Guru (Umgangssprache)
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Die ursprüngliche Bedeutung des religiösen Begriffes Guru hat sich zu einer breiteren entwickelt. Im jüngeren Sprachgebrauch meint Guru jeden, der ein philosophisches oder religiöses Glaubenssystem verbreitet, welches unabhängig von einer etablierten Schule der Religion oder Philosophie ist und deswegen seine AnhängerInnen anzieht und annimmt.
[Bearbeiten] Begriff
Oft wird der Begriff als abwertende Bezeichnung im Sinne von Leithammel oder Rattenfänger verwendet. Andererseits akzeptieren manche christliche Gelehrte wie der holländische Theologe Reender Kranenborg das Wort Guru für Jesus.
In westlichen Ländern hat das Wort einen negativen Beigeschmack bekommen, wahrscheinlich wegen der Bekanntheit von mehreren selbst ernannten "Gurus" in den USA, während der New Age Bewegung in den 1960er und 1970er (wie z.B. Osho), welche Hindu Terminologie gebrauchten ohne viel mit der Hauptströmung des Hinduismus gemeinsam zu haben. Doch auch wegen eher traditioneller Gurus, welche in Bezug auf das Zölibat und Luxus nicht das lebten, was sie lehrten. Sie stellten sich als Scharlatane, als Geschäftsleute, die behaupteten, Heilige zu sein, als Führer einer Sekte oder einer Kombination davon heraus.
Der Ausdruck "Guru" hat sogar eine noch weiter metaphorische Anwendung gefunden. In der Hacker-Kultur ist ein Guru ein legendärer Experte, fast synonym mit einem "Zauberer". Darüber hinaus schließt die Nutzung des Begriffs in diesem Zusammenhang ein, eine beständige Wissensquelle für andere zu sein. Weniger oft werden andere Experten in anderen Bereichen damit bezeichnet (mit einer weiteren Kennzeichnung), wie beim "VMS Guru". (Diese Definition ist dem Jargon File entnommen.)
[Bearbeiten] Anziehungskraft von Gurus
Es gibt verschiedene Gründe warum Leute von Gurus angezogen werden. Der häufigste ist, dass Leute nach dem Sinn des Lebens suchen und von traditionellen Religionen (und Philosophien) desillusioniert sind. Gurus liefern Antworten für den Sinn des Lebens, oftmals frei von philosophischem Intellektualismus. Gurus bieten ein Glaubenssystem an, das Erfüllung und Bestimmung und bisweilen ein friedliches, glückliches Leben verspricht. Viele Gurus behaupten, dass sie Menschen näher zu Gott bringen können, Erleuchtung ermöglichen, oder helfen ein gutes Karma und die entsprechende nächste gute Inkarnation zu bekommen.
Ein weiterer, finsterer und weniger verbreiteter Grund ist jener, das der Gehorsam gegenüber einem Guru einen selbst von der Last der Freiheit (der Wahlfreiheit) "befreit".
[Bearbeiten] Gewöhnliche Charakterzüge und Wesensmerkmale eines echten Gurus
Der britische Professor der Psychiatrie Anthony Starr argumentiert in seinem Buch Feet of Clay - A Study on Gurus, dass Gurus (nicht im hinduistischen Sinne des Wortes) einige Charakterzüge miteinander teilen (z.B. ein Einzelgänger ohne Freunde zu sein), und dass manche von ihnen an einer leichten Form der Schizophrenie leiden. Er legt dar, dass das Glaubenssystem, an dem Gurus festhalten, in manchen Fällen während einer Periode der Psychose entwickelt wurde. So entspricht es dem Verstand und der Wahrnehmung des Gurus. Das Glaubenssystem bleibt nach der Psychose bestehen.
Starr schrieb in seinem Buch ebenso, dass jene Gurus, die eloquent sind, mit größerer Wahrscheinlichkeit unberechenbar und gefährlich sind. Der Gelehrte David C. Lane schrieb, dass ein Scharlatan, der Menschen betrügt, nicht so gefährlich sei wie ein Guru, der tatsächlich an seine Wahnvorstellungen glaubt. Je größer die Behauptungen eines Gurus sind, desto größer ist die Chance, dass er ein Scharlatan ist oder getäuscht wurde. Die Geschichte von verschiedenen Gurus, Religionen, Sekten und neuen religiösen Bewegungen hat gezeigt, dass die Frage, wie man die Echtheit eines Gurus bewertet, schwierig ist, besonders dann, wenn der Guru noch jung ist. Diese Frage ist im Wesentlichen unbeantwortet. Die Faustregel, die Jesus dazu gab, lautet, einen Propheten anhand seiner Früchte zu beurteilen. Diese Regel ist nur bedingt anwendbar, da zuvor bekannt sein muss, was als gut und was als schlecht zu bewerten ist, und es niemandem möglich ist, alle Handlungen und deren Folgen eines Gurus zu kennen.