Historia (Musik)
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Historia (lateinisch = "Geschichte") bezeichnete im späten Mittelalter die Antiphonen und Responsorien des Stundengebetes eines Tages, vermutlich weil sie der Lebensgeschichte des jeweiligen Heiligen entnommen waren. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden Kompositionen nach Vorbild der responsorialen Passion, in denen biblische Erzählungen mit wechselnden Besetzungen vertont wurden. Die Historien wurden häufig in Fest- und Gebetsgottesdiensten aufgeführt.
Die zunehmende Aufteilung des gesungenen Textes auf verschiedene Rollen und eine Steigerung in Ausdruck und Besetzung führten dazu, dass die Historie als eigenständige Gattung im Laufe des späten 17. Jahrhunderts an Bedeutung verlor und in die Tradition des Oratoriums mündete.
Im Zuge der Erneuerungsbewegung der evangelischen Kirchenmusik nach 1920 erwachte das Interesse an der Historie neu. Die neu entstandenen Werke wurden dabei häufig mit dem deutschen Wort "Geschichte" bezeichnet, manchmal auch - trotz der a-cappella-Besetzung - als "Oratorium". Beispiele sind die Weihnachtsgeschichte von Hugo Distler (1933), das Weihnachtsoratorium von Kurt Thomas und Werke von Karl Michael Komma.
[Bearbeiten] Bedeutende Komponisten und Werke
- Antonio Scandello: Auferstehungs-Historie (1568)
- Heinrich Schütz: Auferstehungshistorie ("Historia der fröhlichen uns siegreichen Auferstehung unsers einigen Erlösers und Seligmachers Jesu Christi", 1623); Weihnachtshistorie ("Historia der freuden- und gnadenreichen Geburt Gottes und Mariens Sohnes, Jesu Christi", 1664)
- Thomas Selle: Auferstehungs-Historie (ca. 1645)
- Johann Schelle: Weihnachts-Historie ("Actus musicus auf Weyh-Nachten", ca. 1683)
- Johann Philipp Krieger: Weihnachtshistorien (17. Jh.; verschollen)