Hromkla
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Hromkla, auch Hromklay (türkisch: Rum kalesi, d. h. Griechische Festung, alias Ρωμαιων Κουλα, Qal'at ar-Rum, Ranculat) ist eine Burg (später Ruine) am Euphrat im Westen von Aintab (heute: Gaziantep). Seit dem ersten Kreuzzug gehörte sie zum Territorium von Edessa.
1151 übersiedelte Gregor III. Pahlawuni, der Katholikos der Armenischen Apostolischen Kirche, auf Einladung von Beatrice, der Frau des Joscelin II. von Edessa, von seinem Amtssitz in Dzvok nach Hromkla. Nach Bar Hebraeus vertrieb er den dortigen Kastellan Michael, er scheint die rhomäische (byzantinische) Festung aber später gekauft zu haben. Für und 150 Jahre blieb Hromkla der Amtssitz der Patriarchen von Kilikien (anschließend Sis). Hier residierte auch der bedeutende Katholikos Nerses IV. Schnorhali.
1179 tagte in Hromkla ein Konzil über die Frage der Vereinigung der armenischen mit der byzantinischen Kirche. Zu den Teilnehmern gehörte auch der Katholikos der kaukasischen Albanier sowie Bischöfe Großarmeniens, nicht jedoch die unionsfeindlichen Vorsteher der bedeutenden dortigen Klöster Haghpat und Sanahin.
Häufig zu Gast in Hromkla war der Patriarch der syrisch-orthodoxen Kirche aus dem nahen Barsauma-Kloster. Patriarch Ignatius III. David (1222-1252) ließ die gesamte Bibliothek dieses Klosters nach Hromkla überführen, darunter Originalhandschriften des Patriarchen Michael I. d. Gr. († 1199).
Im Skriptorium von Hromkla wirkte in der 2. Hälfte des 13. Jh. der berühmte Illuminator T'oros Roslin.
Am 28. Juni 1292 wurde die Burg durch die islamischen Mamluken erobert. Nach Hethum von Korykos nahmen die Eroberer Katholikos Stephan IV., Bischöfe, Vardapets, Priester sowie viele Christen gefangen und übergaben Bischofspalast und Kirche von Hromkla ehemals christlichen Apostaten. Stephan IV. wurde nach Ägypten verbracht, wo er nach einjähriger Gefangenschaft starb.
Die Reste der Anlage verschwanden beim Bau des Birecik-Stausees.
[Bearbeiten] Literatur
- Hansgerd Hellenkemper: Burgen der Kreuzritterzeit in der Grafschaft Edessa und im Königreich Kleinarmenien. Habelt, Bonn 1976, 51-61.
- Hanspeter Hanisch: Hromklay : die armenische Klosterfestung am Euphrat. Begleitbuch zur Ausstellung der Fotodokumentation im Vorarlberger Landesmuseum Bregenz. 15. März - 20. April 2002. Bregenz: Vorarlberger Landesmuseum 2002. ISBN 3-901802-11-8
- Hellen C. Evans: Manuscript Illumination at the Armenian Patriarchate in Hromkla and the West. Ph. D. diss. New York University 1990.
- Andrea B. Schmidt: Die armenisch-syrischen Beziehungen im Spiegel der kilikischen Übersetzungsliteratur. In: A. Drost-Abgarjan (Hrsg.): Armenologie in Deutschland. Münster 2005, 119-126.
- Shahe Ajamian: The Colophon of the Gospel of Hethum "Bayl". In: Shahe Ajamian (Hrsg.): Text and context : studies in the Armenian New Testament (University of Pennsylvania Armenian texts and studies 13). Scholars Press, Atlanta, Ga. 1994, 1-13, hier 5. ISBN 0-7885-0033-3