Japanische Kneipe
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Die japanische Kneipe oder Izakaya (jap. 居酒屋, da, wo es Alkohol gibt) ist der populärste Gastronomiebetrieb in Japan. Wie in einer deutschen Kneipe ist der Hauptgrund, hierher zu kommen der Konsum alkoholischer Getränke.
Im Unterschied dazu aber haben japanische Kneipen immer einen Koch und bieten eine Auswahl von Speisen oder sogar eine umfangreiche Speisekarte, da Japaner üblicherweise immer auch zumindest eine Kleinigkeit (sogenannte Tsumami) essen, wenn sie Alkohol trinken. Oft gibt es so eine Kleinigkeit als Service, gewöhnlich vorweg, nachdem man sich an einen Tisch gesetzt hat. In manchen japanischen Kneipen wird es sogar ungern gesehen, wenn Gäste nur trinken bzw. gibt es einen Mindestverzehr für Speisen.
Wohl auch aus diesem Grund kann man in japanischen Kneipen nicht stehen, sondern sitzt immer (im Gegensatz zu Yatai); der Platz wird einem von der Bedienung zugewiesen. Man kann als kleine Gruppe oder in kleineren Kneipen entweder an der Theke sitzen; wie im Westen an normal hohen Tischen auf Stühlen oder auf traditionellen Sitzkissen auf Tatamimatten an niedrigen Tischen. In vielen Kneipen muss man die Schuhe ausziehen, in spezielle Fächer legen und in von der Kneipe gestellten Pantoffeln oder barfuß umherlaufen.
Kneipen gibt es in Japan seit altersher; bis zu den 1970er Jahren handelte es sich aber vor allem um kleinere Etablissements, manchmal nur auf Wohnzimmergröße im Erdgeschoss des Hauses des Betreibers, die oft vom Koch alleine betrieben und fast ausschließlich von männlichen Geschäftsleuten nach der Arbeit frequentiert wurden. Diese Art von familiärem Izakaya, auch Sunakku (Snack) genannt, ist auch heute noch sehr verbreitet und wird zumeist von einer Frau betrieben, die von den Gästen "Mama" genannt wird. Oft finden sich hier auch Karaoke-Anlagen mit denen ältere Japaner Enka (eine japanische Musikrichtung) singen.
Das änderte sich ab den 1980er Jahren schlagartig, als große Ketten wie Tsuboha oder Shirokiya begannen, in ganz Japan Großkneipen zu eröffnen, die alle mit identischen Speisekarten ausgestattet sind und viel mehr Platz bieten, vor allem auch für große Gruppen (20 - 40 Personen). Diese Großkneipen haben nun Platz für die japanischen Partys, bei denen normalerweise immer eine ganze Firmenabteilung oder ein ganzer Sportkreis einer Universität mit mehreren Dutzend Mitgliedern geschlossen feiert. Mit diesen Großkneipen begannen auch Frauen, in japanische Kneipen zu gehen. Schließlich sind die Preise bei Großkneipen auch signifikant günstiger als bei den kleinen Ein-Mann-Betrieben; oft bieten sie sogenannte "Party-Pläne", bei denen man zwei oder drei Stunden lang soviel trinken und essen kann, wie man will (Preis: etwa 3.000 bis 4.000 Yen).
Heute gibt es Dutzende von Kneipenketten, oft mit mehreren hundert Filialen im ganzen Land, die sich allerdings kaum voneinander abheben. Die kleinen althergebrachten Kneipen reagierten, indem sie ihre Kneipen geschlossen stunden- oder tageweise an Party-Gruppen vermieten.
Japanische Kneipen unterscheiden sich von den westlichen Kneipen, die es auch in den größeren Städten gibt. Vor allem der englisch-irische Pub hat sich durchgesetzt. Allerdings wirkt sich auch hier das traditionelle Kneipensystem aus: In Pubs gibt es ebenfalls eine große Speisekarte, eine eigene Küche und man bekommt normalerweise vom Kellner einen Tisch zugewiesen ("darf" aber auch stehen). Wer wirklich nur trinken will, geht in Japan dagegen in eine vornehm wirkende Shot-Bar.
Die japanischen Kneipen sind eines der sichtbaren Zeichen, wie wenig japanische Gesetze im Alltag beachtet werden: Während sowohl Alkohol- als auch Zigarettenkonsum erst mit Erreichen der japanischen Volljährigkeit, also mit 20 Jahren, erlaubt sind, sind die Kneipen gerade zu Semesteranfang mit Horden von 18jährigen Erstsemestern voll, die sich hemmungslos mit den "Partyplänen" betrinken; die Kellner kommen kaum mit dem Austauschen der vollen Aschenbecher nach.