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Kutsche - Wikipedia

Kutsche

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Hansom Cab
Hansom Cab

Eine Kutsche ist ein gefedertes Fuhrwerk, also ein gefederter von Zugtieren gezogener Wagen. Eine Kutsche kann ein- oder zweiachsig sein. Gezogen werden Kutschen fast nur von Pferden, wobei es Einspänner und Mehrspänner gibt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Wortursprung

Das Wort Kutsche leitet sich vom ungarischen Kocsi ab. Kocsi bedeutet „aus Kocs“, dem Ort, wo die ersten Kutschen hergestellt wurden.

[Bearbeiten] Geschichte

Haflingergespann mit Kutsche
Haflingergespann mit Kutsche

Schon die Römer benutzten zumindest ab dem 2. Jahrhundert nach Chr. gefederte Reisewagen [1]. Die Technik ging aber mit dem Niedergang der Antike offensichtlich verloren. Im 15. Jahrhundert wurde die Federung im ungarischen Kocs erneut erfunden. In vielen Sprachen nach diesem Erfindungsort benannt, breitete sich der komfortable Kutsch-Wagen über ganz Europa aus. Von da an wurde an den Kutschen stetig verbessert, was immer die Entwicklung der Technik hergab.

Eine ganze Reihe von Berufen war im Kutschenbau engagiert: z. B. Stellmacher, Schreiner, Lackierer, Linierer u. v. a.

Kutschen waren auch stets ein Statussymbol, das aber nicht nur durch den Wagen selbst, sondern durch die ganze Equipage ausgedrückt wurde.

Moderner Buggy, von einem Friesen gezogen
Moderner Buggy, von einem Friesen gezogen

Kutschen waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts das Reisemittel für Überlandreisen schlechthin. Die wohlhabende, britische Familie der Krankenpflegepionierin Florence Nightingale unternahm beispielsweise 1837 bis 1838 eine Reise auf den europäischen Kontinent, für die William Edward Nightingale eine sechsspännige Reisekutsche fertigen ließ, die neben der vierköpfigen Familie Nightingale auf dem Dach der Kutsche auch Raum für zwei Dienstmädchen, einen Diener und einen Boten bot. Erst die Entwicklung des Automobils ließ die Kutsche langsam aus dem Straßenbild verschwinden.

In vielen Ländern ist die Kutsche nach wie vor ein wichtiges Transportmittel. Heute wird Gespannfahren in Mitteleuropa fast nur noch als Hobby oder Sportart ausgeübt. Im offiziellen Fahrplan der Schweiz existiert jedoch weiterhin eine Kutschenlinie (zwischen Pontresina und Roseggletscher).

[Bearbeiten] Von der Kutsche zum Automobil

Reklame einer Kutschenfabrik in Sachsen, 1882
Reklame einer Kutschenfabrik in Sachsen, 1882

Am 8. März 1886 bestellte der Automobilpionier Gottlieb Daimler eine Kutsche der Bauart "Americain" bei Wilhelm Wimpff & Söhne in Stuttgart, die im August 1886 ausgeliefert wurde. Ursprünglich als Geschenk für seine Frau Emma gedacht, „endete“ sie, nachdem Daimler dort einen Motor eingebaut hatte, als das erste vierrädrige Automobil.

[Bearbeiten] Unterscheidungsmerkmale

Kutschen wurden früher von Manufakturen individuell nach Bestellung des Kunden gebaut. Erst ganz am Ende der Ära der Kutschen wurden zumindest Einzelteile industriell hergestellt. Daher sind historische Kutschen stets Unikate. Auch die verschiedenen Wagentypen sind daher nicht mit den heutigen Modellen der Automobilindustrie vergleichbar.

Hier dennoch einige Merkmale um eine Kutsche klassifizieren zu können:

  • Anzahl Achsen: 1-achsig z.B. der Gig, das Hansom Cab oder der Sulky.
  • Stadtanspannung oder Landanspannung
  • Selbstfahrer oder vom Kutscher zu fahren: Der Selbstfahrer wird vom Besitzer des Wagens selbst gefahren. Erkennbar an der Ausstattung des Fahrersitzes. Typischer Selbstfahrer: Der Phaeton. Bei einigen Viktoria Kutschen gibt es die Möglichkeit den Bocksitz abzumontieren und damit zum Selbstfahrer umzuwandeln.
  • Sitzanordnung der Passagiere: Z.B. Dos-a-dos (Rücken an Rücken) oder Vis-a-Vis.
  • Verdeck: Offene Wagen, Baldachin, Klappverdeck (z.B. beim Landauer), festes Dach (z.B. die Berline).
  • Verwendungszweck: Z.B. für das Gelände oder zum Dressurfahren usw.
  • Die Bremsen
    • In Gegenden mit wenigen Steigungen findet man noch heute Kutschen ohne Bremsen. Die Zugtiere können den Wagen selbst über die Aufhalter oder ein Hintergeschirr abbremsen.
    • Hemmschuhe (auch: Bremsschuhe) wurden vor allem im Gebirge zum Bremsen auf längeren Abfahrten verwendet
    • Bergbremse (verhindert das Bergabrollen der Kutsche)
    • Backenbremsen
    • Scheibenbremsen sind in modernen Kutschen üblich.
  • Der Bremshebel
    • Zugbremse (ähnlich der Handbremse beim Auto)
    • Druckbremse (eine Handbremse zum nach vorne Drücken)
    • Spindelbremse (zum Kurbeln)
    • Handradbremse
    • Fußbremse (bei den meisten modernen Kutschen)
  • Die Art der Federung

Die Federung unterscheidet die Kutsche vom Wagen, die Ausführung zeigt den Fortschritt der Technik, aber auch den Stand an (siehe auch: Equipage). Die Federung macht den Transport von Personen bequemer und sicherer. Das Ziehen wird den Zugtieren erleichtert.

    • Die Aufhängung des Wagenkastens auf vier Pfosten mittels eines Lederriemens war die erste Form der Federung. Die Pfosten wurden später durch Blattfedern und schließlich Federpakete ersetzt.

Typische Federformen:

    • S-Form und C-Form
_           _
 \           \
  \_        _/


    • Elliptische Federn mit den Untertypen:
      • Einfache elliptische Feder
      • Doppelelliptikfeder
      • Halbelliptikfeder (auch Dreiviertelelliptikfeder genannt)
           _______   ____
________  /       \ /
\______/  \_______/ \________/
      • Bügel-C-Feder ** Einige moderne Kutschen haben eine Luftfederung. (z.B. für Geländefahrten).
  • Die Anordnung der Federn am Wagengestell:
    • Eine Feder pro Rad
    • Denuett-Federung. 1 zusätzliche Feder pro Achse verbindet die primären Federn.
    • Parallelogramm-Federung. 4 Federn pro Achse. Zwei zusätzliche Federn verbinden die primären Federn quer zur Wagenrichtung.
  • Spezielle Ausstattungen:
    • In den Wagenkasten integrierte Box mit Lüftungsschlitzen um Hunde sicher unterzubringen (die Dog Box).
    • Wildfang um erlegtes Wild zu transportieren (Kennzeichen des Jagdwagens).

[Bearbeiten] Kutschentypen

  • Berline: Ähnlich wie der Landauer, aber mit festem Dach.
  • Break: Schwerer Wagentyp zum Einfahren junger Pferde.
  • Buggy
  • Carruca (Römischer Wagen)
  • Coupé: vierrädrige Kutsche mit zwei Sitzplätzen in einer Kabine, bei welcher der Fahrer weit vorn und außerdem draußen saß.
  • Dog Cart: Offener zweirädriger Einspänner. Im Wagenkasten ist ein verschließbarer Raum/Fach für Hunde integriert.
  • Duc
  • Gig
  • Jagdwagen: Am Heck ist ein Fang zum Ablegen von erlegtem Wild montiert.
  • Kremser
  • Landauer
  • Marathonwagen
  • Omnibus
    Offener einspänniger Viersitzer (Kuba)
    Offener einspänniger Viersitzer (Kuba)
  • Parkwagen
  • Phaeton
    • Spider-Phaeton: Leichte Ausführung eines Phateon.
    • Stanhope-Phaeton
  • Planwagen
  • Postkutsche
  • Sjees
  • Sulky
  • Viktoria
  • Vis a Vis
  • Wagonette

[Bearbeiten] Museen

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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