Heilig Kreuz-Kirche (Gladbeck)
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Die Heilig Kreuz-Kirche ist die im neoromanischen Stil errichtete und nach dem Heiligen Kreuz benannte römisch-katholische Kirche von Gladbeck-Butendorf im Bistum Essen, Kreis Recklinghausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland.
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[Bearbeiten] Vorgeschichte
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts hatte die Industrialisierung und Bevölkerungsentwicklung des nördlichen Ruhrgebietes Größenordnungen erreicht, die eine deutliche Veränderung kirchlicher Strukturen notwendig machte. Daher wurden in St. Lamberti, der bislang einzigen Pfarrei Gladbecks, neue Seelsorgsbezirke ausgewiesen, welche später zu selbständigen Kirchengemeinden werden sollten. Für den Ortsteil Butendorf beschloss der Kirchenvorstand von St. Lamberti am 23. Mai 1910 die Errichtung einer neuen „Kultusstätte“, wie es im damaligen Protokollbuch hieß. Am 28. April 1915 erfolgte die Kirchweihe durch Weihbischof Theodor Kappenberg aus Münster.
Am 1. Dezember 1916 wurde der neue Seelsorgsbezirk durch den Bischof von Münster, Johannes Poggenburg, zur kanonischen Pfarrei erhoben.
[Bearbeiten] Baugeschichte
Der Kölner Architekt Otto Müller-Jena schuf in den Jahren 1912 bis 1914 einen für einen Vorort vergleichsweise monumentalen Bau, zu dessen Konzeption er sich nach eigenem schriftlichem Zeugnis von frühromanischen Bauten inspirieren ließ. Bislang nur durch den Entwurf und Bau von Industrie- und Wohnbauten hervorgetreten, errichtete Müller-Jena über einem basilikalen Langhaus mit zwei niedrig gelagerten Seitenschiffen und einem kurzen Querhaus ein mächtiges zehneckiges Kuppeldach (Dekagon) mit einem Kranz von Oberlichtfenstern, wobei ihm vor allem die Kirche St. Gereon in Köln als Vorbild diente. An das nördliche Querschiff schließt sich ein nahezu freistehender, 46 Meter hoher Glockenturm (Campanile) an, der mittels einer fünfbogigen Vorhalle zum angegliederten Pfarrhaus überleitet. Dieses in sich geschlossene und weithin sichtbare Ensemble gewinnt für den Ortsteil Butendorf einen städtebaulich einzigartig prägenden Charakter, zumal die ursprünglich ebenfalls signifikanten Großbauten der Zechenanlagen Moltke 1/2 und Moltke 3/4 nach der Einstellung der Kohleförderung im November 1970 abgerissen worden sind. Als eines der Wahrzeichen der Stadt Gladbeck steht die Heilig Kreuz-Kirche seit 1998 unter Denkmalschutz.
[Bearbeiten] Glasfenster
Allein das südliche Querschiff hatte mit der Errichtung der Kirche farbig gestaltete Fenster erhalten. 1914 schuf die „Päpstliche Hof-Glasmalerei W. Derix“ in Goch und Kevelaer unterhalb der beiden großen Rosetten vier Fenster mit den Bildern der vier Evangelisten, die seinerzeit trotz ihrer geringen Größe eine hochstehende künstlerische Leistung darstellten. Diese Fenster hatten den Zweiten Weltkrieg trotz einiger Beschädigungen überstanden und fielen erst den Umgestaltungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zum Opfer. Seitdem weist die Heilig Kreuz-Kirche keine gestalteten Fenster mehr auf.
[Bearbeiten] Glocken
Am 4. März 1914 wurden durch Pfarrer Johann Heinrich Buck von St. Lamberti drei Glocken geweiht, die von der renommierten Firma Franz Otto in Bremen-Hemelingen gegossen worden waren. Diese Glocken waren nach dem Heiligen Kreuz, Sankt Georg und der Gottesmutter Maria benannt und klangen auf die Töne „d“, „e“ und „g“. Bereits im Juli 1917 mussten die beiden erstgenannten Glocken zwecks Kriegsverwendung abgegeben werden. Zu Pfingsten 1924 wurden zwei neue Glocken geliefert, die wiederum von der Firma Franz Otto in Bremen-Hemelingen auf die Töne „d“ und „e“ gegossen worden waren. Die noch vorhandene dritte Glocke wurde gegen eine neue auf den Ton „fis“ eingetauscht. Auch im Zweiten Weltkrieg mussten zwei Glocken zur Kriegsverwendung abgegeben werden, für die zu Ostern 1949 Ersatz besorgt werden konnte. Das Gussstahlwerk Bochumer Verein fertigte drei Stahlglocken in den Tönen „h“, „d“ und „e“, die bis heute mit der noch erhaltenen Glocke in „fis“ das Geläut der Heilig Kreuz-Kirche bilden.
[Bearbeiten] Stiftung
Noch bevor im Jahre 2004 die Finanzmisere des Bistums Essen offenbar wurde, hatten sich die Verantwortlichen der Heilig Kreuz-Kirche um Alternativlösungen für die Unterhaltung und den Erhalt der Kirche bemüht. Nach rund zweijährigen Vorbereitungen gründete auf Betreiben von Pfarrer Brachthäuser der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Heilig Kreuz am 13. April 2003 die „Heilig Kreuz-Stiftung“, die am 16. Mai 2003 vom Münsteraner Regierungspräsidenten Dr. Jörg Twenhöven ihre Anerkennung erhielt. Wesentliches Ziel dieser Stiftung ist die Förderung des Gottesdienstes in der denkmalgeschützten Heilig Kreuz-Kirche und deren wirtschaftliche Unterhaltung.
Die „Heilig Kreuz-Stiftung“ war die erste neuere Stiftung dieser Art im Bistum Essen und weit darüber hinaus. Wesentliches Merkmal ist, dass für den Aufbau des Stiftungskapitals nicht auf Kirchenvermögen zurückgegriffen wurde, sondern dass dieses Stiftungskapital allein aus Spenden zusammengetragen wurde.
[Bearbeiten] Leitende Geistliche
- 1917 - 1945: Pfarrer Josef Grünefeld
- 1945 - 1958: Pfarrer Josef Niehoff
- 1958 - 1973: Pfarrer Josef Schäpers
- 1973 - 1998: Pfarrer Johannes Buchem
Am 25. Januar 2007 wurde auf der Konferenz der Stadtdechanten des Bistums Essen der "Stellenplan 2009" vorgestellt, aus dem hervorgeht, dass mittelfristig die Gemeinde Heilig Kreuz ohne eigenen Geistlichen auskommen soll. Dieser Stellenplan ist allerdings von Bischof Genn noch nicht verabschiedet und veröffentlicht worden, da es offenbar noch Klärungsbedarf gibt.
[Bearbeiten] Literatur
- van Aken, Johannes (Hrsg.): Festschrift zur Einweihung der Kirchen zum Hl. Herzen Jesu und zum Hl. Kreuze in Gladbeck. Alfons Theben, Gladbeck i. W., 1914.
- Braczko, Peter: Gladbeck. Stadt-Bild-Verlag, Leipzig, 2007, S. 24f. und S. 27.
- Dohmen, Heinz (Hrsg.): Abbild des Himmels. Tausend Jahre Kirchenbau im Bistum Essen. Hoppe + Werry, Mülheim a. d. Ruhr, 1977, S. 154 - 156.
- Festschrift 75 Jahre Pfarrgemeinde Heilig Kreuz Gladbeck-Butendorf. Gladbeck 1991.
- Müller-Jena, Otto: Moderne Bauformen. In: Monatshefte für Architektur und Raumkunst, Jg. 14, Stuttgart, 1915, S. 401-428.
- Parent, Thomas: Das Ruhrgebiet. Vom "goldenen" Mittelalter zur Industriekultur. DuMont-Verlag, Köln, 2000, S. 244f.
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 51° 33' 34" N, 7° 0' 4.50" O