Internationale der Kriegsdienstgegner/innen
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Die Internatonale der Kriegsdienstgegner/innen e.V. (IDK) ist eine deutsche Sektion der War Resisters International (WRI). Sie ist eine Organisation von Antimilitaristen, Pazifisten und Kriegsdienstverweigerern. Die Geschäftsstelle der IDK befindet sich in Berlin. Das IDK-Archiv befindet sich im Archiv aktiv (Hamburg).
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[Bearbeiten] Grundsatzerklärung der Mitglieder der IDK
„Der Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin daher entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuarbeiten.“
[Bearbeiten] Geschichte
1947 konstituierte sich in Hamburg in der Nachfolge vom Bund der Kriegsdienstgegner (BdK) die „Internationale der Kriegsdienstgegner“ (IDK), die an die Tradition der radikalen Kriegsdienstgegnerschaft anknüpfte. Theodor Michaltscheff war Gründungsmitglied und IDK-Vorsitzender. Von 1947 bis 1966 hat Theodor Michaltscheff für die IDK die Zeitschrift „Die Friedensrundschau“ herausgegeben.
1947/48 hatte die IDK an der gesetzlichen Verankerung des Rechtes auf Kriegsdienstverweigerung im Grundgesetz maßgeblichen Anteil ( GG Artikel 4,3 ). Die IDK kritisierte allerdings die Einschränkungen des Rechtes auf Kriegsdienstverweigerung im Grundgesetz, insbesondere den staatlichen Zwangscharakter des Ersatzdienstes (später Zivildienst).
Die IDK war beteiligt am Widerstand gegen die Remilitarisierung (spektakuläre Verbrennung des Generalvertrags 1952) der BRD. Ein Teil der IDK-Gruppen unterstützte die Neutralisierungsbestrebungen der Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP) Gustav Heinemanns und setzte sich für Gespräche mit den osteuropäischen Staaten ein. Beim ersten Ostermarsch war die IDK dabei und beteiligte sich alljährlich an diesen Demonstrationen.
1967 gab es in der Bundesrepublik Deutschland die Fusion der Mehrheit der Gruppen der „Internationale der Kriegsdienstgegner“ (IDK) mit der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) zur „DFG-IdK“. 1974 folgte der Zusammenschluss mit dem „Verband der Kriegsdienstverweigerer“ (VK) zur Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen. (DFG-VK).
Die IDK in Berlin (West) blieb weiterhin bestehen und hatte auch Mitglieder im gesamten Bundesgebiet.
In West-Berlin gab es keine Wehrpflicht. Bis zur Einführung der Wehrpflicht in Folge der deutschen Vereinigung hat die IDK in Berlin schwerpunktmäßig Wehrpflicht-Flüchtlinge und Deserteure beraten – die IDK hat auch totale Kriegsdienstverweigerer (TKDV)(Totalverweigerung) beraten und unterstützt.
In den 80er Jahren wurde auf Initiative der IDK das Libertäre Forum in Berlin initiiert. Beteiligt waren auch Aktive aus dem Umfeld Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union und der Graswurzelrevolution und andere Libertäre. Mit IDK-Unterstütung erscheint die Textsammlung zum Thema "Gewaltfreie Revolution".
Der „Antimilitaristische Informationsdienst – AID“ wurde von der IDK von 1990 – 1994 herausgegeben und dokumentiert Probleme der "deutschen Einheit" und antimilitaristische Aktionen in dieser Zeit. Der AID wurde abgelöst durch die IDK-Beteiligung an der Zeitschrift "tilt" (Magazin gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär). "tilt" erschien bis Ende der 90er Jahre.
Im Rahmen der Friedensbewegung, insbesondere um die Zeitschrift „Graswurzelrevolution“, beteiligten sich IDK-Mitglieder an gewaltfreien Aktionen. Gewaltfreie Aktion war seit Gründung der IDK Orientierung für politisches Handeln.
[Bearbeiten] Ziele
Die IDK fördert die internationalistische und antimilitaristische Gesinnung und den Völkerverständigungsgedanken sowie die Toleranz auf allen Gebieten der Kultur. Sie tritt ein für die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten für alle ohne Unterschied in bezug auf Rasse, Geschlecht, Sprache, Religion und Weltanschauung.
Jedes IDK-Mitglied unterschreibt die Grundsatzerklärung: „Der Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin daher entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuarbeiten.“
Der Begriff Kriegsdienstgegner und Kriegsdienstgegnerinnen wird von der IDK umfassend interpretiert – als individueller und sozialer Begriff:
- Kriegsdienst bedeutet nicht nur Dienst im Krieg, sondern Dienst am Krieg, und dieser Krieg beginnt nicht erst beim Ausbruch der Feindseligkeiten, sondern bei der psychologischen, politischen und wirtschaftlichen Vorbereitung zum Krieg.
- Somit sind die Aufgaben in erster Linie vorbeugenden Charakters und schließen in sich die Beseitigung der Kriegsursachen und die Schafffung einer sozialen und wirtschaftlich gerechten Gesellschaftsordnung mit ein, die keine Kriege aufkommen lässt.
- Die Verweigerung von Kriegs- und Zwangsdiensten ist eine persönliche Tat und eine soziale Aufgabe.
Der Verein macht sich zur Aufgabe, den Verweigerern und Verweigererinnen von Kriegs- und Zwangsdiensten Schutz und Hilfe zu gewähren. Politisches Ziel ist die Abschaffung von Wehrpflicht, Zwangsdiensten und Militär.
[Bearbeiten] Mitglieder (u.a.)
- Theodor Michaltscheff
- Fritz Hartnagel
- Helmut Gollwitzer
- Ossip K. Flechtheim
- Wolfgang Zucht
- Wolfram Beyer (s.u. Literatur)
[Bearbeiten] Literatur
- Archiv aktiv (Hrsg.): 20 Jahre Friedensrundschau - 20 Jahre Internationale der Kriegsdienstgegner (1947 - 1966), persönliche Erinnerungen von Theodor Michaltscheff, Hamburg o.J., ISBN: 3-9805270-0-X
- Guido Grünewald: Die Internationale der Kriegsdienstgegner (IdK). Ihre Geschichte 1945-1968, Köln 1982
- Wolfram Beyer (Hrsg.): G.Lakey / M.Randle, Gewaltfreie Revolution, Beiträge für eine herrschaftslose Gesellschaft, OPPO Verlag Berlin 1988
- Albert Camus, Weder Opfer noch Henker, herausgegeben von der Internationale der Kriegsdienstgegner/innen e.V. (IDK e.V.) in der Schriftenreihe des Libertären Forums Berlin, Oppo Verlag Berlin 1991
- Wolfram Beyer (Hrsg.): Zur Theorie und Praxis des Humanismus – Kriegsdienste verweigern, Pazifismus heute (Hommage an Ossip K. Flechtheim), November 2000, Herausgegeben im Auftrag der IDK und des HVD (Humanistischer Verband Deutschlands, LV Berlin)