Hemmschuh
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Ein Hemmschuh, oft auch Bremsschuh oder Radschuh genannt, ist ein Gerät zum Abbremsen von Fahrzeugen. Er wird zwischen Rad und Boden oder Schiene platziert, um durch die entstehende Reibung den Wagen zu bremsen.
[Bearbeiten] Hemmschuhe bei der Eisenbahn
Hemmschuhe werden beim Rangieren von Eisenbahnwagen verwendet, hier in erster Linie im Abstoß- und Ablaufverfahren. Der Hemmschuh besteht aus Metall. Seine Unterseite muss auf das Profil der Schiene passen, auf der er verwendet werden soll. Aus diesem Grund gibt es mehrere Hemmschuhformen für die verschiedenen Schienenprofile. Der Hemmschuh besitzt eine Sohle mit einer nach vorne abgeflachten Zunge und seitlich angebrachter Führungsleiste. Auf der Sohle ist der Bock mit der Kappe und einem Handgriff befestigt.
Der Hemmschuhleger legt den Hemmschuh vor dem heranrollenden Eisenbahnwagen in ausreichendem Bremswegabstand auf eine der beiden Schienen vor der Stelle auf, an der er den Eisenbahnwagen anhalten will – z. B. vor im Gleis stehenden Eisenbahnwagen oder vor einem Gleisabschluss. Um Schäden an Fahrzeugen und Ladung zu vermeiden, muss er den zur Verfügung stehenden Bremsweg richtig einschätzen, wozu viel Erfahrung gehört. Ein Rad des aufzuhaltenden Eisenbahnwagens rollt über die Zunge auf die Sohle und stößt an den Bock mit der darauf befestigten Kappe. Über die starre Achse des Eisenbahnwagens wird das Rad, das auf dem Hemmschuh aufsitzt, von dem Rad auf der anderen Fahrzeugseite weiter gedreht, sodass infolge der Reibung zwischen Rad, Sohle und Kappe eine Bremswirkung entsteht; der Hemmschuh kann sich dabei sehr stark erwärmen. Um eine optimale Bremswirkung zu erreichen, muss der Hemmschuh richtig gepflegt sein; sowohl die Sohle als auch die Kappe müssen regelmäßig geschmiert werden. Es gilt zu verhindern, dass die Achse blockiert und die Bremswirkung dadurch geringer wird. Bei schlüpfrigen Schienen, etwa bei leichtem Schneefall, Nieselregen, Glatteis, Rauhreif oder dichtem Nebel werden Sohle und Schiene zur Erhöhung der Reibungswerte mit etwas Sand bestreut.
Unter bestimmten Bedingungen dürfen Hemmschuhe auch zum Sichern stehender Schienenfahrzeuge verwendet werden.
Siehe auch: Rangierbahnhof, Rangieren
[Bearbeiten] Hemmschuhe bei Pferdekutschen
Hemmschuhe wurden früher bei von Pferden gezogenen Kutschen verwendet. Da die Bremswirkung der damals üblichen Schleifbremsen wie auch die Bodenhaftung der eisenbereiften Wagenräder nicht ausreichte, um den Wagen auf langen Steilstrecken ausreichend zu bremsen, legten die Kutscher einen an der Achse oder dem Langbaum des Fuhrwerks befestigten Hemmschuh vor das rechte Hinterrad, um das Gespann zu bremsen. Heutige Kutschen sind überwiegend mit Scheibenbremsen oder Trommelbremsen und gummierten Radflächen ausgerüstet, deren starke Reibung und Bremswirkung den Hemmschuh obsolet macht.
Fahrer historischer Kutschen mit eisenbereiften Holzrädern verwenden heute meist den für asphaltierte Straßen konstruierten Wielandschen Hemmschuh, bei dem unter der Metallkonstruktion ein meist aus Birkenholz gefertigter Holzkeil eingelegt wird, der auf dem Asphalt für Reibung sorgt. Auf längeren Passabfahrten mit schweren Kutschen müssen diese Keile oft mehrfach ersetzt werden.
Gemäß StVZO (§65 Abs.3) dürfen Hemmschuhe „nur als zusätzliche Hilfsmittel und nur dann verwendet werden, wenn das Fahrzeug mit einer gewöhnlichen Bremse nicht ausreichend gebremst werden kann“.
Bei Friedenfels in der Oberpfalz (Steinwald) steht an einer steilen Gebirgsstraße eine Jahrhunderte alte Steinsäule mit der Aufforderung, Radschuhe anzulegen. (Radschuhsäule).
Siehe auch: Fahrsport, Kutsche
[Bearbeiten] Hemmschuhe als Redensweise
Die Bezeichnung "Hemmschuh" wird für etwas benutzt, das eine Entwicklung bremst, verlangsamt oder behindert.