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Hermann Oberth - Wikipedia

Hermann Oberth

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Hermann Oberth 1961
Hermann Oberth 1961

Hermann Oberth (* 25. Juni 1894 in Hermannstadt, Siebenbürgen, Rumänien); † 28. Dezember 1989 in Nürnberg), deutscher Physiker, gilt als Begründer der wissenschaftlichen Raketentechnik, der Weltraumfahrt sowie der Weltraummedizin.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Schon als Jugendlicher ein begeisterter Leser der futuristischen Romane von Jules Verne, die ihm sein Vater geschenkt hatte, begann sich Oberth bereits während seiner Gymnasialzeit mit raketen- und raumfahrttheoretischen Problemen zu befassen. So konnte er durch physikalisch-mathematische Überlegungen nachweisen, dass eine „Reise zum Mond“ mit einer wie bei Jules Verne verwendeten Kanone, durch welche die Mondreisenden zum Mond geschossen werden, nicht möglich sei, da die Reisenden den gewaltigen Anpressdruck beim Abschuss nicht überleben würden. Stattdessen kam Oberth bald zu dem Schluss, dass eine solche Reise nur mit einer Rakete zu realisieren wäre. (Eine Rakete wird in einem anderen Roman von Verne beschrieben.)

Da sein Vater Dr. Julius Oberth Arzt war, wurde in Oberth auch schon früh das Interesse an medizinischen Problemen geweckt. In seinen Erinnerungen beschreibt Oberth, wie er als Gymnasiast im öffentlichen Bad seiner Heimatstadt Schäßburg (Siebenbürgen), in der er seit seinem zweiten Lebensjahr mit den Eltern lebte, Sprünge vom Sprungbrett unternahm, um dem Gefühl der Schwerelosigkeit nahezukommen.

[Bearbeiten] Studium der Medizin und Physik

Im Anschluss an seine Reifeprüfung im Jahr 1912 begann er auf Wunsch seines Vaters, der Chirurg war, ein Studium der Medizin in München und nahm ab 1914 am Ersten Weltkrieg teil. Nach einer Verwundung an der Ostfront stand er als Sanitätsfeldwebel im Lazarett in Schäßburg im Einsatz. 1918 heiratete er Maria Hummel, die ihm vier Kinder gebar. Im Herbst desselben Jahres setzte er sein Medizinstudium an der Universität Budapest fort. Oberth musste nach einer schweren Krankheit freilich feststellen, dass Medizin nicht seinen eigentlichen Interessen entsprach. Daher begann er 1919 ein Studium der Physik an der Technischen Universität Klausenburg, das er in München, Göttingen und Heidelberg fortsetzte. 1922 wurde seine Heidelberger Dissertation, in der er sich mit Raumfahrt beschäftigte, abgelehnt, da es keinen ausgewiesenen Experten zu diesem Thema gab. So reichte er sein Manuskript als Diplomarbeit in Klausenburg ein und bestand 1923 das Staatsexamen. Danach arbeitete er mit Unterbrechungen von 1923 bis 1938 als Gymnasiallehrer in seiner Heimat Siebenbürgen.

[Bearbeiten] Technische Entwürfe

1917 entwarf er eine mit Ethanol und Sauerstoff betriebene Rakete. In seinem 1923 erschienenen Buch Die Rakete zu den Planetenräumen, das eine Kompilation seiner bis dato erarbeiteten Grundlagen und Theorien zur Raketentechnik und Weltraumfahrt darstellt, beschreibt Oberth nahezu alle wesentlichen Elemente zum Bau von mit Flüssigtreibstoff angetriebenen Groß- und Mehrstufenraketen.

Seine bekanntesten Werke wurden Die Rakete zu den Planetenräumen (1923) und Wege zur Raumschiffahrt (1929). Darin stellte er auch das von ihm erfundene Ionentriebwerk vor.

[Bearbeiten] Grundlagenarbeit

Oberths Arbeiten bildeten die Grundlage für die erste Generation von deutschen Raketentechnikern und Raumfahrtpionieren: Wernher von Braun, der ab 1929 mit Oberth zusammenarbeitete, Eugen Sänger, Ernst Stuhlinger, Helmut Gröttrup, Walter Thiel und viele andere mehr. Diese Spezialisten und die Ergebnisse aus dem deutschen V2-Programm wiederum begründeten nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA und UdSSR die dortige Großraketentechnik, die zur Weltraumfahrt führen konnte.

Oberth war Mitglied im 1927 gegründeten Verein für Raumschiffahrt (VfR) und knüpfte dort Kontakte zu anderen Vordenkern der Raketentechnik, wie etwa Rudolf Nebel und Walter Hohmann. 1929 und 1930 war Oberth der 1. Vorsitzende des VfR. Bei Fritz Langs visionärem Film Frau im Mond (1929) wirkte er zusammen mit Rudolf Nebel als wissenschaftlicher Berater mit. Der Start einer Rakete zur Premiere misslang jedoch.

[Bearbeiten] Endgültige Anerkennung und Einsatz in der Raketentechnik

1938 erhielt Oberth einen Forschungsauftrag von der Technischen Universität Wien, wo auf seine Anregung hin 1940 ein Raketenversuchsplatz in Felixdorf entstand. Im selben Jahr wechselte er an die Technische Hochschule Dresden und erhielt im folgenden Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft. Von 1941 bis 1943 arbeitete Oberth unter dem Decknamen Fritz Hann an der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde, wo er auch in geringem Maße an der Entwicklung der V2 beteiligt war. Oberth kritisierte das V2-Programm, da dieses aus seiner Sicht den gewünschten militärischen „Nutzen“, in Relation zu dem nötigen enormen Produktionsaufwand, nicht erzielen konnte. 1943 gelangte er nach Reinsdorf, wo er bis Kriegsende blieb, und an einer ferngelenkten Feststoffrakete mitwirkte.

[Bearbeiten] Nachkriegszeit

1948 begab sich Hermann Oberth in die Schweiz und arbeitete dort als wissenschaftlicher Gutachter. In den Jahren 1950 bis 1953 stand er in Diensten der italienischen Marine und entwickelte eine Feststoffrakete. 1955 arbeitete er auf Betreiben seines ehemaligen Schülers Wernher von Braun in den USA im Raketen-Entwicklungszentrum in Huntsville in Alabama. 1958 kehrte er nach Deutschland zurück, um 1961 noch einmal in die USA zu reisen, wo er als beratender Ingenieur der Firma Convair in San Diego in Kalifornien tätig war. Anschließend trat er in den Ruhestand und war außerdem von 1965 bis 1967 Mitglied der neugegründeten NPD.

Hermann Oberth starb am 28. Dezember 1989 im Alter von 95 Jahren in Nürnberg. An seinem Wohnort, dem mittelfränkischen Feucht, befindet sich ein Hermann-Oberth-Museum.

[Bearbeiten] Auszeichnungen und Ehrungen

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

  • Die Rakete zu den Planetenräumen, 1923
  • Die Möglichkeit der Weltraumfahrt. Allgemeinverstliche Beiträge zum Raumschiffahrtsproblem, 1928 (gemeinsam mit Franz Hoefft, Walter Hohmann und Willy Ley)
  • Menschen im Weltraum. Neue Projekte für Raketen- und Raumfahrt, 1954
  • Das Mondauto, 1959
  • Stoff und Leben. Betrachtungen zum modernen Weltbild, 1959
  • Katechismus der Uraniden. Haben unsere Religionen eine Zukunft? Gedanken aus philosophischen Vorträgen und zum Teil noch unveröff. Schriften, 1966
  • Politik und Kunst, 1975

[Bearbeiten] Literatur

  • Hans Barth: Hermann Oberth. "Vater der Raumfahrt". Autorisierte Biographie. Bechtle, Esslingen u.a. 1991. ISBN 3-7628-0498-2
  • Rolf Hochhuth: Hitlers Dr. Faust. Tragödie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2000. ISBN 3-499-22872-6 (Das Theaterstück thematisiert am Beispiel von Hermann Oberths Forschungen das Dilemma des Naturwissenschaftlers (friedliche und militärische Nutzung der Raketentechnik))
  • Michael Kroner: Hermann Oberth. Bund der Vertriebenen, Bonn 1984. (= Arbeitshilfe / Bund der Vertriebenen; 41)
  • Boris Rauschenbach: Hermann Oberth 1894-1989. Über die Erde hinaus. Eine Biographie. Böttiger, Wiesbaden 1995. ISBN 3-925725-23-7 (deutsche Übersetzung der 1993 in Moskau erschienenen Biographie)

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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