Johann Strauß (Sohn)
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Johann Strauß (Sohn) (* 25. Oktober 1825 in St. Ulrich, heute ein Teil von Wien-Neubau; † 3. Juni 1899 in Wien) war ein österreichischer Kapellmeister und Komponist.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Seine Familie nannte ihn Schani (österreichischer Spitzname von Johann), da sein Vater auch Johann hieß.
Die Familie stammt aus dem Raum Wien-Niederösterreich. Um das Jahr 1930 wurde entdeckt, dass der Großvater Johann Micheal Strauß ein getaufter Jude war. 1938 sorgte dieser Umstand dann bei NS-Reichssippenamt für große Aufregung und wurde durch eine Urkundenfälschung vertutscht.
In diesem Zusammenhang war es für das NS-Regime auch sehr peinlich, dass die Librettisten seiner Operetten Juden waren: Ignaz Schnitzer, Victor Léon, Leo Stein.
Sein Vater Johann Strauß (Vater) sah für ihn ursprünglich eine Laufbahn als Beamter vor, doch seine Mutter ermöglichte ihm ein Musikstudium beim Basslehrer Hofmann. Trotzdem kam es bald darauf zum endgültigen Bruch mit seinen Eltern und er begann Konzerte zu geben. Schon sein erster Auftritt im Casino Dommayer (15. Oktober 1844) war ein Riesenerfolg. Tourneen führten ihn durch ganz Europa und Nordamerika. Nach dem Tod seines Vaters 1849 übernahm er dessen Orchester und wurde 1863 zum k.k. Hofball-Musikdirektor ernannt, d.h. er leitete alle Hofbälle. Er tat dies bis 1871, als er selbst um die Enthebung von diesem Posten ansuchte. Dies wurde auch genehmigt, gleichzeitig wurde ihm der Franz-Joseph-Orden verliehen. Nachfolger wurde sein Bruder Eduard Strauß.
Bis zu diesem Zeitpunkt komponierte Strauß nur Tanzmusik, was seinen Ruf als Walzerkönig begründete. 1864 traf er mit Jacques Offenbach zusammen, der ihn zur Komposition von Operetten anregte, die Strauß aber selbst immer als Komische Oper bezeichnete. Am 10. Februar 1871 hatte dann seine erste Operette, Indigo und die 40 Räuber im Theater an der Wien Premiere. Ebenfalls an diesem Theater fand die Uraufführung seiner erfolgreichsten und der wahrscheinlich bekanntesten Operette überhaupt, Die Fledermaus, am 5. April 1874, statt. Diese Operette wurde 1894 auch in das Repertoire der Hofoper (heute Wiener Staatsoper) aufgenommen und ist bis heute die einzige Operette, die dort gespielt wird.
Damit galt Strauß auch als Begründer der goldenen Ära der Wiener Operette.
Es folgten eine Reihe weiterer Operettenpremieren, darunter Der lustige Krieg und Eine Nacht in Venedig. 1876 erhielt er die Genehmigung zum Bau eines Wohnhauses (die so genannten Strauß-Palais). Anlässlich seines vierzigjährigen Künstlerjubiläums im Jahre 1884, das er wieder beim Dommayer feierte, wurde ihm das Wiener Bürgerrecht verliehen.
1885 war Premiere des Zigeunerbarons mit Alexander Girardi in der Hauptrolle, darauf folgten einige heute eher weniger bekannte Operetten. Seine letzte Operette Göttin der Vernunft vollendete er nur, weil er sich vertraglich zu der Komposition verpflichtet hatte. Da er das Libretto von Alfred Maria Willner ablehnte, distanzierte er sich von der Oper und erschien nicht einmal zur Premiere am 13. März 1897, die wiederum im Theater an der Wien stattfand. Sein Werk Wiener Blut, das seine Uraufführung erst nach seinem Tod 1899 im Carltheater erlebte, war von Strauß nicht mehr als Operette konzipiert worden; es handelt sich dabei um bekannte Strauß-Melodien früherer Jahre, die der Kapellmeister Adolf Müller junior neu zusammenstellte.
Strauß komponierte rund zwanzig Operetten, fünfhundert Walzer, Polken und Quadrillen, ein Ballett (Aschenbrödel) sowie eine Oper (Ritter Pasmán). In Wien erinnern zahlreiche Denkmäler und Gedenktafeln an ihn. Der Walzer An der schönen blauen Donau (bekannter unter dem Titel Donauwalzer) wurde so etwas wie eine inoffizielle Hymne Wiens und Österreichs. Strauß war insgesamt dreimal verheiratet. Seine erste Ehefrau Henriette, geborene Chalupetzky, starb 1878. Schon wenige Wochen später heiratete er die Schauspielerin Angelika Dittrich, die ihn 1882 verließ. Im selben Jahr wurde die Ehe "von Tisch und Bett" geschieden; eine Trennung dem Bande nach war nicht möglich, da in Österreich das katholische Eherecht auch im bürgerlich-rechtlichen Bereich galt. Um erneut heiraten zu können (diesmal Adele, geborene Deutsch, verwitwete Strauss), musste Strauß die österreichische Staatsbürgerschaft aufgeben, Bürger des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha und wie seine Braut evangelisch werden. Im Jahr 1887 löste Herzog Ernst II. - entsprechend dem im Herzogtum geltenden Eherecht - die Ehe mit Angelika Dittrich auf und Strauß heiratete im selben Jahr in Coburg Adele Strauss. Alle drei Ehen blieben kinderlos.
Johann Strauß starb am 3. Juni 1899 in Wien an einer Lungenentzündung, beigesetzt ist er auf dem Zentralfriedhof Wien. Sein Denkmal im Wiener Stadtpark stammt von Edmund Hellmer.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
[Bearbeiten] Oper
- Ritter Pázmán (1892)
[Bearbeiten] Operetten
- Indigo und die 40 Räuber (1871)
- Karneval in Rom (1873)
- Die Fledermaus (1874)
- Cagliostro (1875)
- Prinz Methusalem (1877)
- Blindekuh (1878)
- Das Spitzentuch der Königin (1881)
- Der lustige Krieg (1881)
- Eine Nacht in Venedig (1883)
- Der Zigeunerbaron (1885)
- Simplicius (1887)
- Göttin der Vernunft (1897)
- Wiener Blut (kein Originalwerk!) (1899)
(Vollständige Auflistung, siehe www.johann-strauss.at)
[Bearbeiten] Walzer
- Künstlerleben (1867)
- An der schönen blauen Donau (1867)
- Kaiserwalzer (1888)
- Sinngedichte op. 1 (1844)
- Sängerfahrten op. 41 (1847)
- Lava-ströme op. 74 (1850)
- Rhadamantus-Klänge op. 94 (1851)
- Mephistos Höllenrufe op. 101 (1851)
- Liebeslieder op. 114 (1852)
- Phönix-Schwingen op. 125 (1853)
- Schneeglöckchen op. 143 (1854)
- Nachtfalter op. 157 (1855)
- Man lebt nur Einmal! (1855)
- Accelerationen op. 234 (1860)
- Immer Heiterer op. 235 (1860)
- Karnevalsbotschafter (1862)
- Leitartikel op. 273 (1863)
- Morgenblätter op. 279 (1863)
- Studentenlust op. 285 (1864)
- Feuilleton op. 293 (1865)
- Bürgersinn op. 295 '(1865)
- Flugschriften op. 300 (1865)
- Wiener Bonbons op. 307 (1866)
- Feenmärchen op. 312 (1866)
- Telegramme op. 318 (1867)
- Die Publicisten op. 321 (1868)
- Geschichten aus dem Wienerwald op. 325( 1868)
- Illustrationen op. 331 (1869)
- Wein, Weib und Gesang op. 333 (1869)
- Freuet Euch des Lebens op. 340 (1870)
- Neu Wien op. 342 (1870)
- Tausend und eine Nacht op. 346 (1871)
- Bei uns Z'haus op. 361 (1873)
- Wo die Zitronen blühen op. 364 (1874)
- Du und du op. 367 (1874)
- Cagliostro-Walzer op. 370 (1875)
- O Schöner Mai! op. 375 (1877)
- Rosen aus dem Süden op. 388 (1880)
- Nordseebilder op. 390 (1880)
- Kuss-Walzer op. 400 (1881)
- Frühlingsstimmen op. 410 (1883)
- Lagunen-Walzer op. 411 (1883)
- Schatz-Walzer op. 418 (1885)
- Wiener Frauen op. 423 (1886)
- Donauweibchen op. 427 (1887)
- Kaiser-Jubiläum-Jubelwalzer op. 434 (1888)
- Kaiser-Walzer op. 437 (1888)
- Rathausball-Tänze op. 438 (1890)
- Gross-Wien op. 440 (1891)
- Seid umschlungen Millionen op. 443 (1892)
- Klug Gretelein op. 462 (1895)
- Wiener Blut op. 354 (nicht komplett original)(1873/1899)
[Bearbeiten] Polkas
- Champagner-Polka op.211 (1858)
- Tritsch-Tratsch-Polka op. 214 (1858)
- Annen-Polka (1852) gewidmet der Maria Anna, Kaiserin von Österreich.
- Unter Donner und Blitz op.324
[Bearbeiten] Sonstige Werke
- Perpetuum Mobile op. 257 (1861) (Scherzo, ein musikalischer Scherz)
[Bearbeiten] Siehe auch
- Liste von Operetten-Komponisten
- Blumenstrauß (Familie)
[Bearbeiten] Weblinks
- Strauß, Johann II (Sohn), in Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 39. Band, Wien 1879.Online-Version:[1]
- Literatur von und über Johann Strauß (Sohn) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- www.johann-strauss.at
- Auflistung aller 17 Bühnenwerke
- Johann-Strauss-Gesellschaft Wien
- Deutsche Johann-Strauss-Gesellschaft
- Johann Strauß in Baden-Baden
- Johann Strauß und Coburg
- Fledermaus Tonbeispiel (MP3)
Personendaten | |
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NAME | Strauß, Johann |
ALTERNATIVNAMEN | Johann Strauß (Sohn) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Kapellmeister und Komponist |
GEBURTSDATUM | 25. Oktober 1825 |
GEBURTSORT | St. Ulrich, heute ein Teil von Wien-Neubau |
STERBEDATUM | 3. Juni 1899 |
STERBEORT | Wien |