Hirudin
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Hirudin ist ein Polypeptid, das um die Jahrhundertwende in Greifswald aus dem medizinischen Blutegel (Hirudo medicinalis) gewonnen wurde und der Antikoagulation (Blutgerinnungshemmung) dient.
1884 entdeckte der britische Physiologe John Berry Haycraft, dass Blutegel beim Blutsaugen einen Stoff mit stark gerinnungshemmender Wirkung absondern, den er „Hirudin“ nannte. Die Substanz wurde jedoch erst in denn 1950ern isoliert und ihre Struktur erst 1976 vollständig geklärt.
Die medizinische Verwendung von Hirudin geschieht entweder durch direktes Ansetzen lebender Egel am Patienten oder mittels des gentechnisch gewonnenen Präparates, welches dann Desirudin (ATC-Code B01AE01) oder Lepirudin (ATC-Code B01AE02) genannt wird. Hirudin ist in der Lage, die Plazenta-Schranke zum ungeborenen Kind zu überwinden sowie in die Muttermilch zu gelangen.
Hirudin bindet sich an die Fibrinogenbindestelle von Thrombin und hemmt über einen Ausläufer das aktive Zentrum, wodurch dessen Wirkung blockiert wird. Es kommt vor allem bei Patienten mit Heparininduzierter Thrombozytopenie Typ II (HIT II) zum Einsatz.