Grauballe-Mann
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Der Grauballe-Mann ist eine Moorleiche, die 1952 in Jütland im Nebelgårds Mose (Moor), einem Kesselmoor von 130 m Durchmesser in Grauballe 8 km nordöstlich von Silkeborg in Dänemark gefunden wurde. Er lebte vor etwa 1700 Jahren in der Eisenzeit. Es handelt sich hierbei nicht um einen Einzelfund, denn nur 2 Jahre früher wurde 20 km entfernt der Tollund-Mann gefunden.
Anhand der Leiche konnte festgestellt werden, dass der Mann keine schwere körperliche Arbeit verrichtet hat, auch waren Hände und Fingernägel sehr gepflegt, was darauf schließen lässt, dass es sich um einen Edelmann, zumindest einen Angehörigen der Oberschicht, gehandelt haben muss.
Dem Mann wurde mit einem fachmännischen Schnitt von Ohr zu Ohr die Kehle durchgeschnitten, bevor er im Moor versenkt wurde. Man vermutet, dass es sich um ein Menschenopfer gehandelt hat, denn in seinem Magen fand man die Reste seiner letzten Mahlzeit: Leinsamen, Gerste, überhaupt pflanzliche Nahrung aus Unkräutern. Dies waren die Pflanzen, für die die Fruchtbarkeitsgöttin Sif zuständig war, der zum Mittwinter- und zum Frühlingsfest solche Opfer dargebracht wurden und die auch zu dieser Jahreszeit wuchsen. Auch bei anderen Menschenopfern hat man ähnliche Nahrungsreste im Magen gefunden.
Möglicherweise wurde das Opfer durch Los bestimmt, denn bei der Leiche fand man mehrere etwa drei Zentimeter lange Birkenhölzchen. Mit solchen Hölzern, in die magische Symbole geritzt wurden, wurde bei den alten Germanen das Los geworfen oder gezogen.
Die Leiche wird heute im Museum von Moesgård bei Århus ausgestellt. Zu Beginn gab es einen kleinen Disput: Nachdem eine Bäuerin aus der Gegend in der Leiche einen erst kürzlich verschwundenen Mann erkannt haben wollte - es sei der rote Kristian, ein Säufer aus der Gegend, der öfter betrunken im Moor herumgezogen sei -, kamen immer mehr Leute, die in der Leiche denselben Kristian erkannt haben wollten. Bald war die Gesellschaft in zwei Lager gespalten, die "Kristian-Anhänger" und die "Eisenzeit-Anhänger", sodass der Nobelpreisträger Willard Frank Libby persönlich das Alter der Leiche anhand der von ihm in den vierziger Jahren entwickelten Radiokarbonmethode bestimmte. Von da ab war bewiesen, dass der Grauballe-Mann etwa 1700 Jahre alt war.
[Bearbeiten] Literatur
- Peter V. Glob: Die Schläfer im Moor. Winkler, München 1966
- M. Gebühr: Moorleichen in Schleswig-Holstein. Wachholtz, Neumünster 2002 ISBN 3529018708
- Wijnand van der Sanden Mumien aus dem Moor - Die vor- und frühgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa. Drents Museum / Batavian Lion International, Amsterdam 1996. ISBN 9067074160
