einen kräftigen Schnabel. Männchen wie Weibchen sind gleich graubraun gefärbt, am Bauch überwiegend hellgrau mit graubraunen Sprenkeln im Gefieder. Flügel, Kopf und Rücken sind graubraun gefärbt. Auffällig ist eine dunkle Befleckung an der Kehle, die oft wie ein „Lätzchen“ aussieht. Dieses Merkmal fehlt allerdings bei Jungvögeln. Im Gegensatz zu anderen Ammern ist die Unterseite des Schwanzes ganz ohne Weiß.
[Bearbeiten] Gesang
Der Gesang wird gern von einer Singwarte (gern Stromleitungen) aus vorgetragen. Er klingt metallisch-monoton wie „zi zi zi rideriderit“ und wird wohl mehr als tausendmal am Tage vorgebracht. Die Strophe kann man mit dem Klirren eines Schlüsselbundes vergleichen.
[Bearbeiten] Lebensraum und Gefährdung
Die Grauammer bewohnt ganz Europa mit Ausnahme der nördlichen und nordöstlichen Gebiete, Nordafrika und Westasien bis zum Aralsee. Auf einem Großteil ihres Verbreitungsgebietes ist die Grauammer ein Stand-, im Winter auch ein Strichvogel. Sie leben gern auf Ödland-Streifen und Magerrasengebieten mit eingestreuten Büschen, meist in trockeneren und wärmeren Lagen als die Goldammer.
Die Grauammer gehört in ganz Mitteleuropa zu den Brutvogelarten mit einem starken Bestandsrückgang in den letzten Jahrzehnten seit 1970. Die Gründe für den Bestandseinbruch sind hauptsächlich in der Intensivierung der Landwirtschaft, der Entwässerung von Wiesen und der Ausdehnung des Siedlungsraumes zu sehen. In den Weizenanbaugebieten Südeuropas ist die Grauammer noch relativ häufig anzutreffen.
Die Grauammern ernähren sich vorwiegend von Insekten und deren Larven und kleinen Weichtieren. Sie fressen aber auch Grassamen, Getreidekörner und verschiedene grüne Pflanzenteile.
[Bearbeiten] Schutz der Grauammer
Zur Erhaltung lokaler Brutvorkommen sollten extensiv genutzte Wiesen nicht vor Ende Juli gemäht werden, damit die dort brütenden Grauammern nicht nur ausreichend Zeit haben, ein oder in günstigen Jahren zwei Gelege großzuziehen. Es ist auch zu bedenken, dass die flüggen Jungvögel sich vor Erreichen ihrer Flugfähigkeit noch etwa zwei Wochen in der hohen Vegetation verstecken. Deshalb sollten auch im Spätsommer noch Randstreifen stehen gelassen werden. Auf das regelmäßige Abmähen landwirtschaftlich ohnehin ungenutzter Biotope wie Bachsäume oder Grabenböschungen ist zu verzichten, da die Grauammern hier ganzjährig Sämereien und Großinsekten als Nahrung finden. Vogelarten wie der Sumpfrohrsänger, die auf solche Saumbiotope als Brutplatz angewiesen sind, verlieren ebenfalls Lebensraum.
Auf einem privaten Grundstück in Unterfranken konnte die Verlegung des Mahdtermins nach Juli vorbildlich verwirklicht werden.
Die Wiedervernässung feuchter Wiesen und die Anlage so genannter „Lerchenfenster“ – nur locker besäte Ackerreihen – schaffen für die Grauammer wie für viele andere der sehr bedrohten Feldvögel neue Brutplätze.
Die Grauammer ist in Bayern vom Aussterben bedroht und hat ihre letzten größeren Bestände in den Niederungen Unterfrankens (z.B. Landkreis Kitzingen, Gemeindeflur Markt Schwarzach am Main). Sie gehört somit zu den Arten der Feldlur, deren Schutz am vorrangigsten ist.
Quellen: Uwe Bauer: Die Brutvögel von Augsburg im Stadt- und Landkreis und dem angrenzenden Lechtal. Augsburg 2000.
Einhardt Bezzel; Uwe Bauer: Neues Handbuch der Vögel Mitteleuropas. 2005.
Eigene, dem LRA Kitzingen vorgelegte Brutplatzerfassungen und Brutzeitbeobachtungen bei Schwarzach am Main.
[Bearbeiten] Brut
Während der Brutzeit fliegen diese Ammern oft tief und mit herabhängenden Füßen. In den Brutgebieten nördlich der Alpen erscheint die Grauammer Mitte März, aber die Vögel versammeln sich noch bis in den Mai hinein zu Schlafgemeinschaften im Schilf oder Gebüsch. Das Weibchen, das dem Männchen nach wenigen Tagen nachfolgt, beginnt – bis zu 100 m von den Singwarten des Männchens entfernt – bald nach der Rückkehr mit dem Bau des Nestes, das in einer flachen Bodenmulde in einem überhängenden Grasbüschel versteckt liegt. Als Baumaterial verwendet der Vogel kleine Wurzeln und trockene Grashalme und zum Auspolstern dünne Halme, Tierhaare und Pflanzenwolle.
Brutzeit für ein bis zwei Jahresbruten ist April bis Juli. Das Gelege umfasst 4 bis 5 Eier, die nur das Weibchen 12 bis 14 Tage bebrütet. Etwa einmal je Stunde wird es von seinem Männchen zu einer Brutpause abgeholt und kehrt wenig später allein zu seinem Nest zurück.
Die ersten vier Tage füttert die Jungen ausschließlich das Weibchen, später hilft beim Füttern auch das Männchen. Das Nest verlassen die Jungen im Alter von 9 bis 12 Tagen noch flugunfähig und halten sich in der Umgebung im Gras verborgen, wo sie noch einige Zeit gefüttert werden.
Manchmal hat ein Männchen auch mehrere Weibchen. Beschrieben wird, dass sich ein Männchen in einer Brutperiode mit bis zu sieben Weibchen paart.