Indirekte Rede
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Die indirekte Rede ist in ein Mittel zur distanzierten, berichtenden Widergabe von Äußerungen. Die Wiedergabe der Äußerung kann wortgenau oder verkürzt sein, oder einzelne Teile in anderer Reihenfolge als im Original widergeben. Die indirekte Rede wird nicht in Anführungszeichen gesetzt sondern durch den Konjunktiv und häufig durch einen einleitenden Subjunktor gekennzeichnet. Die indirekte Rede kann auch mit Subjunktor und Indikativ benutzt werden, wenn der Verbindlichkeitsanspruch der Originaläußerung übernommen wird.
Neben der indirekten Rede gibt es die direkte Rede und die erlebte Rede.
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[Bearbeiten] Vergleich direkte und indirekte Rede im Deutschen
Im Deutschen unterscheiden sich direkte und indirekte Rede wie folgt in vielen Punkten:
direkte Rede | Beispiel | indirekte Rede | Beispiel |
---|---|---|---|
Anführungszeichen (Schriftsprache) | Er sagte: „Sie hat kein Geld.“ | keine Anführungszeichen | Er sagte, dass sie kein Geld habe. |
keine Konjunktion | Er sagte: „Sie hat kein Geld.“ | Konjunktion dass oder keine Konjunktion | Er sagte, dass sie kein Geld habe. Er sagte, sie habe kein Geld. |
Sprechpause (mündliche Sprache) | Er sagte: (kurze Pause) "Sie hat kein Geld." | keine Sprechpause | Er sagte, dass sie kein Geld habe. |
Indikativ bzw. Modus der ursprünglichen Äußerung | Er sagte: „Sie hat kein Geld.“ | Konjunktiv (siehe auch unten: Modi) | Er sagte, dass sie kein Geld habe. |
keine Umwandlung von Pronomen | Er sagte: „Ich kann dir kein Geld mehr leihen.“ | Umwandlung aller Pronomen auf die 3. Person bzw. Umstellung auf die Origo des Erzählers | Er sagte, er könne mir/dir/ihm (je nach Perspektive) kein Geld mehr leihen. |
Matrixsatz für Zitat nötig (mit Zitatverb wie sagen, meinen, antworten, etc.) | Er sagte: „Ich kann dir kein Geld mehr leihen.“ | Matrixsatz kann wegfallen, wenn Sprecher klar | Er könne mir kein Geld mehr leihen |
[Bearbeiten] Weitere Beispiele zur Modusänderung in der indirekten Rede im Deutschen
- Er sagte, er sei aus Berlin gekommen. (Zum Zeitpunkt der originalen Rede war er schon da.)
- Er sagte, er würde aus Berlin kommen. Er sagte, er werde aus Berlin kommen. (Zum Zeitpunkt der originalen Rede lag die Ankunft in der Zukunft.)
- Ich sagte damals, ich sei aus Berlin gekommen.
- Du sagtest doch, du kämst mit.
- Du sagtest doch, dass du mitkommen würdest. Du sagtest doch, dass du mitkämst.
- Du sagtest, du seist mitgenommen worden.
Bei der direkten Rede wird die Aussage dagegen ohne Modusänderung wiedergegeben.
- Sie sagt: „Ich komme morgen aus Berlin“.
Oft wird in der Umgangssprache bei der indirekten Rede anstelle des Konjunktivs heute auch der Indikativ verwendet, z.B.
- Er sagte, er stamme aus Berlin. (mit Konjunktiv)
- Er sagte, er stammt aus Berlin. (mit Indikativ)
[Bearbeiten] Indirekte Rede in anderen Sprachen
Da das Deutsche den Konjunktiv vor allem zur Kennzeichnung der indirekten Rede verwendet, unterliegen viele Deutschsprachige dem Trugschluss, dass dieser Modus auch in anderen Sprachen die gleiche Funktion hat. Das ist aber nicht so. In anderen europäischen Sprachen wie Englisch oder Französisch wird nicht der Modus, sondern das Tempus des Zitatsatzes verändert. Dagegen gilt auch hier die Regel der Anpassung der Pronomen.
Im Litauischen wird indirekte Rede mit infiniten Verbformen (z.B. Partizipien) ausgedrückt (s. Modus relativus).
In vielen anderen Sprachen ist der Unterschied zwischen direkter und indirekter Rede kaum stilistisch fassbar und weniger streng. So steht es dem Sprecher im Japanischen frei, Pronomen oder Modus zu ändern oder auch nicht.
[Bearbeiten] Literaturbeispiel
Der Roman Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann ist durchgehend in indirekter Rede geschrieben.