Herbert Gerigk
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Herbert Gerigk (* 2. März 1905 in Mannheim; † 20. Juni 1996 in Dortmund) war ein deutscher nationalsozialistischer Musikwissenschaftler.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
1932 habilitierte Herbert Gerigk mit einer Arbeit über Giuseppe Verdi. Es war die erste bedeutende musikwissenschaftliche Gesamtdarstellung Verdis in Deutschland, erschienen in der Reihe „Die großen Meister der Musik“.
Gerigk arbeitete in der Zeit des Nationalsozialismus als „Leiter der Hauptstelle Musik beim Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP“ im Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR). Er erlangte traurige Berühmtheit durch die Veröffentlichung des „Lexikon der Juden in der Musik“, eines antisemitischen Machwerks, das er in Zusammenarbeit mit Dr. Theophil Stengel, Referent der Reichsmusikkammer, herausgab. Das Nachschlagewerk sollte Veranstalter von der „versehentlichen“ Aufführung von Werken „jüdischer“ und „halbjüdischer“ Komponisten abhalten, alle jüdischen Musikausübenden erfassen, hauptsächlich aber fest in der deutschen Musiktradition stehende Größen wie etwa Felix Mendelssohn Bartholdy und Gustav Mahler durch Lügen und bewusst falsche Quellenauslegung diffamieren und abwerten.
Nach dem Krieg stand seine Nazi-Vergangenheit zwar einer akademischen Laufbahn entgegen; er war jedoch bei den Dortmunder Ruhr-Nachrichten als Musikkritiker tätig.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen
- Musikgeschichte der Stadt Elbing, Elbinger Jahrbuch, 1929, H. 8
- Giuseppe Verdi (in der Reihe „Die großen Meister der Musik“), Athenaion, Potsdam 1932
- Vergreisung oder „Fortschreitende Entwicklung“?. Bemerkungen zum Hamburger Musikfest 1935. In: Die Musik, XXVII/10 (Juli 1935), S. 721–727
- Meister der Musik und ihre Werke, Verlag Rich. Bong, Berlin 1936
- Das Ende des Allgemeinen Deutschen Musikvereins, in: Die Musik, XXIX/10 (Juli 1937), S. 696–702
- Puccini (in der „Schriftenreihe des Amtes Kulturgemeinde der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude“), M. Hesse, Berlin
- Lexikon der Juden in der Musik, mit Theophil Stengel, Verlag Bernhard Hahnefeld, Berlin 1943
- Fachwörterbuch der Musik (in der Reihe „Keysers Nachschlagewerke“), Keyser, München 1966
- Neue Liebe zu alten Schriften. Vom Autogrammjäger zum Autographensammler, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1974
[Bearbeiten] Literatur
- Eva Weissweiler: Ausgemerzt! Das Lexikon der Juden in der Musik und seine mörderischen Folgen. Dittrich, Köln 1999, ISBN 3-920862-25-2 (enthält neben einer Entstehungs- und Wirkungsgeschichte eine Faksimileausgabe des Lexikons)
- Willem de Vries: Sonderstab Musik. Organisierte Plünderungen in Westeuropa 1940-45. Dittrich, Köln 1998, ISBN 3-920862-18-X
[Bearbeiten] Weblinks
- „Die Vorarbeiter zum Tode“ in der FAZ, 24. Januar 2000, S. 55
- Musik und Rassismus (Dr. Gisela Probst-Effah)
- Musikwissenschaft in NS-Deutschland und ihre vergangenheitspolitische Bewältigung (Thomas Phleps)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Gerigk, Herbert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Musikwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 2. März 1905 |
GEBURTSORT | Mannheim |
STERBEDATUM | 20. Juni 1996 |
STERBEORT | Dortmund |