Historizismus (Sprachwissenschaft)
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Historizismus, auch Historismus, ist ein sprachwissenschaftlicher Begriff für ein Wort, das etwas bezeichnet, das in der heutigen Welt nicht mehr existiert, z.B. Vasall, Telegraphenamt, Datasette usw. Entsprechend der Entwicklung der Welt werden auch die sie bezeichnenden Wörter oft in einem längeren Prozess zu Historizismen, gegenwärtig etwa ein Wort wie Wählscheibe. Im Unterschied zu Archaismen wie Maid, Oheim oder sintemal sind Historizismen nicht veraltet, sondern im gegenwärtigen Sprachgebrauch noch lebendig. Sie werden zwar nur in Äußerungen über die Vergangenheit benutzt und sind deshalb zum Teil nur Fachleuten (z.B. Historikern) vertraut; in dieser Verwendung gibt es jedoch keine Alternative zu den Historizismen, da es für den Vasallen kein 'moderneres' Wort gibt – im Gegensatz zu Archaismen: Auch im historischen Diskurs über ein mittelalterliches Mädchen wird man es nicht als Maid bezeichnen.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Historismus (Begriffsklärung)
[Bearbeiten] Literatur
- Bodo Mrozek, Lexikon der bedrohten Wörter, Reinbek: Rowohlt 2005. ISBN 3499620774
- Nabil Osman (Hg.): Kleines Lexikon untergegangener Wörter, Wortuntergang seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. 13., unveränderte Auflage, München 2003, ISBN 3-406-45997-8
- Oskar Reichmann: Wörterbücher archaischer und untergegangener Wörter. In: Hausmann / Reichmann / Wiegand / Zgusta (eds.), Wörterbücher. Dictionaries. Dictionnaires. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. Teilband 2, Berlin/New York:de Gruyter, 1990, S. 1153-1158