Hexenbesen (Biologie)
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Hexenbesen sind kugelige und buschige Verwachsungen in den Kronen zumeist von Tannen und Birken.
Während die in Tannen vorkommenden Hexenbesen von einem Rostpilz mit Zwischenwirten aus der Familie der Nelkengewächse verursacht werden, entstehen die Birken-Hexenbesen durch eine ganz einfach aufgebaute Art der Schlauchpilze (Ascomycota), nämlich Taphrina betulina. Diese bildet auf der Oberfläche der Birkenäste winzig kleine Schläuche aus. Dadurch verursacht sie dauerhafte Wuchsstörungen, indem sie die Birke immer wieder zum Austrieb und zur Neubildung von sogenannten schlafenden Knospen antreibt. Dies hat zur Folge, dass es an den Befallsstellen zu einer Zweigsucht kommt: zur Bildung zahlreicher dünner und kurzer Zweige, die wir als Hexenbesen bezeichnen. Diese Gebilde haben eine Ähnlichkeit mit den Besen, die einst unsere Großeltern aus einem Stecken und Birkenzweigen zusammenbanden. Das Myzel des Pilzes überlebt in der Rinde der Zweige. In der Krone vor allem von Birken können sehr viele Hexenbesen entstehen, die manchmal auch sehr groß werden. Demzufolge beeinflussen sie auch das Wachstum des Baumes negativ.
Auch Hexenbesen an anderen Laubhölzern werden häufig von Taphrina-Arten verursacht.
Bei den Weißtannen ist die Schadwirkung einer Infektion mit dem Erregerpilz des Tannen-Hexenbesens noch gravierender. Denn der betreffende, mit einigen Nelkengewächsen (Caryophyllaceae) wirtswechselnde Rostpilz, der von daher den wissenschaftlichen Namen Melampsorella caryophyllacearum erhielt, erzeugt an den Ästen und Stämmen der befallenen Tannen außerdem den Tannenkrebs.
An Lärche konnte als Ursache für hexenbesenartigen Wuchs ein Befall durch Rickettsien-ähnliche Organismen nachgewiesen werden. Ebenfalls können an einigen Baumarten wie Esche und Robinie pflanzenpathogene Viren die Verursacher sein. Hexenbesen an Fichte und Kiefer sind meistens nicht parasitär verursacht, sondern entstehen durch vererbbare Knospenmutationen. Diese werden sich in der Züchtung von kleinwüchsigen Nadelgehölz-Zierformen zu nutze gemacht.
Mancherorts werden auch die von weitem ähnlich erscheinenden Misteln als Hexenbesen bezeichnet.
[Bearbeiten] Literatur
- Fritz Schwerdtfeger: Die Waldkrankheiten. Lehrbuch der Forstpathologie und des Forstschutzes. Paul Parey, Hamburg und Berlin 1981, ISBN 3-490-09116-7
Zur weiteren Bedeutung siehe auch: Hexe und Hexenbesen (Mythologie)