Halluzinogen
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Als Halluzinogene werden Substanzen bezeichnet, die mehr oder minder ausgeprägte Veränderungen der visuellen, akustischen oder haptischen Wahrnehmung hervorrufen (siehe Halluzination), gleichzeitig aber nur im untergeordneten Maß stark ausgeprägte geistige Verwirrung, tiefgreifenden Gedächtnisverlust und grobe Desorientiertheit in Bezug auf Personen, Raum und Zeit hervorrufen. Halluzinogene werden damit abgegrenzt von den Delirantien sowie von den Dissoziativa. Eine weitere Abgrenzung besteht gegenüber den Oneirogenen (traumerzeugenden Substanzen), z.B. Harmalin.
Zu den potentesten Halluzinogenen gehören LSD und Salvinorin A, zu den wirkkräftigsten das DMT.
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[Bearbeiten] Historische Begriffsentwicklung
Der Begriff Halluzinogen stimmt zwar nicht überein mit seiner buchstäblichen Wortbedeutung, etablierte sich aber im kulturellen Sprachschatz und wurde, nachdem er sich eingebürgert hatte, nicht mehr umbenannt.
[Bearbeiten] Bedeutungsähnliche Begriffe
Halluzinogene zählen also zu den psychoaktiven Substanzen. Die Begriffe Psychotomimetika (s.a. Modellpsychose), Psychodysleptika bzw. Entheogene werden gebraucht, um bestimmte Aspekte von Halluzinogenen hervorzuheben, oder sind stilistisch kennzeichnend für eine historische Episode oder spiegeln weltanschauliche Züge wider. Der Begriff wird manchmal synonym zu Psychedelikum gebraucht.
[Bearbeiten] Eigenschaften
[Bearbeiten] „Klassische“ Halluzinogene
[Bearbeiten] Chemisch-strukturelle Aspekte
Die serotonerg wirkenden „klassischen“ Halluzinogene entstammen vorwiegend folgenden Strukturklassen: Tryptamine, Ergoline, kernsubstituierte Phenethylamine und Amphetamine. Im Jahr 2006 wurde erstmalig gezeigt, dass N-Substitution an Phenylethylaminen nicht zwangsläufig mit Affinitätseinbußen einhergehen muss: N-Benzyl-Analoga von 2C-I sind extrem affine h5-HT2AR-Agonisten.[1]
[Bearbeiten] Pharmakologische Aspekte
Es ist der 5-HT2A-Rezeptor, der für den Wirkmechanismus der „klassischen“ Halluzinogene von zentraler Bedeutung ist. Die bisherige Einteilung in Agonist / Antagonist bzw. die Angabe/Ermittlung der intrinsischen Aktivität basierte auf dem Grad der Aktivierung des Enzyms PLC („PI-turnover“). Jedoch korreliert die PLC-Aktivierung allein nicht gut mit der subjektiv erlebten halluzinogenen Wirkstärke. So hat LSD – ein starkes Halluzinogen – hier nur eine schwache Efficacy von 22% (Serotonin=100%). Daher haben möglicherweise andere Phospholipasen für die Halluzinogenesis substanziellere Bedeutung (PLA2, PLD).[2] [3]
Die Bindung an bestimmte weitere Serotonin-Rezeptoren oder Dopamin-Rezeptoren wirkt modulierend: additiv bzw. synergistisch potenzierend.
[Bearbeiten] Subjektives Erleben
Die Wahrnehmungsveränderung kann sich in einer verstärkten Farbwahrnehmung oder auch der Wahrnehmung komplexer Muster in phantastischen Farben, Strukturen und Formen äußern. Bekannt sind auch Synästhesien, das sind Vermischungen von Sinneseindrücken, wie etwa gehörte Farben oder geschmeckte Töne.
[Bearbeiten] Prominente Einzelstoffe
Einige „klassische“ Halluzinogene sind LSD, DMT, Psilocin, Meskalin und DOM.
[Bearbeiten] Weitere Stoffe
Ein Halluzinogen, das sich von den vorgenannten in seiner Pharmakologie sehr deutlich abhebt, ist das Salvinorin A, aus der Salbei-Art Salvia divinorum. Cannabis und Ecstasy (MDMA) werden mitunter den Halluzinogenen zugerechnet, wenn auch die Wahrnehmungsveränderungen hier im Vergleich zu den oben genannten Substanzen geringer sind, bzw. sich pharmakologisch unterscheiden.
[Bearbeiten] Siehe auch
Wiktionary: Halluzinogen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
[Bearbeiten] Literatur
- Hanscarl Leuner, Halluzinogene, Psychische Grenzzustände in Forschung und Psychotherapie, Verlag Hans Huber, Bern, ISBN 3-456-80933-6
[Bearbeiten] Referenzen
- ↑ Braden MR et al. (2006): „Molecular interaction of serotonin 5 HT2A receptor residues Phe339(6.51) and Phe340(6.52) with super-potent N-benzyl phenethylamine agonists“, Mol.Pharmacol., Vol.25. pdf-Volltext
- ↑ D.E. Nichols (2004), „Hallucinogens“, Pharmacol. Ther., Vol. 101, 131-81 (S. 143) (pdf-Volltext)
- ↑ D.M. Kurrasch-Orbaugh et al. (2003): „Serotonin 5-Hydroxytryptamine2A Receptor-Coupled Phospholipase C and Phospholipase A2 Signaling Pathways Have Different Receptor Reserves“, Pharm. Exp. Ther., Vol. 304 (1), 229-237 Volltext
[Bearbeiten] Weblinks
- Zur Pharmakologie „klassischer“ Halluzinogene:
- Harel Weinstein (2006), Hallucinogen Actions on 5-HT Receptors Reveal Distinct Mechanisms of Activation and Signaling by G Protein-coupled Receptors, AAPS 7 (4), E872-84 (engl.)
- David E. Nichols (1998), The Medicinal Chemistry of Phenethylamine Psychedelics, Heffter Review, Vol 1, 40-45 (pdf, engl.)
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